Der Mann im Park: Roman (German Edition)
austauschen. In den nächsten Monaten.«
Eine Weile schwieg Stierna. Unten am Kai lagen sechs Frachtschiffe, die Segel zum Trocknen aufgehängt. Er entdeckte weit draußen auf dem Wasser ein Dampfschiff. Stockholms Dampfschifffahrtsgesellschaft. Nicht die von Djurgården, die gab es nicht mehr.
»Sie hatten eine 7,65-Millimeter-Pistole des Fabrikats Sauer & Sohn in dem Wagen liegen. Und dazu ein Magazin mit sieben Patronen.«
»Ja, das stimmt.«
»Sind Sie sicher, dass die Pistole im Wagen lag?«
»Ziemlich sicher. Sie lag vorn im Handschuhfach. Beides, die Pistole und das Magazin.«
»Wieso hatten Sie eine Pistole im Wagen?«
»Ein paar Tage, bevor das Auto verschwunden ist, habe ich noch geschossen. Auf unserem Landsitz auf Värmdö, da schieße ich ab und zu zur Übung. Und danach ist die Pistole wohl im Auto geblieben.«
Stierna sah in den grauen Himmel. Er fand es einfach idiotisch, eine Pistole in einem Wagen liegen zu lassen, sagte Sandquist aber nichts.
»Aber am Vorabend ist etwas passiert, oder genauer gesagt in der Nacht?«, fragte Stierna nach.
»Ja.«
»Er kann schon einmal hier gewesen sein und versucht haben, den Wagen zu stehlen. Stimmt es, dass Sie ihn verjagt haben? Und dabei seinen Mantel erwischt haben?«
»Ja.«
»Erzählen Sie mir, was passiert ist.«
»Ich habe da unten einen Mann gesehen, am Auto. Das war so gegen Mitternacht.«
»Was hat er gemacht?«
»Er ist um den Wagen herumgegangen. Ich glaube, er hat überprüft, ob er abgeschlossen war.«
»Und was haben Sie gemacht?«
»Ich habe mir erst mal Schuhe angezogen. Er hat sich wie ein Autodieb aufgeführt. Dann bin ich leise rausgegangen.«
»Wollten Sie ihn schnappen? Ganz allein?«
»Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht, das war eher so ein Impuls. Ja … ich glaube, ich wollte ihn schnappen.«
»Konnten Sie feststellen, wie er ausgesehen hat?«
Sandquist zuckte mit den Achseln.
»Ja, wie hat er ausgesehen? Er stand mir schräg gegenüber. Und er trug einen Hut. Der war steif, nicht so ein weicher. Es war nicht so kalt in der Nacht, deshalb trug er wohl seinen Mantel über dem Arm. Der war dick wie ein Wintermantel. Der Mann war mittelgroß. Ich nehme an, er war ziemlich jung. Wirkte schmächtig, dünn.«
Stierna machte sich Notizen.
»Und wie war er sonst gekleidet?«
»Ich glaube, er trug einen Anzug. Er war ordentlich gekleidet. Sah nicht aus wie ein Autodieb.«
Wie sieht ein Autodieb denn aus?, fragte Stierna sich im Stillen. Aber er wusste, was Sandquist meinte.
»Sind Sie auf ihn zugegangen?«
»Ich konnte ziemlich nahe an ihn herankommen. Er hat mich erst gesehen, als ich fast neben ihm stand. Er hatte mir den Rücken zugedreht. Ich habe ihn angesprochen, etwas gesagt wie ›stehen bleiben‹. Da ist er losgerannt. Aber ich habe mir seinen Mantel schnappen können. Ich wollte den Mann ja festhalten. Und am nächsten Tag habe ich den Mantel bei der Polizei abgegeben.«
Stierna wusste darüber Bescheid. Er hatte am Abend zuvor mit Högstedt gesprochen. Der Mantel war in der technischen Abteilung, im Zentralbüro für Fingerabdrücke.
»Was ist passiert, als Sie ihm den Mantel entrissen haben?«
»Ich habe den Mantel erst mal am Auto liegen lassen, habe ihn erst wieder aufgehoben, als ich zurückgekommen bin.«
»Als Sie zurückgekommen sind?«
»Er ist ja losgerannt, und ich ihm nach. Er rannte Richtung Dramaten, dann ist er abgebogen, die Sibyllegatan entlang. Ich wollte an ihm dranbleiben, aber er war schnell. Verdammt schnell. Obwohl er ein paarmal den Hut festgedrückt hat, damit er ihn nicht verlor. Als ich noch jünger war, bin ich gern gelaufen. Ich tue das heute noch ab und zu, versuche in Form zu bleiben. Aber er war viel schneller.«
Stierna musterte Sandquist, er schien ziemlich gut in Form zu sein.
»Wenn der Mann, den Sie weggejagt haben, zurückgekommen ist, um den Wagen zu stehlen … Können Sie sich irgendeinen Grund denken, warum er zurückgekommen sein könnte? Und warum er ausgerechnet diesen Wagen stehlen wollte?«
»Nein, was sollte das sein?«
»Ich weiß es nicht. Gibt es jemanden, der Ihnen vielleicht nicht so wohlgesinnt ist?«
Der Geschäftsmann sah den Kommissar verwundert an.
»Wer sollte das sein?«
»Das müssen Sie schon selbst beantworten.«
»Ich wüsste niemanden, der mir etwas Böses wollte.«
»Hatten Sie etwas in dem Wagen, woran er ein besonderes Interesse gehabt haben könnte?«
»Ich weiß nicht … Ich habe doch schon angegeben, was im Wagen
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