Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
Vom Netzwerk:
schnell wie der Blitz den Bach runtergegangen. Bis zum Konkurs, dass es nur so gekracht hat.«
    Stierna wartete auf weitere Ausführungen, aber es kamen keine.

39
    Stierna und Högstedt nahmen den Aufzug bis in den Turm des Stadshuset hinauf, gingen dann schnell einen engen, verwinkelten Flur entlang, bis sie ihr Ziel erreicht hatten.
    Die Aussicht hier oben war fantastisch, ein großer Teil der Stadt breitete sich unter ihnen aus.
    Beide zündeten sich eine Zigarette an. Högstedt benutzte ein Mundstück, Stierna nicht.
    »Mehr als hundert Polizeibeamte haben die Order bekommen, im Stadshuset einen Cognac zu trinken«, sagte Högstedt, »möchte wissen, ob die Ganoven da draußen das ausnutzen.«
    »Ist wohl kaum anzunehmen, dass sie das wissen«, erwiderte Stierna. »Es sind bestimmt nicht viele, die sich Solmans Geburtstag im Kalender notiert haben.«
    Gedankenverloren schaute Stierna über das Wasser. Es war dunkel geworden, am anderen Ufer funkelten die Lichter von Södermalm.
    »Woran denkst du?«, fragte Högstedt.
    »Ich denke an Ingrid Bengtsson«, antwortete Stierna.
    »Du solltest den Fall an so einem Abend wie heute beiseiteschieben. Du hast frei, bist nicht im Dienst.«
    »Ich weiß. Berufskrankheit.«
    Högstedt nickte.
    »Ja, die kenne ich auch.«
    Eine Zeit lang standen sie schweigend nebeneinander und lauschten den Geräuschen der Stadt. Um diese Uhrzeit war es ziemlich still, kaum noch Verkehr, kein Vogelgezwitscher mehr.
    »Und woran denkst du genau, wenn es um Ingrid Bengtsson geht?«
    »Ich denke an ihre Verletzungen«, antwortete Stierna. »Diese Blutergüsse an der Schläfe. Karlström glaubt, dass der Mörder sie mit einem kleineren Schlagholz oder einem Rohr erschlagen hat. Am ehesten tippt er auf einen kleineren Schlagstock.«
    Högstedt nahm die Kippe aus dem Mundstück und drückte sie aus.
    »Ja«, nickte er, »aber Karlström war sich seiner Sache absolut nicht sicher.«
    Stierna sog die Herbstluft ein. Nachdem die Sonne untergegangen war, war es kalt geworden, er bereute es, keinen Mantel mitgenommen zu haben. Der Frack saß wie angegossen, aber er wärmte nicht sonderlich.
    »Aber er hat sich doch in erster Linie für einen Schlagstock ausgesprochen. Einen kleineren Schlagstock. Wie lang sind die Schlagstöcke, die wir bei der Polizei haben, diese schwarzen aus Gummi? Dreißig Zentimeter?«
    »Höchstens.«
    »Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass er bei der Polizei sein könnte?«
    »Wegen des Schlagstocks?«
    »Ja.«
    »Ja, ich habe auch schon daran gedacht«, bestätigte Högstedt. »Aber ich glaube es nicht.«
    In der Blauen Halle hatte der Tanz bereits begonnen. Das Orchester spielte einen Walzer.
    Die Blaue Halle, dachte Stierna, einen verwirrenderen Namen hätte man kaum finden können.
    Er wusste, der Architekt Östberg hatte zunächst geplant, dass sie blau werden sollte, doch als er die roten Ziegelsteine von der Ziegelei in Södertälje gesehen hatte, hatte er alle Pläne über den Haufen geworfen. Also wurde es kein blauer Putz, sondern rote Ziegel. Stierna fragte sich, warum sie den Saal nicht umbenannt hatten, das war doch eigentlich ein wenig lächerlich so.
    Neben der Tanzfläche entdeckte er Wallbom. Mit seinem buschigen Schnauzbart, das kurz geschnittene Haar ordentlich in der Mitte gescheitelt. Den Frack hatte er über dem kräftigen, etwas fülligen Oberkörper aufgeknöpft.
    Stierna stellte fest, dass Wallbom jemanden suchte. Er war auf der Jagd nach einer Tanzpartnerin. Wallboms Frau, Solmans Tochter, konnte er nicht entdecken, die Frau, die seine Kinder geboren hatte. Stierna nahm an, dass sie nicht diejenige war, die da gesucht wurde.
    Högstedt brachte ein Bier für jeden. Stierna setzte sich an einen freien Tisch.
    Das Essen in der Prinsens Galleri war großartig gewesen. Hummersuppe mit Käsestangen als Vorspeise, dann Hirschfiletmedaillons mit einer Soße aus Schwarzen Johannisbeeren und Apfelkompott mit Krokant. Zu trinken gab es Bier, Wein, Champagner und Cognac. Stierna hatte sich gefragt, was das wohl gekostet haben mochte, billig konnte es nicht gewesen sein. Aber Polizeipräsident Solman wurde ja nur einmal sechzig. Es war der siebzehnte September, ein Montag. Mehr als hundert Gäste waren geladen. Polizeibeamte von höherem Rang sowie Politiker und Staatsbeamte, deren Frauen und andere Angehörige. Stierna fragte sich, wie viele am nächsten Tag einen Kater haben würden. Wahrscheinlich nicht gerade wenige.
    Überraschend viele Politiker,

Weitere Kostenlose Bücher