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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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behalten. Er wird mindestens eine übersehen. Alles ist bestens in Ordnung, Ned. Sie befinden sich nicht in Gefahr.“
    „Bis etwas passiert“, antwortete Ned düster.
    Aber er zog es vor, sich nicht weiter über diesen Punkt zu unterhalten. Frierend und hungrig drängte er sich an die Wand und wartete weiter. Er beobachtete, wie sich hundert Meter vor ihm auf dem Platz ein kleines, wendiges Tier an ein viel größeres heranschlich und es tötete. Er sah, wie sich andere Raubtiere näherten und Stücke aus dem blutigen Kadaver rissen. Ned hörte die knackenden und reißenden Geräusche. Sein Blickfeld war teilweise eingeschränkt. Er renkte sich fast den Hals aus, als er sich nach der Drohne umsah, die ihn befreien sollte. Aber kein Roboter erschien.
    Er kam sich vor wie ein Menschenopfer auf einem Steinaltar, das jeden Moment getötet werden konnte.
    Die Raubtiere hatten ihr Werk vollbracht. Jetzt trotteten sie über den Platz auf ihn zu … kleine, wieselartige Geschöpfe mit großen, sich verjüngenden Köpfen und paddelförmigen Pfoten, aus denen gelbe, gebogene Krallen hervortraten. Rote Augen auf gelben Netzhäuten. Sie studierten ihn interessiert, ruhig und neugierig. Dickes, purpurrotes Blut klebte an ihren Schnauzen.
    Sie kamen näher. Eine lange, schmale Schnauze schob sich zwischen zwei Streben seines Käfigs. Rawlins trat danach. Die Schnauze verschwand wieder. Zu seiner Linken tauchte eine neue auf. Wenig später waren es schon drei.
    Und dann schlüpften die Raubtiere von allen Seiten herein.

 
Neun
     
     
     
    Boardman hatte sich im Camp der Zone F bequem und behaglich eingerichtet. In seinem Alter brauchte er sich nicht dafür zu entschuldigen. Er hatte nie einer spartanischen Lebensweise angehangen, und als Ausgleich für diese gefährlichen und anstrengenden Reisen pflegte er alle Annehmlichkeiten mit sich zu führen. Roboter hatten ihm das Nötige vom Schiff nachgebracht. Unter der milchweißen Kuppel des Pneumozelts hatte er sich einen Privatsektor abgetrennt – mit einem Heizkörper, wärmedämmenden Vorhängen, einem Schwerkraftneutralisator und selbst einer Hausbar. Brandy und andere „Muntermacher“ befanden sich immer in seiner Reichweite. Er schlief auf einer weichen, aufblasbaren Matratze. Darauf lag eine dicke, rote Heizdecke.
    Er wußte, daß die anderen Männer im Camp, die unter ganz anderen Bedingungen fertigwerden mußten, sich nicht darüber empörten. Sie erwarteten einfach von Charles Boardman, daß er sich mit Luxus umgab, wo immer er sich auch aufhielt.
    Greenfield trat ein. „Wir haben eine weitere Drohne verloren, Sir“, meldete er knapp. „Somit haben wir noch drei in den inneren Zonen.“
    Boardman setzte die Zündungskappe an die Spitze einer Zigarre. Zog daran, schlug die Beine übereinander, löste sie wieder, atmete aus und lächelte. „Wird Muller die auch noch knacken?“
    „Ich fürchte ja. Er kennt die Zugänge besser als wir. Und er überwacht sie alle.“
    „Haben Sie denn keine Roboter auf eine Route geschickt, die wir noch nicht vermessen haben?“
    „Zwei, Sir, und wir haben beide verloren.“
    „Hm. Dann schicken wir am besten einen ganzen Haufen Roboter auf einmal los und hoffen, daß wenigstens einer sich an Muller vorbeimogeln kann. Der arme Junge hat keine große Lust mehr, noch länger in seinem Käfig zu bleiben. Ändern Sie bitte das Programm ab. Das Schiffsgehirn kann mehrere Taktiken gleichzeitig einschlagen, wenn man es entsprechend programmiert. Ich schätze, zwanzig Drohnen dürften reichen.“
    „Wir haben nur noch drei“, sagte Greenfield.
    Boardman kaute verbissen auf seiner Zigarre herum. „Drei hier im Lager – oder insgesamt?“
    „Drei im Lager und fünf außerhalb des Labyrinths. Sie rollen gerade hinein.“
    „Wer ist dafür verantwortlich? Rufen Sie sofort Hosteen! Und sorgen Sie dafür, daß die Reproduktionsanlagen zu arbeiten beginnen! Ich will bis morgen früh fünfzig Drohnen haben! Nein, besser achtzig! Eine unglaubliche Fahrlässigkeit, Greenfield!“
    „Jawohl, Sir.“
    „Raus mit Ihnen!“
    „Jawohl, Sir.“
    Boardman sog vor Ärger heftig an der Zigarre. Er bestellte bei der Hausbar einen Brandy – das dicke, reichhaltige und zähflüssige Teufelszeug, das die Bruderschaft der Voraussicht auf Deneb XIII herstellte. Die Situation entwickelte sich höchst unangenehm. Er kippte ein halbvolles Cognacglas in einem Zug, keuchte und ließ sich noch einmal einschenken. Er wußte, daß er in Gefahr war, sein

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