Der Mann im Park: Roman (German Edition)
Högstedt. »Es gibt keine Marke, keine Initialen. Was die Sache schwierig macht. Ich weiß, Lydman hat trotzdem Leute in die Läden geschickt. Um zu fragen, ob es irgendwo hier in der Stadt gekauft worden sein kann. Aber das hat nichts gebracht. Wie gesagt, es scheint schon ziemlich alt zu sein.«
»Und der Zettel?«
»Der ist weiß und ohne Prägung, unliniert. Wurde wohl von einem Block abgerissen. Von einem ganz normalen Notizblock. Die werden überall verkauft … Solche Blöcke findet man überall. Den Zettel können wir auf keinen Fall zurückverfolgen.«
Stierna bedankte sich, verließ das Gebäude und ging in den Park. Zu beiden Seiten der breiten Steintreppe, die zum Haupteingang führte, reihten sich Fahrräder aneinander. Bis der erste Schnee fiel, würden die Räder hier stehen.
Es war windig, er fror bereits, als er das Comtesse-Päckchen herauszog und sich eine Zigarette anzündete. Seinen Mantel hatte er in seinem Arbeitszimmer liegen lassen.
Stierna lief im Park auf und ab, damit er nicht zu frieren anfing.
Wenn das derselbe Mann gewesen ist, dachte er. Wenn der Mann, den Nils Sandquist die Sibyllegatan entlang verfolgt hat, derselbe Mann war, der den Wagen gestohlen hat, warum ist er dann zurückgekommen? Was hatte Sandquists Wagen, dass er ausgerechnet ihn stehlen wollte?
Stierna drückte seine Zigarette aus. Er wollte automatisch eine neue anzünden, überlegte es sich aber doch anders.
Die Alternative, dachte er. Zwei verschiedene Diebe im Laufe von nur vierundzwanzig Stunden. Die denselben Wagen stehlen wollten. Das konnte er sich nur schwer vorstellen.
Stierna drehte sich um, ging zurück zu der schweren Eingangstür.
Er dachte an die Personenbeschreibungen. Sandquist hatte den Autodieb, den er verfolgt hatte, als gepflegt beschrieben. Genau wie der Mann, den der Feuerwehrmann Rikard Dahlin vor der Djurgårdswerft gesehen hatte. Wie der Mann, den Harry Schiller auf der Werft gesehen hatte. Der zurückkam, um seine Tasche zu holen, mit der kurzen Hose und den Sportschuhen. Mit dem blutigen Handtuch, in dem etwas eingewickelt war. Etwas Rundes, Längliches.
Es war ruhig geworden in der Abteilung für Gewaltverbrechen. Viele waren bereits nach Hause gegangen.
Lundby kam ihm auf dem breiten Flur entgegen, Stierna registrierte, wie müde er aussah. Lundby hatte einen Papierstapel unter den Arm geklemmt, der mit einer Schnur zusammengebunden war. Er war auf dem Weg zum Ausgang.
»Johan, machst du Feierabend?«
Lundby blieb stehen.
»Ja, ich will nach Hause. Aber Feierabend habe ich noch nicht.«
»Was hast du denn da?«
»Den Stapel hier meinst du? Das sind die Akten von der Dampfschifffahrtsaktiengesellschaft Djurgården. Ich war im Archiv im Rathaus und habe mir die Konkursakten geholt. Genau betrachtet, ist das gar nicht so viel. Die öffentliche Klage, die Posten des Unternehmens, die Schulden der Werft. Forderungen, das Verzeichnis der Gläubiger. Auszüge aus dem Aktiengesellschaftsregister.«
»Darf ich mal sehen?«
Lundby überreichte ihm wortlos die Unterlagen. Stierna las die Aufschrift auf dem ersten Aktendeckel: Patent- und Registrierungsamt.
Das Königl. Patent- und Registrierungsamt hat am 30. März 1901 die Eintragung der Djurgårdener Dampfschifffahrtsaktiengesellschaft bewilligt. Die Leitung mit Sitz in Stockholm wird laut Eintragung im Aktiengesellschaftsregister besetzt von den Direktoren Johan Axel Jansson und Henrik Kyander, dem Notar Helmer Danell, dem Geschäftsführenden Direktor Adolf Wrange sowie dem Oberingenieur Albert Hansson und dem Direktor Arne Cahlman als Stellvertreter. Zeichnungsberechtigt für die Firma ist Kyander allein oder jedes Mitglied der Leitungsgruppe zusammen mit dem Oberbuchhalter Gustaf Berglund in Stockholm. Dass zu diesem Zeitpunkt keine Änderungen in der Registrierung getätigt wurden, wird hiermit amtlich bestätigt.
Stockholm, 1. Juni 1923
»Bist du schon weitergekommen?«, fragte Stierna.
»Ein wenig«, antwortete Lundby, »ich habe mit denen gesprochen, die in der Leitung saßen. Direktor Henrik Kyander hat das gesamte Material, was das Unternehmen betrifft.«
»Die Personallisten? Hat er auch die Personallisten?«
»Die werde ich mir morgen holen. Und dann sehen, wer alles auf der Werft gearbeitet hat. Eine ganze Weile ist es dort ja gut gelaufen. Da hat die Firma richtig viel Geld verdient.«
»Das kann ich mir denken. Ich selbst bin auch viel mit ihren Dampfschiffen gefahren.«
»Aber dann, im Sommer 1923, ist es
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