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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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sein Spiel zu spielen, als der Mann ihn rief. Lügen, das konnte er gut. Behaupten, er würde das Grab eines Verwandten besuchen. Doch er hatte sich nicht getraut. Der Mann mit dem dunkelblauen Schlips hatte mit Autorität in der Stimme »Stehen bleiben« gerufen, da hatte ihm seine Intuition gesagt: Diesem Mann machte er nichts vor. Der würde ihn durchschauen. Deshalb hatte er sich versteckt, was nicht schwer war bei all den Bäumen zwischen den Grabstätten.
    Irgendwie war der Mann ihm bekannt vorgekommen, als wären sie sich früher schon einmal begegnet.
    Anderthalb Stunden später saß er an seinem Schreibtisch. Allein, wie immer.
    Er holte den Schlagstock heraus, der ganz hinten im Garderobenschrank lag.
    In seiner Kindheit war er regelmäßig damit verprügelt worden. Und er hatte Ingrid damit getötet. Es lag eine gewisse Symbolik darin, fand er.
    Bevor er die Wohnung verließ, um zur Straßenbahnhaltestelle zu gehen, kam ihm der Gedanke, dass er unsichtbar zu sein schien. Und das fast immer gewesen war. Ein Grund dafür, dass sie ihn nie erwischen würden.

31
    »Wie sah er aus?«, fragte Lindberg. »Der Mann, den du auf dem Friedhof gesehen hast?«
    »Wie in Ingrid Bengtssons Malheft«, antwortete Stierna. »Schwarzer Anzug, Hut. Was ja nicht besonders ungewöhnlich ist.«
    Stierna war mitgenommen von der Beerdigung. Er hoffte, dass er nicht so schnell wieder zu einer Beerdigung gehen müsste. Vielleicht hatte er auch einfach überreagiert, und das, was er auf dem Friedhof gesehen hatte, spielte eigentlich gar keine Rolle. Wahrscheinlich war es so.
    »Es ist ja nicht ungewöhnlich, dass der Mörder zurückkommt«, sagte Lindberg. »Das muss nicht zum Tatort sein. Das kann zum Haus sein, in dem sein Opfer gewohnt hat. Zu dem Ort, an dem er sie das erste Mal gesehen hat. Und zu ihrer Beerdigung.«
    Stierna nickte.
    »Ja«, sagte er. »Aber vermutlich hat der Mann gar nichts mit der Sache zu tun.«
    Lindberg nickte. »Warum ist er dann aber nicht stehen geblieben?«
    »Vielleicht hat er mich nicht gehört«, überlegte Stierna. »Er war ziemlich weit weg. Aber ich habe da so ein Gefühl, dass da irgendetwas nicht stimmt.«
    »Was hat er gemacht, als er dich gesehen hat? Ist er weggelaufen, hatte er es plötzlich eilig?«
    »Nein. Eigentlich nicht.«
    Stierna lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
    »Hast du mal darüber nachgedacht, warum der Mörder sich die Werft ausgesucht hat?«, fragte er. »Warum hat er sie ausgerechnet dort erschlagen?«
    »Das ist ein ziemlich sicherer Ort«, sagte Lindberg. »Die Werft ist stillgelegt, und man ist ungestört. Besonders nachts.«
    »Ja, er wusste, dass er dort sicher war. Sie sind nicht zufällig dorthin gefahren, sondern es war geplant. Ich meine, das Mädchen verschwindet in Vasastaden. Sie wird weit entfernt von dort ermordet, gegenüber von Beckholmen. Warum ausgerechnet die Djurgårdswerft?«
    Lindberg machte eine ausholende Geste.
    »Er kann in der Nähe wohnen. Er kann in Djurgårdsstaden gewohnt haben, ist aber inzwischen weggezogen. Er kann jemanden kennen, der dort wohnt. Er kann dort häufiger spazieren gehen oder hat das früher getan. Er kann auf der Werft gearbeitet haben, bevor sie stillgelegt wurde. Es gibt so viele Möglichkeiten.«
    »Aber er kennt sich dort aus«, beharrte Stierna. »Und zwar gut. Wer kennt die Werft am besten? Wer weiß am besten, wie die Gebäude aussehen? Auch von innen?«
    Lindberg schaute ihn an.
    »Alle, die dort arbeiten. Oder besser gesagt, die dort gearbeitet haben. Bei der Dampfschifffahrtsgesellschaft. Djurgårdens Ångslupsaktiebolag. Vor der Pleite.«
    »Genau«, nickte Stierna.
    »Das ist fünf Jahre her.«
    »Stimmt, aber ich werde auf jeden Fall mit Lundby reden. Er soll sich das mal näher ansehen.«
    Lindberg stand auf.
    »Wohin willst du?«, fragte Stierna.
    »Åke Erlandsson besuchen.«
    »Er ist vorgewarnt?«
    »Ja.«
    »Und wie ist es mit Bladh gelaufen?«
    Lindberg schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube, den können wir vergessen. Ich habe mit dem Personal gesprochen, das am zweiten September gearbeitet hat. Beide Kellnerinnen bestätigen, dass Bladh an dem Abend, als Ingrid Bengtsson verschwunden ist, bis Mitternacht im ›Polstjärnan‹ gewesen ist. Genau wie die Gruppe, mit der er zusammengesessen und sich unterhalten hat. Und er ist nicht im Führerscheinregister.«
    Lindberg ging, Stierna blieb allein zurück.
    Högstedts Analyse der Reifenspuren vor der Werft war gekommen. Das Auto hatte ein Paar ziemlich

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