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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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warfen sie in Brunnen, was einer Nachahmung jener Menschenopfer gleichkam, wie sie einst die Maya praktiziert hatten.
    Im Delirium hörte McIntyre, daß sich die Bürotür öffnete. Das Geräusch der draußen vorbeifahrenden Bulldozer drang lauter herein. Dann wurde die Tür wieder geschlossen, Schritte näherten sich seinem Lager auf dem gestampften Fußboden.
    Eine zärtliche Hand strich ihm über die Stirn. »Du hast noch Fieber.« Eine weibliche Stimme – Jenna. »Fühlst du dich besser?«
    »Nein.« McIntyre zitterte, der Schweiß floß ihm in Strömen aus allen Poren.
    »Hier, Wasser.«
    »Kann nicht.« Das Atmen fiel ihm schwer. »Ich bringe es wieder raus.«
    »Halte noch durch. Die Mechaniker arbeiten wie verrückt, um den Chopper zu reparieren.«
    »Es geht nicht schnell genug.«
    Jenna kniete sich neben das Feldbett und hielt ihm die linke Hand. McIntyre erinnerte sich, wie erstaunt er gewesen war, als ihm eine Frau als Landvermesserin des Projekts vorgestellt wurde. Er hatte kein Hehl daraus gemacht, daß dies kein geeigneter Ort für ein weibliches Wesen sei. Sie hatte seine chauvinistische Einstellung bald widerlegt und bewiesen, daß sie im Dschungel genau wie ein Mann zurechtkam. Sie war etwas über vierzig, wie McIntyre, hatte honiggelbes Haar, feste Brüste und ein nettes Lächeln. Seit drei Monaten arbeiteten sie zusammen, und McIntyre hatte sich in sie verliebt. Er hatte es ihr nie gestanden, denn er fürchtete, zurückgewiesen zu werden. Wenn er abgeblitzt wäre, hätte das die Zusammenarbeit unerträglich gemacht. Sobald die Arbeit beendet war, wollte er ihr …
    Sie streichelte seine Hand und kam näher. »Ich wette, einer der Chopper kommt aus Vera Cruz zurück, bevor der hier repariert ist. Denn Drummond wird erwartet. Wir bringen dich mit seinem Hubschrauber ins Krankenhaus.«
    »Drummond?«
    »Erinnerst du dich nicht?« Jenna wischte ihm mit einem feuchten Tuch über die Stirn. »Wir haben darüber gesprochen, als ich vor einer halben Stunde das Sprechfunkgerät benutzte. Wir haben gefunden, was Drummond will. Es lag die ganze Zeit direkt vor unserer Nase. Drummonds Übersetzung enthielt die Anleitung. Wir waren zu clever und haben uns die Suche zu schwer gemacht. Wir gingen nämlich davon aus, daß die Anweisung nur bildlich gemeint ist. Dabei ist sie wortwörtlich zu verstehen. Der Gott der Dunkelheit. Der Gott der Unterwelt. Der Gott der Pyramide. Es war so verdammt einfach, Mac! Nachdem deine Leute die Pyramide geschleift hatten, war nicht zu übersehen, warum die Maya sie gerade an dieser Stelle errichteten. Wir haben gefunden, was Drummond sucht.«

Zehntes Kapitel
     
    1
     
    Washington, D. C.
     
    Halb zwei Uhr nachmittags. Sobald Buchanan mit einer Maschine der TWA aus San Antonio angekommen war, steuerte er auf das nächste Münztelefon im National Airport Terminal zu. Auf dem fünfstündigen Flug hatte er etwas geschlafen. Obwohl seine Wunden und der Kopf noch immer schmerzten, fühlte er sich etwas wohler als in den vergangenen Tagen. Er reiste unter dem Namen Charles Duffy und hatte alles unter Kontrolle.
    Ein Kollege von Holly bei der »Washington Post« nahm ab, teilte ihm mit, daß sie gerade auf einem anderen Apparat sprach, und fragte nach seinem Namen.
    »Mike Hamilton«, antwortete Buchanan, wie es mit Holly vereinbart war. Er setzte voraus, daß der Colonel und Alan sie überwachen ließen und aufpaßten, ob sie ihr Versprechen hielt. Bestimmt würde sich der Verdacht gegen sie erhärten und schreckliche Folgen haben, wenn sie erfuhren, daß Buchanan weiterhin Kontakt zu ihr hatte. Doch selbst für den Fall, daß Holly keine Gefahr drohte, durfte er seinen wirklichen Namen nicht benutzen, denn auch nach ihm wurde bestimmt gefahndet.
    Überlegungen wie diese schossen ihm durch den Kopf, als er unruhig darauf wartete, daß Holly an den Apparat kam. Dabei stellte er auch seine Motive in Frage. Was wollte er eigentlich von ihr? Aus einer streng geheimen militärischen Operation konnte man nicht so einfach aussteigen wie aus dem Job in einer Pizzabude. Acht Jahre als Undercoveragent hatte er jeden Befehl befolgt. Er war Soldat und hatte Gehorsam geschworen. Er war auf seine Zuverlässigkeit stolz gewesen. Und plötzlich hatte seine Disziplin einen Knacks bekommen. Er war weggelaufen, nicht einmal in die Zukunft, sondern in die Vergangenheit, und nicht als er selber, sondern in einer seiner Rollen.
    Er spielte mit dem Gedanken, den Colonel anzurufen. Er konnte seinen Fehler

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