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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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neue Hinterreifen vom Typ Englebert. Die Vorderreifen waren deutlich abgefahrener und von der Marke Fort Dunlop.
    Hultberg hatte angefangen, mit den Informationen zu arbeiten, er saß über dem Automobilregister und suchte die Chevrolet Imperial Landau heraus, die in Stockholm registriert waren.
    Stierna hatte morgens die Aufgaben im Versammlungsraum verteilt und dafür gesorgt, dass jeder Kommissar, jeder Hauptwachtmeister, jeder Wachtmeister und jeder, der der Abteilung für Gewaltverbrechen zugeteilt worden war, wusste, dass sie einen schwarzen Chevrolet Imperial Landau mit dunklem Klappverdeck suchten. Mit neuen Hinterreifen der Marke Englebert und abgenutzten Vorderreifen der Marke Fort Dunlop. Außerdem hatten sie die Reviere informiert.
    Er fragte sich, ob sie den Wagen wohl jemals finden würden.

32
    Åke Erlandsson sah nicht aus, wie Lindberg ihn sich vorgestellt hatte. Er war klein, weißhaarig und dünn.
    Erlandsson war fünfundfünfzig Jahre alt, arbeitete in der mechanischen Werkstatt von Bolinders, war verheiratet und hatte erwachsene Kinder, die bereits ausgezogen waren. Die Frau war ein ähnlicher Typ wie er, klein, weißhaarig und sehnig. Sie servierte Kaffee und Zwieback.
    Erlandsson hatte erzählt, wie er Thomas Franzén kennengelernt hatte. Sie waren Nachbarn gewesen, hatten auf derselben Etage gewohnt und waren ins Gespräch gekommen. Hatten dann immer mehr Kontakt gehabt. Franzén und Erlandsson. Lindberg fragte sich, was diese beiden Männer eigentlich gemeinsam hatten, altersmäßig gab es einen deutlichen Unterschied. Erlandsson hatte erklärt, dass sie die gleiche Wellenlänge gehabt hatten.
    Erst nach einer Weile waren sie auf Ingrid zu sprechen gekommen.
    »Wussten Sie, dass er eine Tochter hatte?«, fragte Lindberg.
    »Eine Tochter? Nein … Nein, das habe ich nicht gewusst.«
    »Sie hieß Ingrid, und Maria Bengtsson war ihre Mutter.«
    Erlandsson sah plötzlich erschrocken aus.
    »Marias Tochter? Ist das diese Ingrid Bengtsson, von der Sie reden, die ermordet worden ist?«
    »Ja«, bestätigte Lindberg. »Die meine ich.«
    »Mein Gott«, murmelte Erlandsson. »Mein Gott.«
    »Wie lange hatten Sie noch Kontakt zu Franzén, nachdem er nach Göteborg gezogen war?«
    »Ein paar Jahre, wir haben uns ab und zu geschrieben. Dann ist der Kontakt im Sande verlaufen.«
    »Und er hat Ihnen nie erzählt, dass er in Stockholm eine Tochter hat?«
    »Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich wusste gar nicht, dass er überhaupt eine Tochter hat, bis Sie mir das erzählt haben. Mein Gott.«
    Lindberg blätterte in seinem Notizblock.
    »Ist es möglich, dass Sie sich einfach nicht mehr daran erinnern, was Thomas Franzén Ihnen erzählt hat?«
    »Doch, das würde ich«, widersprach Erlandsson. »Das würde ich auf jeden Fall.«
    Als Lindberg das Haus verlassen hatte, blieb er stehen und dachte nach.
    Thomas Franzén habe gesagt, er hätte drei Personen von Ingrid erzählt. Åke Erlandsson war einer von ihnen. Dennoch behauptete Erlandsson, dass Franzén ihm nie von seiner Tochter erzählt habe. Was sollte das bedeuten? Vielleicht gar nichts, dachte Lindberg. Die Menschen vergessen Dinge, haben falsche Erinnerungen.
    Er ging durch Vasastaden. Hier war er aufgewachsen, in der Vikingagatan.
    Inzwischen hatte der Ortsteil sich vollkommen verändert und war kaum wiederzuerkennen.
    Die AB Atlas Werkstätten waren dem Erdboden gleichgemacht worden. Jetzt war die Produktion von Brücken und Eisenbahnwaggons nach Nacka gezogen. Stattdessen wurden immer mehr Wohnhäuser gebaut. Das Atlasgebiet war bereits das am dichtesten besiedelte in Stockholm. Plötzlich waren die Röda Bergen voller Mietshäuser. Überall wurde gebaut, auch an Stellen, die vor gar nicht allzu langer Zeit noch viel zu weit draußen lagen. In der Odengatan stockte der Verkehr, Pferdekutschen gab es kaum noch. Jetzt drängten sich Lastwagen und Personenkraftwagen mit den Straßenbahnen auf der Hauptstraße.
    Und es war nicht nur die Stadt, die sich verändert hatte, dachte Lindberg. Die Menschen in ihr auch. Es schien, als hätten sie die Großstadt im Blut, als ginge ihr Puls schneller, als liefen sie schneller, aßen schneller, immer hatten sie es eilig. Nie hatten sie Zeit.
    Wäre er hiergeblieben, wären seine fast einjährigen Zwillingstöchter in einer ganz anderen Stadt aufgewachsen als er selbst. Vielleicht hatten sich Karin und er deshalb für die Einzelhausidylle in Ålsten entschieden. Weil beide die alte Zeit vermissten, als Stockholm

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