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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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Augen geschlossen. Dachte, wenn er nicht kalt ist, wird er mit den andern auf der Brücke draufgehen.« Er lächelte schwach: »Wie hat dir der River-Kwai-Trick gefallen?«
    Bond hob den Daumen.
    »Ganz prima. Die Krokodile setzen sich gerade an die Tafel. Aber die verdammte Puppe! Hat mir einen scheußlichen Schreck eingejagt! Hast du sie hingelegt?«
    »Gewiß. Tut mir leid, Junge. Mr. S. hatte es mir aufgetragen. Gab mir einen Vorwand, heute früh die Brücke zu präparieren. Keine Ahnung, daß deine Freundin blond ist oder daß du auf die Sache hereinfallen würdest.«
    »Verdammt blöd von mir. Dachte, er hätte sie gestern erwischt. Also komm, hier ist eine Kugel. Beiß ins Blei hinein. In den Romanen steht, es hilft. Das wird dir jetzt weh tun, aber ich muß dich in Deckung und aus der Sonne schaffen.«
    Bond ergriff Leiter unter den Armen und zog ihn, so sanft er konnte, auf eine trockene Stelle unter einem großen Mangrovebusch oberhalb des Sumpfes.
    Leiters Gesicht war schweißüberströmt vor Schmerz. Bond lehnte ihn gegen die Wurzeln. Leiter seufzte, und sein Kopf fiel nach hinten.
    Bond sah nachdenklich auf ihn nieder. Eine Ohnmacht war vermutlich das beste, was ihm passieren konnte. Er nahm Leiters Revolver aus dem Hosenbund und legte ihn neben seine linke, die einzige, Hand.
    Bond mochte noch in beträchtliche Schwierigkeiten geraten. Wenn das geschah, würde Scaramanga über Felix herfallen.
    Bond kroch die Reihen der Mangroven entlang zur Brücke. Im Augenblick würde er sich mehr oder weniger im freien Feld aufhalten müssen. Er hoffte, daß näher beim Fluß der Sumpf trockenerem Land weichen würde, so daß er sich zum Meer hinunterarbeiten und dann zum Fluß zurückkommen und die Spuren des Mannes finden konnte.
    Es war halb zwei, und die Sonne stand hoch.
    James Bond war hungrig und sehr durstig, und seine Schulterwunde klopfte wild wie sein Puls.
    Die Wunde begann ihm Fieber zu verursachen. Während er sich jetzt an seine Beute heranpirschte, war ein Großteil seiner Gedanken komischerweise damit beschäftigt, sich das Champagnerbüfett auszumalen, das sie alle, die Lebenden und die Toten, in Green Harbour erwartete.
    Mehrmals atmete er tief und langsam.
    Er kannte die Symptome. Es war nur eine akute Nervenerschöpfung mit - das gestand er sich selbst ein - ein wenig Fieber. Er mußte nur seine Gedanken und seine Augen klar behalten.
    Entschlossen jagte er die täuschenden Bilder aus seinen Gedanken und schaute sich in der Gegend um.
    Vielleicht noch hundert Meter bis zur Brücke. Zu seiner Linken standen die Mangroven weniger dicht, und der schwarze Schlamm war trocken und gesprungen. Aber es gab immer noch weiche Stellen.
    Bond stellte den Kragen seiner Jacke auf, um das weiße Hemd zu verstecken. Er legte weitere zwanzig Meter neben den Schienen zurück, dann ging er nach links in die Mangroven hinein. Wenn er sich knapp an die Wurzeln hielt, kam er ziemlich gut vorwärts. Es gab wenigstens keine trockenen Zweige und Blätter, die knackten oder raschelten.
    Er suchte möglichst parallel zum Fluß zu bleiben, aber dichte Gruppen von Buschwerk zwangen ihn zu kleinen Umwegen, und er mußte seine Richtung nach der Trockenheit des Schlammes und dem leichten Ansteigen des Landes gegen das Flußufer einschätzen.
    Der Schlamm war von den Fraßgängen der Landkrabben durchlöchert, da und dort lagen Reste ihrer Schalen, wenn sie die Opfer von Mungos oder großen Vögeln geworden waren.
    Jetzt erst begannen ihn die Moskitos und Sandfliegen anzugreifen. Er konnte sie nicht wegschlagen, sondern sie nur leise mit dem Taschentuch verscheuchen. Es war bald von dem Blut durchtränkt, das sie ihm ausgesaugt hatten, und dem Schweiß, der sie anlockte.
    Nach Bonds Schätzung war er zweihundert Meter weit in den Sumpf eingedrungen, als er es einmal, beherrscht, husten hörte.
    15
    Das Husten kam aus einer Entfernung von etwa zwanzig Metern, vom Fluß her.
    Bond ließ sich auf ein Knie nieder, seine Sinne waren angespannt. Er wartete fünf Minuten. Als das Husten sich nicht wiederholte, kroch er auf Händen und Knien vorwärts, den Revolver zwischen den Zähnen.
    Auf einer kleinen Lichtung getrockneten, aufgesprungenen schwarzen Schlamms erblickte er den Mann. Scaramanga lag ausgestreckt, sein Rücken ruhte auf einem Klumpen verzweigter Mangrovewurzeln. Sein Hut und seine hohe Halsbinde waren fort, und die ganze rechte Seite seines Anzugs war schwarz von Blut, auf dem Insekten herumkrochen.
    Aber die Augen in

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