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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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faßte sich ans Ohr, und zwar immer dann, wenn der erste sprach. Sie waren also mit hörgeräteähnlichen Empfängern und mit Minimikros ausgerüstet, die am Revers getragen wurden.
    Welche Gruppe war nun hinter Holly her: die Leute des Colonels von der Special Operations Division oder Alans Leute von der CIA? Als Holly die K-Street erreichte und auf den Park zusteuerte, konnte Buchanan die beiden Verfolger von hinten sehen. Sie hatten schmale Hüften und extrem breite Schultern, einen Körperbau, der die Angehörigen der Special Operations Division auszeichnete. Denn während ihrer Ausbildung wurde in erster Linie auf Schnelligkeit und kräftige Muskeln im Oberkörperbereich geachtet. Ihm fielen jetzt aber auch noch zwei weitere Männer auf, von gleicher Gestalt und ebenfalls in Zivilkleidung, die offenbar vorausgeeilt waren und den Park sicherten. Der Colonel mußte Holly für sehr gefährlich halten, anders waren so viele Beobachter nicht zu erklären. Sie hatten Hollys Telefon abgehört und wußten genau, wann und wo sie sich mit Mike Hamilton treffen wollte. Buchanans Vorsicht war also berechtigt gewesen.
    Anstatt Holly in die Anlagen zu folgen, blieb Buchanan zurück, bog in die K-Street ein und umrundete den nächsten Block. Von dort waren die kahlen Bäume und Holly auf einer Bank in der Nähe des Standbilds von General McPherson zu sehen. Die vier breitschultrigen Männer hatten sich verteilt und standen fast unbeweglich da, gelegentlich faßten sie zum Ohr oder neigten den Kopf, die Augen auf Holly geheftet, und musterten jeden, der sich näherte.
    Wie kann ich ihr eine Mitteilung zukommen lassen? dachte Buchanan.
    Auf der I-Street kam er an einem Schwarzen vorbei, der ein kleines Schild mit der Aufschrift »Ich arbeite für etwas Essen« in der Hand hielt. Seine Kleidung war einfach und sauber, er war rasiert, die Lederschuhe waren geputzt, wenn auch schiefgetreten, und er hatte einen Haarschnitt nötig.
    »Haben Sie etwas Geld für einen Hamburger übrig?« fragte er. Aus seinen Augen sprach unterdrückte Bitterkeit. Scham und Wut lagen im Widerstreit; man merkte ihm an, wie er beim Betteln um Würde rang.
    »Ich glaube, bei mir ist mehr drin«, antwortete Buchanan.
    Der Schwarze zog die Augenbrauen zusammen, Verwirrung gemischt mit Vorsicht verdrängte die anderen Gefühle.
    »Sie wollen arbeiten?« fragte Buchanan.
    »Na ja, ich weiß nicht, woran Sie denken, hoffentlich nichts Strafbares. Eben hat mich einer angequatscht und gemeint, wenn ich arbeiten will, soll ich mir ‘nen Job verschaffen. Er hat faules Schwein zu mir gesagt und ist weitergegangen. Woher nehmen und nicht stehlen, frag ich Sie. Wenn ich ‘n Job gefunden hätte, müßte ich hier nicht herumschnorren und mich blöd anquatschen lassen, Mister.«
    »Was halten Sie von hundert Dollar für fünf Minuten Arbeit?«
    »Einhundert Eier? Für soviel, da tat ich … Moment mal. Wenn’s um Stoff geht oder um Schmierestehen, dann sind Sie bei mir falsch …«

3
     
    In einem sicheren Apartment fünf Häuserblocks nördlich der »Washington Post« ging der Colonel auf und ab und riß beim ersten Läuten des Telefons den Hörer an sich. »Home Video Service.«
    »Da spielt sich nichts ab«, sagte eine Männerstimme. »Wer dieser Mike Hamilton auch sein mag, er wollte sich zwanzig nach zwei mit ihr treffen. Jetzt ist es bereits dreiviertel drei, und man merkt ihr an, daß es ihr allmählich zu dumm wird, hier im Regen herumzusitzen.«
    »Behalten Sie sie weiter im Auge, bis sie ins Büro zurückkehrt und unser Mann in ihrer Abteilung wieder übernehmen kann«, sagte der Colonel.
    »Mag sein, was sie gerade tut, gehört zu ihrer Schnüffelarbeit. Nur weil der Kerl am Schreibtisch neben ihr noch nie von einem Mike Hamilton gehört hat, schließt das jedoch nicht aus, daß dieser Hamilton auch ein harmloser Bekannter von ihr sein könnte.«
    »Könnte, Major Putnam? Ich habe etwas dagegen, wenn meine Offiziere vage Vermutungen anstellen. Sie und Hamilton sprachen miteinander wie gute Bekannte. Und das soll völlig harmlos sein?«
    »Nun, die meisten Menschen sprechen nicht in Rätseln, wenn sie sich mit jemandem zum Lunch verabreden.«
    »Meinen Sie das sarkastisch, Major Putnam?«
    »Nein, Sir, keinesfalls. Ich denke bloß laut und versuche, die Situation zu analysieren. Nach meiner Meinung würde sie sich nicht so offen mit Hamilton treffen, wenn es etwas mit uns zu tun hätte. Wir haben unsere Dateien überprüft – mit einem Hamilton hatten wir

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