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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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ein zweites Mal etwas aus deinen Vorräten zukommen läßt.“
    Muller sah argwöhnisch auf die Flasche, die Rawlins ihm entgegenhielt. „Er soll sie sich sonstwo hinstecken“, sagte Muller unterkühlt. „Ich laß mich auf keine Abmachungen oder Ähnliches ein. Wenn du die Flasche nicht wieder wegsteckst, werfe ich sie auf den Boden.“
    „Warum?“
    „Gib sie nur her, und dann zeige ich es dir. Nein. Warte. Ich tue es nicht. Her damit, ich will sie haben.“
    Rawlins gab sie ihm. Muller hielt die Flasche vorsichtig wie ein wertvolles Stück in seinen Händen. Dann schraubte er die Kappe ab und setzte die Flasche an die Lippen. „Ihr Teufel“, sagte er. „Wo kommt das her? Aus dem Kloster auf Deneb XIII?“
    „Er hat den Namen nicht genannt. Er sagte nur, du würdest es mögen.“
    „Ihr Teufel. Ständige Versuchungen. Ihr wollt mich doch dazu verführen, mich mit euch einzulassen! Aber nur dieses eine Mal. Wenn du noch einmal mit einer Flasche Brandy oder so hier auftauchst, und wenn es das Elixier der Götter sein sollte, dann werde ich sie nicht annehmen. – Wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt, mein Junge?“
    „Ich habe gearbeitet. Ich habe dir doch gesagt, daß sie es nicht so gerne sehen, wenn ich zu oft zu dir komme.“
    Er hat mich vermißt, dachte Rawlins. Charles hat recht gehabt: Das Eis ist gebrochen. Aber warum ist er eine so schwierige Persönlichkeit, zu der man nur mühsam Zugang gewinnt?
    „Wo grabt Ihr denn?“ fragte Muller.
    „Es wird nicht mehr gegraben. Wir arbeiten mit Sonden und Echoloten an der Grenze zwischen den Zonen E und F, um Hinweise auf die Chronologie des Komplexes zu bekommen … wir wollen herausfinden, ob das Labyrinth gleichzeitig und in einem Stück gebaut worden ist oder von der Mitte ausgehend Zone um Zone angelegt wurde. Wie ist denn deine Meinung dazu, Dick?“
    „Nicht auf diese Art, mein Freund, von mir erfahrt ihr nichts!“ Muller nahm noch einen Schluck. „Du stehst nicht gerade sehr weit weg von mir, nicht wahr?“
    „Vier oder fünf Meter, schätze ich.“
    „Und du warst mir noch näher, als du mir die Flasche gegeben hast. Warum bist du da nicht blaß geworden? Hast du meine Ausstrahlung nicht mehr gespürt?“
    „Doch.“
    „Und als rechter Stoiker hast du deine Gefühle zu verbergen gewußt?“
    Achselzuckend sagte Rawlins freundlich: „Ich denke mir, der Effekt verliert bei wiederholter Begegnung an Wirkung. Natürlich ist er immer noch recht stark, aber nicht mehr so schlimm wie am ersten Tag. Hast du diese Erfahrung noch nie bei jemand anderem gemacht?“
    „Ich bin niemandem öfter als einmal begegnet“, sagte Muller. „Komm hierher, mein Junge, und sieh dir die Anlagen an. Das ist mein Wasserspender. Nicht unflott, was? Diese schwarze Leitung verläuft durch die ganze Zone B. Onyx, denke ich mir. Halbedelstein. Hübsch, in jeder Beziehung.“ Muller kniete nieder und strich über den Aquädukt. „Irgendwo gibt es eine Pumpstation, die das Wasser aus irgendeinem unterirdischen Bassin, möglicherweise aus einer Tiefe von eintausend Kilometern, heraufholt, ich weiß es nicht. Auf der Oberfläche dieses Planeten gibt es kein Wasser, oder?“
    „Doch, einige Ozeane.“
    „Nun, mal abgesehen von … ach, ist ja auch egal. Dort drüben, siehst du, befindet sich einer der Speier. Alle fünfzig Meter steht einer. So weit ich das übersehen kann, ist dieses System die einzige Wasserversorgung für die ganze Stadt. Vielleicht benötigten die Erbauer nicht viel Flüssigkeit. Wasser kann für sie sicher nicht sehr wichtig gewesen sein, wenn sie eine kunstvolle Anlage daraus gemacht haben. Nirgendwo habe ich ein Leitungssystem finden können und auch keine wirkliche Installation. Hast du Durst?“
    „Nicht sehr.“
    Muller hielt beide Hände unter den reich verzierten und mit Ornamenten in Form von auf- und abschwellenden Kurven versehenen Speier. Wasser strömte heraus. Muller nahm rasch einige Schlucke. Der Strom versiegte in dem Moment, als er die Hände wegzog. Eine Art Impulsanlage, sagte sich Rawlins. Recht beeindruckend. Wie hatte sie Millionen von Jahren überlebt?
    „Trink“, sagte Muller. „Vielleicht bereust du es später.“
    „Ich kann nicht lange bleiben.“ Aber er trank trotzdem. Danach spazierten sie gemächlich zur Zone A. Die Käfige hatten sich wieder geschlossen. Rawlins sah eine ganze Reihe von ihnen auf dem Weg, und jedes Mal lief ihm ein Schauer über den Rücken. Heute würde er sich nicht für solche oder

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