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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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halb herausgezogene Futter der Brusttasche seines zweiten Anzugs - das alles war unverändert geblieben.
    Allenfalls hätte ein sorgfältiger, geübter Diener das zustande gebracht. Aber jamaikanisches Personal, bei aller Freundlichkeit und Willigkeit, war nicht von dieser Art. Nein, zwischen neun und zehn, als Bond spazierengegangen war und sich in sicherer Entfernung vom Hotel aufgehalten hatte, war sein Zimmer gründlich durchsucht worden, und zwar von einer Person, die ihr Metier verstand. Bond war befriedigt. Es war gut zu wissen, daß der Kampf im Gange war. Wenn er Gelegenheit fand, einen Streifzug durch Nr. 20 zu unternehmen, hoffte er, es noch besser zu machen.
    Die Bar lag hinter einer Ledertür mit Messingknöpfen gegenüber dem Vestibül zum Konferenzzimmer. Sie war die stilechte, luxuriöse Nachahmung einer englischen Gasthausbar.
    Die sauberen Holzstühle hatten Schaumgummipolster, mit rotem Leder überzogen. Die Trinkkrüge hinter der Bar waren aus Silber oder Silberimitation statt aus Zinn. Die Jagdradierungen, Kupfer- und Messinghörner, Musketen und Pulverhörner an den Wänden hätten aus der Parker-Galerie in London stammen können.
    Statt der Trinkkrüge standen Champagnerflaschen in antiken Kühleimern auf den Tischen, und statt der Bauern standen die Gangster in Anzügen herum, die nach Brooks Brothers’ »Tropenmode« aussahen, und schlürften vorsichtig ihre Drinks. Der Gastgeber lehnte an der Mahagonitheke und ließ seinen goldenen Revolver um den Zeigefinger seiner linken Hand wirbeln wie der Falschspieler in
    einem alten Wildwestfilm.
    Als sich die Tür hinter Bond mit einem Seufzer schloß, blieb der Goldrevolver mitten im Wirbel stehen und zielte auf Bonds Magen.
    »Jungs«, sagte Scaramanga, »ich stelle euch meinen persönlichen Assistenten vor, Mr. Mark Hazard aus London, England. Er ist herübergekommen, damit die Dinge während dieses Wochenendes hier glatt verlaufen. Kommen Sie, Mark, stellen Sie sich der Bande vor und reichen Sie die Appetitbrötchen herum.«
    Er ließ den Revolver sinken und steckte ihn in den Hosenbund. James Bond setzte das Lächeln eines persönlichen Assistenten auf und ging an die Bar.
    Vielleicht weil er Engländer war, wurden rundum die Hände geschüttelt.
    Der Barmann in der roten Jacke fragte ihn nach seinen Wünschen, und er sagte: »Einen rosa Gin mit viel Bitter; Beefeater.« Dann sprach man über die Vorzüge verschiedener Ginmarken.
    Alle anderen schienen Champagner zu trinken, außer Mr. Hendriks, der abseits von der Gruppe stand und sich an ein Schweppes-Zitronenbitter hielt.
    Bond ging zwischen den Männern umher. Er plauderte mit ihnen über ihren Flug, das Wetter in den Staaten, die Schönheiten Jamaikas. Er wollte die Stimmen mit den Namen verbinden. Er ging auf Mr. Hendriks zu.
    »Wir beide scheinen hier die einzigen Europäer zu sein. Nehme an, Sie sind aus Holland. Bin oft durchgekommen. Nie lange dortgeblieben. Schönes Land.«
    Die sehr blassen blauen Augen sahen Bond interesselos an.
    »Danke ssehr.«
    »Aus welchem Teil kommen Sie?«
    »Den Haag.«
    »Haben Sie lange dort gelebt?«
    »Viele, viele Jahre.«
    »Schöne Stadt.«
    »Danke ssehr.«
    »Ist das Ihr erster Besuch in Jamaika?«
    »Nein.«
    »Wie gefällt’s Ihnen?«
    »Ist ein schönes Land.«
    Fast hätte Bond »Danke ssehr« gesagt. Er lächelte Mr. Hendriks aufmunternd zu, als wollte er sagen: »Bisher habe ich das ganze Rennen gemacht. Jetzt sind Sie an der Reihe, etwas zu sagen.«
    Mr. Hendriks blickte an Bonds rechtem Ohr vorbei ins Nichts. Das Schweigen wurde drückend. Mr. Hendriks verlegte das Gewicht von einem Fuß auf den anderen und gab endlich nach. Seine Augen blickten gedankenvoll auf Bond.
    »Und Sie, Sie sind doch aus London, nicht wahr?«
    »Ja. Kennen Sie es?«
    »Ich bin dort gewesen, ja.«
    »Wo wohnen Sie gewöhnlich?«
    »Bei Freunden.«
    »Das muß angenehm sein.«
    »Biette?«
    »Ich meine, es ist angenehm, Freunde in einer fremden Stadt zu haben. Hotels gleichen einander zu sehr.«
    »Das habe ich nicht gefunden. Entschuldigen biette.«
    Mit einem entschlossenen Kopfnicken verließ Mr. Hendriks Bond und ging zu Scaramanga hinüber, der immer noch allein an der Bar lehnte.
    Mr. Hendriks sagte etwas. Seine Worte wirkten auf den anderen wie ein Befehl. Mr. Scaramanga richtete sich auf und folgte Mr. Hendriks in einen hinteren Winkel des Raumes. Er stand da und hörte sich an, was Mr. Hendriks rasch zu ihm sagte.
    Das interessierte Bond, der sich nun

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