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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Rawlins begrüßte in diesem Moment die Sicherheit seines Käfigs. Er legte angesichts dieses Trios, das da auf der Suche nach einem Nachtmahl durch die Stadt streifte, keinen Wert mehr auf eine Freiheit, in der er vornehmlich ungeschützt und ausgepumpt war. Leider begannen die Streben seines Käfigs in diesem Augenblick, geräuschlos in der Erde zu verschwinden.
     
     
3
     
    Muller, der in diesem Moment erschien, erfaßte mit einem Blick die Situation. Er blieb nur kurz stehen, um das einmalige Schauspiel vom Verschwinden des Käfigs in den ansonsten verborgenen Öffnungen zu verfolgen. Dann erfaßte sein Blick die drei hungrigen Raubschweine und die erschöpfte, blutüberströmte Gestalt von Ned Rawlins, der sich ihnen plötzlich ungeschützt ausgeliefert sah. „Runter mit dir!“ schrie Muller.
    Rawlins lief vier Schritte nach links, rutschte auf der Blutlache aus und blieb bei einem Kadaverhaufen am Straßenrand liegen. Im gleichen Augenblick gab Muller Feuer. Er hatte sich nicht damit aufgehalten, seine Waffe vorher auf Handbedienung umzustellen, da es sich hier nicht um die Beschaffung von Nahrungsmitteln handelte. Drei rasch hintereinander abgefeuerte Energiestrahlen warfen die Raubschweine nieder. Sie rührten sich nicht mehr. Muller lief auf Rawlins zu. In diesem Moment erschien aus dem Camp in Zone F ein Sondierungsroboter und rollte unbeschwert auf sie zu. Muller fluchte leise. Er zog die Desintegrator-Kugel aus einer Tasche und zielte mit dem kleinen Fenster auf die Drohne. Der Roboter wandte ihm sein seelenloses, blankes Gesicht zu, als er feuerte.
    Die Drohne verdampfte. Rawlins hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt. „Du hättest sie nicht vernichten sollen“, sagte er noch halb benommen. „Sie kam nur, um mir zu helfen.“
    „Diese Hilfe war nicht notwendig“, erklärte Muller. „Kannst du laufen?“
    „Ich glaube schon.“
    „Wie schwer bist du verletzt?“
    „Ich bin ein wenig angeknabbert worden, mehr nicht. Es ist nicht so schlimm, wie es aussieht.“
    „Komm mit“, sagte Muller. Neue Aasfresser marschierten auf dem Platz ein, angezogen von der riesigen Blutlache. Kleine, zahnbewehrte Wesen machten sich mit Feuereifer an die Arbeit, das Trio der Raubschweine zu zerlegen. Rawlins sah mitgenommen aus; er wankte und murmelte vor sich hin. Ohne an seine Ausstrahlung zu denken, packte ihn Muller am Arm und zog ihn mit sich. Rawlins fuhr zusammen und wollte sich aus dem Griff befreien. Aber dann schien er seine Unhöflichkeit zu bereuen und hielt Muller freiwillig den Arm hin. Sie überquerten den Platz. Rawlins zitterte, und Muller wußte nicht, ob das eher der Auswirkung seines eben erlebten Abenteuers zuzuschreiben war oder ob es an seiner Ausstrahlung lag, der Rawlins jetzt so nahe war.
    „Hier hinein“, sagte Muller kurz und bündig.
    Sie traten in einen sechseckigen Raum. Hier stand Mullers Diagnostat. Er verschloß die Tür, während Rawlins ermattet auf den blanken Boden hinabsank. Sein blondes Haar klebte verschwitzt an der Stirn. Seine Augen bewegten sich unruhig. Die Pupillen waren erweitert.
    „Wie lange mußtest du dich gegen die Angriffe wehren?“ fragte Muller.
    „Etwa fünfzehn bis zwanzig Minuten, ich weiß es nicht genau. Es waren mindestens fünfzig Tiere, wahrscheinlich sogar hundert. Ich habe ihnen unablässig das Genick gebrochen. Nur ein kurzes, knackendes Geräusch, weißt du, wie beim Holzhacken. Und dann versenkten sich die Streben im Boden.“ Rawlins lachte wild auf. „Das war der Höhepunkt. Ich war gerade damit fertig geworden, diese kleinen Biester zu vernichten, und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, als diese drei großen Monster herantrabten. Tja, und in diesem Moment verschwand der Käfig dann …“
    „Langsam“, sagte Muller. „Du redest so schnell, daß ich gar nicht richtig mitkomme. Kannst du deine Stiefel ausziehen?“
    „Ja, das, was von ihnen übrig geblieben ist.“
    „Gut. Dann runter damit, und wir flicken deine Beine zusammen. Lemnos hat sicher keinen Mangel an infizierenden Bakterien. Und auch nicht an Protozoen, Pilzen, Trypanosoma und auch anderen Mikroorganismen, soviel ich weiß.“
    Rawlins zerrte hilflos an den Schnallen. „Kannst du mir helfen? Ich fürchte, ich werde allein damit nicht fertig …“
    „Aber es wird dir nicht gefallen, wenn ich näherkomme“, warnte Muller.
    „Na und? Zur Hölle damit!“
    Muller zuckte die Achseln. Er ging zu Ned und machte sich daran, die eingerissenen und verbogenen Schnallen

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