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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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der Cowboy wissen.
    »Brian MacDonald.« Buchanan nannte ein Pseudonym, das er vor längerer Zeit einmal benutzt hatte. Brian MacDonald war angeblich Programmierer gewesen, und um die Identität glaubhaft zu machen, war Buchanan auf diesem Gebiet ausgebildet worden.
    »Schaffen Sie es nicht? Ich hatte keine Probleme, als ich auftragsgemäß etwas löschen mußte. Darüber wissen Sie doch Bescheid – oder?«
    »Ja, aber an diesen Unterlagen bin ich nicht interessiert.«
    Buchanan drang langsam in das Programm ein, obwohl er sich durch die Gegenwart des Mannes stark abgelenkt fühlte. Der Cowboy schien lauter und stoßweise zu atmen. Beunruhigte ihn etwas?
    »Klappt es nicht? Wissen Sie nicht, wie es weitergeht? Soll ich es Ihnen zeigen?«
    »Danke.« Wäre Buchanan allein gewesen, hätte er im Dateiverzeichnis einfach nach D und T gesucht, aber das wagte er nun nicht. Wenn der Killer Textteile gelöscht hatte, würde er sich wundern, warum Buchanan sich ausgerechnet für diese Namen interessierte. »Aber ich muß etwas gegen die verdammten Kopfschmerzen tun.« Langsam erhob er sich und massierte sich mit der Linken den Nacken. »Gibt es hier irgendwo Aspirin?«
    Der Mann deutete in Richtung Badezimmer. »Schauen Sie doch mal im Arzneischrank nach.«
    »Sehr gut.«
    Das Badezimmer wirkte verstaubt. Wände, Fliesen, Duschvorhang – alles Grau-Weiß, wieder nur das Notwendigste. Buchanan blieb nichts anderes übrig, er mußte scheinbar nach den Tabletten suchen, obwohl die Kopfschmerzen im Augenblick seine geringste Sorge waren. Er öffnete das Schränkchen.
    Da ertönte ein Summen. Überrascht sah er auf das Mobiltelefon, das er links am Gürtel trug. Er hatte es aus dem Lieferwagen mitgenommen, denn das Telefon im Jeep war fest installiert. Wahrscheinlich rief Pedro oder Anita an, um ihn zu warnen. Oder es war ein Anruf von den Auftraggebern der Spitzel aus Philadelphia.
    Buchanan konnte es nicht einfach weiterklingeln lassen, das wäre noch verdächtiger gewesen.
    Als er das Gerät vom Gürtel lösen wollte, bewegte sich etwas im Flur. Der Killer stand in der Tür und hatte plötzlich auch ein Telefon in der Hand. Er mußte es aus seinem Versteck geholt haben. Er sah nicht gerade fröhlich aus.
    »Komisch«, sagte er. »Ich habe nie was von Brian MacDonald gehört. Eben will ich Duncan im Lieferwagen anrufen. Wollte mich erkundigen, ob Sie sauber sind. Und da klingelt es bei Ihnen! Das kann doch nur bedeuten, daß Sie das Telefon von Duncan haben, und ich frage mich, was zum Teufel …«
    Während er noch sprach, griff er unter die weite Jeansjacke, wo vermutlich ein Halfter verborgen war.
    »Purer Zufall«, antwortete Buchanan. »Sie rufen Duncan an, und ich werde gleichzeitig von einem anderen angerufen. Ich zeige es Ihnen.« Er hielt ihm mit der linken Hand das Telefon hin. Mit der rechten fuhr er unter seine Jacke und zog die Pistole aus dem Gürtel. Der andere riß kaum eine Sekunde nach ihm die eigene Waffe heraus.
    Buchanan feuerte und erwischte den Mann an der Brust, so daß dieser zurücktaumelte, ohne jedoch die Pistole loszulassen. Die zweite Kugel drang in die rechte Schulter. Durch Reflexe ausgelöst, schnellte die Hand mit der Waffe in die Höhe. Der dritte Schuß traf ihn in die Stirn und warf ihn um. Sein Arm streckte sich in Richtung Decke, der verkrampfte Zeigefinger jagte eine Kugel in die Decke. Putz bröckelte ab.
    Der Cowboy fiel auf den Hartholzfußboden im Büro. Er keuchte, erschauerte und bewegte sich nicht mehr. Eine Blutlache breitete sich aus.
    Buchanan war mit wenigen Schritten bei ihm, stieß die Pistole mit dem Fuß beiseite und forschte nach Lebenszeichen. Die Augen waren aufgerissen, und die Pupillen reagierten nicht, als er sich mit dem Finger näherte. Schnell durchsuchte er die Kleidung des Toten. Er fand nichts als einen Kamm, etwas Kleingeld, ein Taschentuch und eine Brieftasche, die er auf den Tisch legte. Aus dem Wohnzimmer holte er einen Läufer, auf den er die Leiche rollte und den Flur entlang durch Wohnzimmer und Küche zum Hintereingang zog.
    Die Nacht verbarg ihn. Er schleifte die Last über eine Veranda, drei Stufen hinunter und durch das gleich dahinter beginnende Gebüsch bis zum Fluß. Vorsichtig zog er den Teppich zum Ufer hinunter, wo er einen Baumstamm fand, über den er den Leichnam warf. Dann schob er den Stamm ins Wasser und sah zu, wie der Körper hineinrutschte, sobald die Strömung ihn gepackt hatte. Den Teppich warf Buchanan in den Fluß, so weit er

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