Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Aufwendigere erledigen, sich dann dem Kern nähern.
Unterhalb des Wirtshauses lagen ein paar kleinere Höfe, direkt am Seeufer. Linnell ging auf sie zu, Stierna folgte ihm.
Sie gingen fast bis ans Wasser heran. Eine gepflegte Rasenfläche grenzte ans Ufer. In einem kleinen Bootshafen lagen ein heruntergekommenes Segelboot und ein Ruderboot.
»Frödin«, sagte Linnell.
»Frödin«, wiederholte Stierna, »heißt derjenige so, der hier lebt?«
»Er und seine Frau.«
»Keine Kinder?«
»Nein.«
»Und was macht er?«
»Er ist Schuhmacher«, erklärte Linnell, »sie … sie hilft ihm.«
Das Haus war rot gestrichen mit Ziegeldach, wie fast alle hier. An einem Giebel wuchs dichter Efeu.
Die Tür befand sich an der Seite, die zum See zeigte. Nur ein schmales Grasstück trennte das Haus auf dieser Seite vom Wasser. Die Tür war weiß gestrichen und einfach.
Der Landjäger klopfte.
Nichts rührte sich.
Linnell klopfte noch einmal.
Auch nach mehreren Minuten öffnete niemand.
Sie gingen weiter, zum nächsten Hof. Es gab keine Pforte, keinen Zaun, kein Steinwall trennte den Hof vom Rest des Ortes.
Das Hauptgebäude war klein. Wieder rot gestrichen mit Dachziegeln. Die Fenster an den Längs- und Stirnseiten waren groß und hoch, sie dominierten die ganze Fassade. Ein kleineres, graues Gebäude war hinter dem Haus zu erkennen.
»Der alte Marklund ist eigentlich immer zu Hause«, erklärte Linnell.
»Wohnt er schon lange hier?«
»Seit vielen Jahren. Vielleicht ist er sogar hier geboren, das weiß ich nicht. Früher hat er in der Schmiede in Stutbo gearbeitet. Das liegt weiter in den Wald hinein, ziemlich nahe am Bergwerk. Es ist kleiner als Lerborn, es gibt dort nur etwa zehn Höfe. Aber da wohnt der Schmied der Gemeinde, Anders Frykman. Marklund hat schon für seinen Vater gearbeitet, Birger, aber der alte Frykman ist inzwischen tot. Es ist eine Weile her, dass Marklund in Rente gegangen ist. Und ich bin seitdem nicht mehr hier gewesen.«
»Lebt er allein?«
Der Landjäger schaute Stierna kurz an, bevor er weiterging.
»Ja. Keine Frau, keine Kinder. Aber es heißt, dass er viel mit Frauen rumgemacht hat, als er noch jung war.«
Sie waren vor der Tür angekommen. Sie war nicht gestrichen und passte nicht zum Rest des roten Hauses. Eine Klingel gab es nicht.
Linnell klopfte dreimal schnell nacheinander.
Die Tür wurde sogleich geöffnet.
Der Mann im Türrahmen wirkte gar nicht so alt, höchstens sechzig. Er trug einen dunklen Hut, ein weißes, abgetragenes Hemd und eine große dunkle Schürze mit Gürtel.
Sein Haarkranz war grau meliert. Der Mann schien verwundert über den Besuch zu sein.
»Marklund«, begann der Landjäger.
»Ja, was will der Landjäger von mir?«
Stierna stellte sich vor, zeigte wieder seine silberne Dienstmarke.
»Kriminalpolizei aus Stockholm«, wunderte Marklund sich, »was macht ein Kriminaler aus Stockholm hier?«
Stierna schnippte nicht vorhandene Staubkörner von seiner Jacke.
»Wir suchen einen Mann, Marklund«, erklärte der Landjäger.
»Der von hier stammt?«
»Kann sein.«
Stierna hielt ihm die Zeichnungen hin.
»Kennen Sie diesen Mann? Kommt er Ihnen irgendwie bekannt vor?«
Der alte Mann beugte sich über die Zeichnungen und kniff die Augen zusammen.
»Ich sehe schlecht«, sagte er, »einen Moment.«
Er drehte sich um und verschwand wieder im Haus.
Stierna schaute aufs Wasser, es war sehr bewegt, auch wenn die Wellen nur flach waren.
Marklund kam zurück, er hatte eine kleine, runde Brille mit dünnen Metallbügeln aufgesetzt.
Erneut reichte Stierna ihm die Zeichnungen.
»Schon möglich, dass er jemandem ähnlich sieht«, sagte der Alte. »Aber er muss es ja nicht sein, denn wie ein richtiges Porträt sieht das hier ja nicht aus. Aber da ist etwas … Ich denke, eher noch an der Kinderzeichnung ist etwas. Schon komisch, dass ein Kind so etwas einfangen kann. Deutlicher als die andere Zeichnerin …«
Stierna unterbrach ihn vorsichtig.
»Wem ist die Zeichnung ähnlich?«
»Sie ist jemandem ähnlich, den ich hier in Lerborn mal gesehen habe.«
»Wann? Jetzt? Erst vor Kurzem?«
»Nein. Nicht jetzt. Aber früher. Auf dem Hof da unten, wo die Straße endet. Auf dem Hof unterhalb von Hammars, den es nicht mehr gibt.«
Es kam keine Fortsetzung. Stierna schaute den Landjäger an. Linnell machte eine ratlose Geste und schüttelte den Kopf.
»Welcher Hof, Marklund?«, fragte Linnell.
»Der da unten am Wasser liegt. Da unten, wo die Landstraße zu Ende ist.
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