Der Mann im Park: Roman (German Edition)
ihr von dem Kettenkarussell erzählt, in dem er im Sommer gefahren war, um die Gefahr zu spüren, den Rausch. Aber das hatte ihm nicht einmal ein Schwindelgefühl beschert.
Sie hatte ihn angeschaut und ihn gebeten, auch von dem Vergnügungspark zu erzählen, doch das konnte er nicht, er war nie dort gewesen.
Dann waren sie wieder in den Wagen gestiegen und zur Werft gefahren. Er hatte dem Mädchen erzählt, dass sein Vater dort in dem Gebäude auf es warte. War ausgestiegen, hatte die Tasche mitgenommen. Dann hatte er ein Loch in den Zaun geschnitten, der die Werft umgab.
Als sie das obere Stockwerk in dem größten Werftgebäude betreten hatten, hatte er sofort gehandelt. Das Seil herausgeholt, es ihr um den Hals gelegt, als sie mit dem Rücken zu ihm stand. Sie war leblos umgefallen, aber wenige Minuten später wieder aufgewacht. Hatte gehustet und wollte aufstehen. Da hatte er den Schlagstock aus der Tasche geholt und ihr Schläge auf den Kopf verpasst, so fest er konnte. Das Blut war auf seinen schwarzen Regenmantel gespritzt, aber die übrige Kleidung war sauber geblieben. Zum Glück, denn sie war teuer gewesen.
Lange hatte er nach ihrem Puls getastet, um sicher zu sein, dass sie keinen mehr hatte. Sie war tot. Da war die Erleichterung gekommen, der Frieden, der sich auf sonderbare Weise mit einem Schwindelgefühl vermischt hatte. Das war ein großartiges Gefühl gewesen, das aber nicht lange anhielt.
Er hatte das getan, was er hatte tun müssen, und er hoffte, dass sie nicht zu sehr gelitten hatte.
Als sie bereits tot war, hatte er ihr die Unterhose heruntergezogen. Nicht, weil ihn das in irgendeiner Weise erregte, sondern um die Polizei in die Irre zu führen. Sollten sie doch unter Kinderschändern und Sittlichkeitsverbrechern suchen. Wo sie, wie er annahm, in so einem Fall wohl immer suchten.
Dass ausgerechnet Ingrid ihr Leben verlieren musste, war Zufall, dachte er. Es war von Anfang an nicht sicher gewesen, dass es ein kleines Mädchen sein sollte, nicht das war wichtig. Wichtig war nur das Töten selbst. Diesen letzten Schritt zu gehen, dem Leben und seiner Ungerechtigkeit zu trotzen.
Schon bevor er sie kennengelernt hatte, war er auf der Suche nach jemandem gewesen, den er töten konnte. Er hatte am Sankt Eriksplan mit einer alten Frau gesprochen, war aber zu dem Schluss gekommen, dass sie Probleme machen könnte, so zäh und skeptisch, wie sie wirkte. Außerdem war sie nicht die Richtige gewesen, sie schien verbittert zu sein. Er hatte auch mit ein paar Jungs gesprochen, die im Rålambshovpark Ball spielten, aber die waren ziemlich frech und aufmüpfig gewesen, das erschien ihm zu riskant. Und zum Schluss war es Ingrid geworden.
Der Mord an dem Mädchen hatte ihm noch später, Stunden später, Schwindel verursacht. Es war, als befände er sich in einer fremden Welt, in einer anderen Dimension. Vielleicht hatte er deshalb seine Tasche auf der Werft vergessen. War gezwungen gewesen, zurückzukommen und sie zu holen.
Er hatte immer noch ihre Kette, ohne dass er wusste, wann er sie ihr abgenommen hatte.
Er ging zum Felsabhang. Dachte an das, was passiert war, es schien ihm zum Greifen nahe.
Ich habe lange auf eine Gelegenheit gewartet, es zu tun, dachte er. Nach einem Ort gesucht, an dem es geschehen kann. Wo ich ein Ende machen kann. Wo ich mir das Leben nehmen kann. Ich habe lange gesucht, oft überlegt. Wie oft bin ich durch die Stadt gegangen, durch die Randgebiete. Und zum Schluss habe ich Finnberget gefunden, die Klippen. Die steilen Felsen. Die Einsamkeit, zumindest nachts. Saltsjöqvarn und tief unten der Kai. Hier sollte es geschehen, eines Nachts im März, im Grenzland zwischen Winter und Frühling, habe ich den Entschluss gefasst. Hier sollte alles enden. Ich hatte den Platz gefunden, eine kleine Lichtung dicht am Steinhang. Von hier wollte ich springen, an dem Tag, an dem alles zu viel für mich werden würde. Ich war überzeugt davon, dass dieser Tag bald kommen würde. An dem das Leben mich überwältigte, an dem die Finsternis so stark würde, dass ich nicht weitergehen konnte. Eines Tages würde dieser Moment kommen, zumindest glaubte ich das.
Ich kam im Mai hierher zurück, war überzeugt davon, dass ich genau in dieser Nacht den Schritt wagen würde. Die Luft war damals immer noch kalt, der Sommer war auf dem Weg, aber die Kälte des Winters hatte die Natur noch im Griff. Ich nahm die Straßenbahn bis Danvikstull. Es war zur Nachtzeit, ich war allein im Wagen. Dann legte ich
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