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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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besorgt hatte, und er kannte die Strecke genau, die der kleine Zuckerrohrzug nahm. Zuerst acht Kilometer lang Zuckerrohrfelder - hohe grüne Wände, zwischen denen sie jetzt dahinfuhren. Dann kam der Mittlere Fluß, dahinter das weite Sumpfgebiet, das jetzt langsam trockengelegt wurde, aber auf der Karte noch als »Der große Morast« eingezeichnet ist. Dann der Orangenfluß, der zur Orangenbucht führte, dann wieder Zuckerrohrfelder, Mischwald und kleine Bauernhöfe, bis man zu dem Dörfchen Green Island am Kopf des ausgezeichneten Ankergrundes von Green Island Harbour kam.
    Hundert Meter weiter vorn stieg ein Truthahngeier neben der Bahnlinie hoch, erwischte nach ein paar schweren Flügelschlägen die Landeinwärtsbrise, schwebte hoch und fort.
    Scaramangas Revolver krachte. Eine Feder von dem mächtigen rechten Flügel des Vogels segelte herunter. Der Truthahngeier beschrieb einen Bogen und stieg höher. Ein zweiter Schuß ertönte. Der Vogel zuckte und taumelte herab. Er zuckte wieder, als ihn die dritte Kugel traf. Dann stürzte er ins Zuckerrohr.
    Unter dem gelben Dach ertönte Applaus.
    Bond lehnte sich hinaus und rief Scaramanga zu: »Das kostet Sie fünf Pfund, außer, Sie geben dem Rasta Schweigegeld. Das ist die Strafe für den Abschuß eines Geiers.«
    Ein Schuß pfiff an Bonds Kopf vorbei. Scaramanga lachte: »Entschuldigung. Dachte, ich seh’ ne Ratte.« Dann: »Kommen Sie, Mr. Hazard, zeigen Sie uns Ihre Schießkünste. Da drüben neben der Bahnlinie grast Vieh. Sehn Sie zu, ob Sie ’ne Kuh auf zehn Schritt treffen können.« Die Gangster wieherten.
    Bond steckte seinen Kopf wieder hinaus. Scaramangas Revolver lag in dessen Schoß. Aus dem Augenwinkel sah er, daß Mr. Hendriks, vielleicht drei Meter hinter ihm, seine rechte Hand in der Jackentasche hatte. Bond rief: »Ich schieße nie auf Wild, das ich nicht esse. Wenn Sie die ganze Kuh essen, schieß ich sie Ihnen.«
    Der Revolver krachte, und Bond zog seinen Kopf in die Deckung des
    Kohlentenders zurück. Scaramanga lachte rauh: »Gib auf deinen Mund acht, Limey, sonst hast du bald keinen mehr.« Die Gangster lachten.
    Der Rasta neben Bond fluchte. Er riß heftig an der Pfeifenleine. Bond blickte die Schienen entlang. Weit vorn, quer über dem Gleis, lag etwas Rosafarbenes. Schimpfend zog der Führer an einem Hebel. Dampf strömte aus dem Auslaß, und die Maschine fuhr langsamer. Zwei Schüsse ertönten, und die Kugeln schlugen gegen das Eisendach über seinem Kopf. Scaramanga schrie wütend: »Gib weiter Volldampf, du verdammter Teufel!«
    Der Rasta drückte schnell den Hebel hoch, und die Geschwindigkeit des Zuges stieg wieder auf dreißig Stundenkilometer. Er zuckte die Achseln und sah Bond an. Er leckte sich die Lippen: »Auf den Schienen dort liegt ’n weißes Frauenzimmer, ’leicht ’ne Freundin vom Chef.« Bond spähte nach vorn. Ja! Es war ein nackter rosa Körper mit goldblondem Haar. Ein Frauenkörper!
    Scaramangas Stimme dröhnte gegen den Wind. »Jungs! Da liegt eine kleine Überraschung für euch alle. Etwas aus den guten alten Wildwestfilmen. Da vorne, quer über die Schienen gebunden, befindet sich ein Mädchen. Seht nur hin. Und wißt ihr was? Es ist die Geliebte eines Mannes, den man uns als James Bond gemeldet hat. Würdet ihr’s glauben? Und sie heißt Goodnight, Mary Goodnight. Für sie ist’s wirklich >gute Nacht<. Wenn dieser James Bond jetzt hier wäre, ich wette, wir könnten ihn um Gnade brüllen hören.«
    14
    James Bond stürzte sich auf den Beschleunigungshebel und riß ihn nach unten.
    Die Maschine verlor den Dampfdruck, aber es waren nur noch hundert Meter, und das einzige, was das Mädchen jetzt noch retten konnte, waren die Bremsen. Sie waren unter Scaramangas Kontrolle.
    Der Rasta hatte schon sein Buschmesser in der Hand. Die Flammen aus dem Ofen glänzten auf der Klinge. Er trat zurück wie ein in die Enge getriebenes Tier, seine Augen rot von Ganja und von der Angst vor dem Revolver in Bonds Hand. Jetzt konnte nichts mehr das Mädchen retten!
    Bond wußte, daß ihn Scaramanga von der rechten Seite des Tenders erwarten würde; er stürzte zur linken. Hendriks hatte seinen Revolver draußen. Bevor er ihn heben konnte, setzte Bond eine Kugel zwischen die kalten Augen des Mannes. Der Kopf schlug nach hinten. Einen Augenblick lang waren die Backenzähne mit den Stahlkronen in dem offenen Mund zu sehen. Dann fiel der graue Homburg ab, und der tote Kopf sackte nach vorn.
    Zweimal krachte der goldene Revolver. Eine

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