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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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liegt in der Karibik, nicht?«
    »Castro oder Batista?«
    Die Stirn war wieder gerunzelt. Scaramangas rechte Hand ballte sich zur Faust.
    »Mister, Sie sollen mich nicht ärgern. Stecken Sie Ihre Nase nicht in meine Geschäfte, sonst geht’s Ihnen schlecht. Und zwar sicher.« Er drehte sich brüsk um und verließ den Raum.
    James Bond lächelte. Er sah sich die Liste an. Der Mann, der ihn am meisten interessierte, war Mr. Hendriks, der »europäisches Geld« vertrat. Wenn das sein wirklicher Name und er Holländer ist, so bin ich auch einer, überlegte Bond. Er riß drei Blätter ab, um den Eindruck seines Stiftes zu tilgen, und ging hinaus ins Vestibül.
    Ein mächtiger Mann näherte sich vom Eingang her dem Empfangspult. Er schwitzte heftig in seinem Anzug. Er hätte alles mögliche sein können
    - ein Diamantenhändler aus Antwerpen, ein deutscher Zahnarzt, ein Schweizer Bankdirektor. Das blasse Gesicht mit den viereckigen Wangen war völlig anonym.
    Er stellte eine schwere Aktentasche auf das Pult und sagte mit breitem mitteleuropäischem Akzent: »Ich bin Mr. Hendriks. Ich glaube, Sie haben ein Zimmer für mich, nicht wahr?«
    8
    Die Wagen rollten an.
    Scaramanga war auf dem Posten. Er setzte ein vorsichtiges Willkommlächeln auf, wenn es ihm richtig schien. Hände wurden nicht geschüttelt. Der Gastgeber wurde entweder als »Pistol« oder als »Mr. S.« begrüßt, außer von Mr. Hendriks, der ihn überhaupt nicht mit Namen nannte.
    Bond stand in Hörweite in der Nähe des Pultes und sah sich die Leute an, die zu den Namen gehörten.
    Äußerlich sahen sie sich ähnlich. Dunkle Gesichter, glattrasiert, etwa einsfünfundsiebzig groß, harte Augen, dünne, lächelnde Lippen, wenige Worte zum Geschäftsführer. Alle hielten ihre Aktentaschen fest, wenn die Pagen versuchten, sie zu dem übrigen Gepäck auf die Gummiradkarren zu legen.
    Sie verschwanden in ihren Zimmern im Ostflügel.
    Bond nahm seine Liste und fügte zu jedem Namen Erkennungsbemerkungen hinzu, außer zu Hendriks’, der sich seinem Gedächtnis klar eingeprägt hatte. Gengerella erhielt die Kennzeichnung »italienischer Abstammung, aufgeworfene Lippen«, Rotkopf »dicker Hals, völlig kahl, Jude«, Binion »Fledermausohren, Narbe linke Wange, hinkt«, Garfinkel »der schwierigste; schlechte Zähne, Revolver unter rechter Achsel«, und schließlich Paradise »auffallend, hochnäsig, falsches Lächeln, großer Brillantring«.
    Scaramanga kam herüber. »Was schreiben Sie?«
    »Nur Notizen als Gedächtnisstütze.«
    »Geben Sie her.« Scaramanga streckte fordernd die Hand aus.
    Bond gab ihm die Liste.
    Scaramanga überflog sie.
    Er gab sie zurück. »Ziemlich richtig. Aber Sie hätten den einen Revolver nicht zu erwähnen brauchen. Sie sind alle bewaffnet. Außer Hendriks, schätze ich. Diese Jungs haben immer Angst, wenn sie im Ausland sind. Aber wen kümmert’s? Sehe Sie gegen zwölf in der Bar. Ich werde Sie als meinen persönlichen Assistenten vorstellen.«
    »Das wird ja großartig.«
    Scaramangas Brauen zogen sich zusammen.
    Bond ging zu seinem Schlafzimmer.
    Er hatte die Absicht, den Mann zu reizen und es immer wieder zu tun, bis es zu einem Kampf kam.
    Vorläufig würde er es sich wahrscheinlich gefallen lassen, denn er schien Bond
    zu brauchen. Aber es würde bald der Augenblick kommen, wahrscheinlich in Anwesenheit von Zeugen, da seine allzu verletzte Eitelkeit ihn veranlassen würde zu ziehen. Es lag für Bond ein kleiner Vorteil darin, wenn er selbst den Handschuh warf. Die Taktik war grob, aber ihm fiel keine andere ein. Bond stellte fest, daß sein Zimmer während des Vormittags durchsucht worden war. Er verwendete immer einen Hoffritz-Rasierapparat, der in der Art der alten schwergezähnten Gillettetypen gebaut war. Sein amerikanischer Freund Felix Leiter hatte ihm einmal in New York einen gekauft, um zu beweisen, daß das die besten waren, und Bond war dabei geblieben. Der Griff eines Rasierapparates ist ein gutes Versteck für die kleinen Hilfsmittel der Spionage - Kodes, Mikropunktentwickler, Zyanid und andere Pillen.
    An diesem Morgen hatte Bond an das Schraubende des Griffs in einer Linie mit dem »Z« der Fabrikmarke einen winzigen Kratzer in den Schaft geritzt. Der Kratzer war um einen Millimeter nach rechts verschoben.
    In keine der anderen kleinen Fallen war man gegangen. Taschentücher mit untilgbaren Flecken an gewissen Stellen, in bestimmter Ordnung hingelegt, der Winkel seines Koffers zur Wand des Garderobenschranks, das

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