Der Mann im Park: Roman (German Edition)
vor der Tür. Ein einsamer Fahnenmast stand mitten auf dem Hofplatz. Zwei Flügel erstreckten sich zu beiden Seiten des großen Hauptgebäudes. Ein kleineres Holzhaus lag etwas abseits, nahe der Eingangspforte.
Der Garten war gepflegt wie alles hier, mit großen Ahornbäumen und Ulmen, Fliederhecken und Obstbäumen.
Stierna blieb auf dem Platz stehen und ließ seinen Blick über Bråden schweifen. Eine kleine Insel lag mitten im See. Am anderen Ufer war eine Hügelkette zu erkennen. Sie schien hoch zu sein, sicher über zwanzig Meter.
Linnell stellte sich neben ihn.
»Tallbackakullen«, sagte der Landjäger. »So heißen sie, die Hügel auf der anderen Seite. Oben sind sie ganz flach und bilden ein großes Plateau. Da haben wir in der Mittsommernacht immer unser Fest mit Tanz und allem.«
Stierna drehte sich um.
»Geld«, sagte er, »der ganze Platz hier riecht nach Geld.«
Der Landjäger schaute ihn an.
»Gutsbesitzer Birgersson ist reich. Er hat Geld geerbt, die Familie ist schon seit mehreren Generationen steinreich. Aus ihr sind Reichstagsabgeordnete, Bischöfe, Generale und Geschäftsleute hervorgegangen. Birgersson gehört viel Land hier im südlichen Dalarna. Dazu einige Geschäfte und ein Restaurant in Ludvika. Und ein paar Höfe. Außerdem verdammt viele Aktien, soweit ich das weiß. Was er haben will, das kauft er sich. Wollen wir reingehen?«
Stierna ging wortlos auf den Eingang mit den weißen Säulen zu. Der Landjäger eilte an ihm vorbei und blieb vor der Tür stehen. Stierna stellte sich neben ihn.
Einige Sekunden lang blieben sie so stehen, dann zog Linnell an der Klingel. Sie war alt, aus Eisen geschmiedet.
Drinnen ertönte eine Glocke.
Sie war lauter, als Stierna erwartet hatte.
Es dauerte nicht lange, bis geöffnet wurde. Die Frau in der Tür war jung, trug halblanges braunes Haar und hatte lange Wimpern. Sie trug ein einfaches helles Kleid mit einer weißen Schürze.
»Fräulein Pihl«, grüßte der Landjäger sie.
Die Frau sah zu ihnen auf, ihr Blick war irgendwie unscharf, als würde sie von dem Licht draußen geblendet.
»Der Landjäger«, sagte die Frau. »Womit kann ich dienen?«
»Ist der Hausherr daheim?«
»Nein, er ist verreist. In irgendwelchen geschäftlichen Angelegenheiten.«
»Und ist die Hausherrin da?«
»Ja, soll ich sie holen?«
»Das wäre nett.«
Die junge Frau schloss die Tür wieder und ging.
»Eines der Hausmädchen«, sagte Linnell.
Die Tür wurde erneut geöffnet, diesmal war das Hausmädchen nicht allein. Die Frau neben ihr war um die fünfzig. Sie trug einen karierten Kittel mit einer weißen Bluse darunter. Das blonde Haar war gewellt, der Blick lebendig.
»Landjäger Linnell«, sagte sie kurz.
»Frau Birgersson.«
»Wie kann ich Ihnen helfen?«
Sie schaute Stierna an.
Dieser hielt seine silberne Dienstmarke hoch.
»Frau Birgersson«, begann er. »Mein Name ist Kommissar Stierna. Ich komme von der Abteilung für Gewaltverbrechen in Stockholm.«
»Aus Stockholm? Ist etwas passiert?«
Linnell nahm seinen Hut ab und wischte sich ein paar Schweißtropfen von der Stirn.
»Ihr Gatte ist verreist?«, fragte er. »Geschäftlich?«
»Ja, er ist in Stockholm. Er kommt Donnerstag zurück.«
Einen Moment lang herrschte Schweigen.
»Wir suchen einen Mann«, sagte Stierna.
»Was für einen Mann? Wie heißt er?«
»Das wissen wir nicht.«
Stierna zeigte die Zeichnungen.
»Erkennen Sie diesen Mann?«
Frau Birgersson sah sich die Zeichnungen lange an, studierte sie genau.
»Nein, ich kenne ihn nicht.«
Stierna wandte sich an das Hausmädchen.
»Und Sie?«
Die junge Frau betrachtete die Zeichnungen nur flüchtig.
»Vielleicht«, sagte sie, »er wirkt bekannt. Irgendwie.«
»Woher? In welchem Zusammenhang?«
»Das weiß ich nicht.«
»Kann er aus der Gegend hier stammen?«
»Nein, ich glaube nicht. Dann würde ich ihn einordnen können.«
Frau Birgersson mischte sich in den Dialog ein.
»Was hat er denn getan?«
»Etwas Ernstes«, antwortete Stierna.
Sie sprachen auch mit anderen Personen auf Kiselhaga und zeigten ihnen die Zeichnungen. Die Kinder des Ehepaars Birgersson: zwei halbwüchsige Töchter, die noch in dem großen Haus mit ihren Eltern wohnten, zwei erwachsene Söhne mit ihren Familien, die in den Seitenflügeln ihre Wohnungen hatten. Einige Knechte. Weitere Hausmädchen und Mägde. Einige der Bediensteten behaupteten, der Mann auf den Zeichnungen käme ihnen bekannt vor. Aber das war immer nur vage, keiner von ihnen konnte
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