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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht?“
    „Nicht besonders.“ Sie stiegen in den Kokongleiter. „Es war vorher so lang, hatte einen tiefblauen Tonfall und sah so aus wie das Meer an einem stürmischen Tag.“ Der Gleiter schoß auf einer Quecksilberspur davon. Sie hielt deutlichen Abstand von ihm und preßte sich an ihre Tür. „Und erst dein Make-up. Tut mir leid, Marta, ich wünschte, es würde mir besser gefallen.“
    „Ich wollte mich nur für deine Heimkehr hübsch machen.“
    „Warum läßt du deine Unterlippe nicht in Ruhe?“
    „Wieso, was tue ich denn?“
    „Nichts“, sagte er. „Wir sind schon da. Ist das Zimmer schon gebucht?“
    „Ja, auf deinen Namen.“
    Sie betraten das Hotel. Muller legte die Handfläche auf die Registrationsplatte. Sie leuchtete grün auf. Die beiden gingen zum Fahrstuhl. Das Hotel begann auf dem fünften Sublevel und reichte fünfzig Stockwerke tief in die Erde. Ihr Zimmer befand sich in einer der tiefsten Etagen. Das Beste ist gerade gut genug, dachte Muller, wahrscheinlich die Fürstensuite. Sie traten in ein Zimmer mit kaleidoskopartigen Wandbehängen und einem breiten Bett mit allem erdenklichen Komfort. Die Beleuchtung war taktvoll matt. Muller dachte an die langen Monate, die er allein mit den Mädchenwürfeln verbracht hatte, und schon begann es in seinem Unterleib zupochen. Er wußte, daß er Marta nichts zu erklären brauchte. Sie verließ ihn und verschwand im Umkleideraum. Sie blieb sehr lange dort. Muller zog sich aus.
    Nackt kam sie wieder herein. Das falsche Make-up war verschwunden, die Haare waren wieder blau.
    „Wie das Meer“, sagte sie. „Tut mir leid, daß ich es dort drin nicht waschen lassen konnte. Unglücklicherweise war die dortige Anlage nicht auf so etwas programmiert.“
    „Es sieht viel besser aus“, erklärte er ihr.
    Sie standen zehn Meter auseinander. Sie kehrte ihm die Seite zu, und er bewunderte die Konturen ihres zerbrechlichen, aber festen Körpers, die kleinen, hochstehenden Brüste, den knabenhaften Po und die geschwungenen Hüften.
    „Die Hydrier haben entweder fünf Geschlechter oder gar keins“, sagte Muller, „ich bin nicht sicher, was davon zutrifft. Daran kann schon ermessen werden, wie gut ich während meines dortigen Aufenthalts mit ihnen vorangekommen bin. Aber wie sie es dort auch treiben mögen, ich glaube, sie haben mehr Spaß daran als wir. Warum bleibst du so weit von mir weg, Marta?“
    Schweigend trat sie auf ihn zu. Er legte einen Arm um ihre Schultern und umfaßte mit der anderen Hand eine ihrer Brüste. Bei früheren Liebkosungen dieser Art hatte er gespürt, wie unter der Hand ihre Brustwarze vor Verlangen steinhart geworden war. Nicht so dieses Mal. Sie zitterte leicht, wie eine Stute, die vor dem Decken durchgehen will. Er drückte seine Lippen auf die ihren. Doch sie waren trocken, angespannt und abweisend. Als er ihr mit den Fingern über den Unterkiefer strich, schien sie Schüttelfrost zu bekommen. Er zog sie nach unten, und sie saßen nebeneinander auf dem Bett. Ihre Hand kam ihm fast widerstrebend näher. Er sah Schmerz in ihren Augen.
    Sie rollte von ihm weg, ihr Kopf prallte geradezu auf das Kissen. Er beobachtete ihr Gesicht, das sich vor kaum zu unterdrückenden Qualen verzerrte. Dann nahm sie seine Hände in die ihren und zog ihn zu sich heran. Sie legte die Knie an und öffnete die Oberschenkel.
    „Nimm mich, Dick“, sagte sie in etwas übertriebenem Tonfall. „Jetzt!“
    „Warum solche Eile?“
    Sie versuchte, ihn mit aller Kraft auf sich zu zerren, in sich hinein zu ziehen. Aber so wollte er es nicht haben. Er machte sich von ihr los und setzte sich auf. Sie war krebsrot im Gesicht und am Hals. Tränen glitzerten auf ihren Wangen. Er wußte jetzt, was los war, kannte die Wahrheit. Aber er konnte nicht anders, er mußte sie fragen.
    „Sag mir, was nicht stimmt, Marta?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Du benimmst dich, als ob du krank wärst.“
    „Ich glaube, das bin ich auch.“
    „Seit wann fühlst du dich denn unwohl?“
    „Ich … ach, Dick, was soll diese Fragerei? Bitte, komm zu mir, komm ganz nahe.“
    „Das willst du doch gar nicht wirklich, nicht wahr? Du bemühst dich nur, nett zu mir zu sein.“
    „Ich … ich versuche, dich glücklich zu machen, Dick. Es … es ist entsetzlich … so entsetzlich.“
    „Was denn?“
    Aber sie wollte ihm darauf keine Antwort geben. Sie begann, mit dem Becken zu kreisen und ihn an sich heranzuziehen. Er sprang aus dem Bett.
    „Dick, o Dick! Ich habe dich gewarnt,

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