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Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Der Mann im Park: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im Park: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pontus Ljunghill
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den ganzen Weg zurück, bis zum Finnberget. Kletterte die Felsen hinauf. Setzte mich dort auf die Lichtung.
    Ich hatte Proviant dabei, eine Flasche Schnaps und drei Päckchen Zigaretten. Es würde seine Zeit dauern. Stunden. Aber ich hatte beschlossen, es zu tun, genau in dieser Nacht.
    Zunächst trank ich von dem Schnaps. In großen Schlucken, denn ich sehnte mich nach dem Rausch, wollte, dass er schnell einsetzte. Früher hatte ich hier oben nie etwas getrunken, war immer nüchtern gewesen, wenn ich den Finnberget erklommen hatte.
    Eine Stunde saß ich da, vielleicht länger. Eine Schachtel Zigaretten rauchte ich auf, trank vielleicht ein Drittel der Flasche. Dann stand ich auf und schaute übers Wasser. Ich sah die Lichter eines Schiffs, sah das schwache Licht von Djurgården auf der anderen Seite. Was ich dachte? Es ist merkwürdig, dass ich mich nicht mehr daran erinnere, was ich dachte. Eigentlich trank ich nur, zündete eine Zigarette nach der anderen an. Ich war ganz ruhig, spürte eine Sicherheit, wie ich sie selten früher in meinem Leben empfunden hatte. Wahrscheinlich lag das am Alkohol.
    Als ich an den Abgrund trat, hatte ich die halbe Flasche ausgetrunken und zwei Päckchen Zigaretten geraucht. Ich stand reglos da, wohl eine Viertelstunde lang. Dann drehte ich mich um und ging zurück.
    Ich traute mich nicht.
    Nach dieser Nacht habe ich mich nie wieder an den Abgrund gestellt. Ich weiß, ich werde es niemals tun, auch wenn ich immer wieder hierherkomme.
    Ich habe mir den Platz ausgesucht, an dem ich sterben könnte. Ich habe ihn gefunden, aber ich hatte nicht den Mut, den Schritt zu tun.
    Das war gut drei Monate, bevor ich Ingrid Bengtsson traf.

52
    Johan Lundby war müde. So verflucht müde. Er lief bereits seit ein paar Stunden in den Straßen um den Odenplan herum. Hatte diverse Geschäfte aufgesucht. Spielwarenläden, Tabakhändler, Kioske.
    Seit vier Tagen führte er diese mühsame Befragung durch. Heute wollte er all die aufsuchen, die er bisher verpasst hatte. Die Verkäufer befragen, die nicht gearbeitet hatten, als er die Geschäfte und Kioske besucht hatte, und einige der Verkaufsstellen abklappern, wo er noch nicht gewesen war.
    »Levanders Tabakhandel« lag an der Kreuzung Karlbergsvägen/Norrtullsgatan. Lundby war am Tag zuvor dort gewesen. Eine junge Frau hatte hinter dem Tresen gestanden und ihn gebeten, noch einmal wiederzukommen. Ihre Eltern führten den Laden, aber sie waren an dem Tag nicht dort gewesen.
    Eine Glocke ertönte, als Lundby die Klinke herunterdrückte und eintrat. Der Tabakladen war ziemlich klein, der Mann hinter dem Ladentresen trug ein weißes Hemd und eine weinrote Fliege. Er hatte weißes Haar und trug eine kleine, runde Brille. Er sah freundlich aus.
    Lundby erschien es nicht ungewöhnlich, dass es so dunkel hier drinnen war, wahrscheinlich lag das an all den Reklametafeln mit den Preisen und Angeboten im Fenster. Durch sie drang nur wenig Licht von der Straße herein.
    Er hielt dem Verkäufer seine silberne Marke hin.
    »Hauptwachtmeister Lundby«, stellte er sich vor.
    Der Mann hinter dem Tresen musterte ihn wortlos. Lundby konnte hinter ihm die vielen Schubladen mit dem Tabak ausmachen.
    »Ich habe gestern hier mit einer jungen Frau gesprochen«, fuhr Lundby fort, »mit Ihrer Tochter.«
    »Ja, gestern hat sie hier gearbeitet«, bestätigte der Mann hinter dem Tresen.
    »Entschuldigen Sie«, sagte Lundby, »wie ist Ihr Name?«
    »Sven Levander. Meiner Frau und mir gehört dieser Tabakladen. Meine Tochter hilft hier ab und zu aus, aber im Augenblick ist sie nicht hier.«
    »Und wo ist Ihre Frau?«
    Der Tabakhändler deutete auf den braunen Vorhang hinter sich.
    »Sie ist hinten, da haben wir eine Kochecke. Und ein kleines Lager.«
    Lundby ließ seinen Blick über den Tresen schweifen. Er entdeckte einen Karton mit J. F. Ljunglöfs Snus No. 1, dem »Ettan«. Und ein paar Zigarrenkisten lagen aufeinandergestapelt. Daneben die fünf üblichsten Zigarettensorten. Stamboul, Com tesse, Bridge und zwei andere. In einer offenen Pappschachtel lag die Sammelserie der schwedischen Rekordhalter von Åhlén & Åkerlund. Lundby hatte sie schon am Tag zuvor entdeckt.
    »Ihre Tochter konnte mir nicht helfen. Aber vielleicht können Sie oder Ihre Frau das. Wir suchen nach einem Mann, der Sammelbilder von der Åhlén-&-Åkerlund-Serie über schwedische Rekordsportler gekauft hat.«
    »Na, die kaufen viele. Überraschend viele.«
    »Das kann ich mir denken.«
    »Aber natürlich in

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