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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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gehört?«
    Buchanan machte ein verdutztes Gesicht.
    »Puccini, Verdi, Donizetti? Kommen Sie jetzt darauf? Wie wäre es mit Titeln? ›La Bohème‹, ›La Traviata‹, ›Lucia di Lammermoor‹.«
    »Opern? Keiner meiner Charaktere hat sich was daraus gemacht, sonst könnte ich Ihnen einen Vortrag über das Thema halten. Was hat das alles mit dem Namen Tomez zu tun?«
    » Maria Tomez. Ist mir sofort eingefallen. Ich wollte mich vergewissern, ob es nicht andere berühmte, reiche oder mächtige Leute namens Tomez gibt, die mir unbekannt sind.« Holly zog noch mehr aus der Tasche. »Es gibt einige, aber sie interessieren in unserem Zusammenhang nicht. Maria Tomez ist heute die umstrittenste, begabteste und unwiderstehlichste Mezzosopranistin der Opernwelt. Sie allein kommt in Frage.«
    »Was macht Sie so sicher?«
    »Weil Alistair Drummond und Maria Tomez seit einem Dreivierteljahr liiert sind, trotz des Altersunterschieds.« Holly machte eine nachdrückliche Pause. »Und Maria Tomez ist vor zwei Wochen verschwunden.«
    »Verschwunden?«
    »Das behauptet zumindest ihr Exgatte. Lesen Sie keine Zeitungen?« fragte Holly.
    »In den letzten Wochen blieb mir dazu keine Zeit.«
    »Nun, heute morgen ist er in New York City zur Polizei gegangen und hat versichert, daß sie seit mindestens zwei Wochen vermißt ist. Um nicht als Spinner abgestempelt zu werden, hat er ungefähr zwanzig Reporter von Presse und Fernsehen mitgebracht. Das war vielleicht eine Show!«
    Buchanan schüttelte den Kopf. »Warum sollte man ihn als Spinner behandeln?«
    »Weil ihre Scheidung eine ziemlich üble, in aller Öffentlichkeit ausgetragene Angelegenheit war. Seither hat er sie immer wieder diffamiert. Vor kurzem strengte er einen Prozeß gegen sie an mit der Behauptung, sie habe bei der Aufteilung des Besitzes falsche Angaben über ihren Vermögensstand gemacht. Er erhob Anspruch auf zehn Millionen Dollar. Verständlicherweise könnte die Polizei annehmen, sie sei seinetwegen verschwunden. Aber der Exgatte schwört, er sei davon überzeugt, daß ihr etwas zugestoßen sei.«
    Holly hielt Buchanan eine Seite aus der »Washington Post« des Vortages und ein Porträt aus der Sonntagsbeilage derselben Zeitung hin, das vor fünf Jahren erschienen war. Er las beides. Der Künstleragent Frederick Maltin hatte Maria Tomez entdeckt, als sie im Alter von zweiundzwanzig Jahren die Titelpartie in einer »Tosca«-Aufführung in Mexico City sang. Bei allem Talent und einer temperamentvollen Ausstrahlung hatte sie es als Mexikanerin zunächst schwer gehabt und mußte sich mit Provinzbühnen, meist in Lateinamerika, zufriedengeben. Da sie in ihrem Heimatland ausgebildet worden war, hatte sie gegen Vorurteile von Fachkreisen in den USA und in Italien anzukämpfen, wo sie bei den bedeutendsten Häusern vorsang.
    Frederick Maltin war vom ersten Augenblick an von ihr fasziniert. Nach der Vorstellung schickte er ihr Blumen in die Garderobe und legte eine Visitenkarte mit seiner Telefonnummer in Mexico City bei. Als sie ihn am nächsten Morgen anrief, wertete er es als gutes Zeichen, daß sie sich selber meldete und nicht etwa ihr Agent. Daraus konnte man schließen, daß sie entweder keinen Agenten hatte oder sich nicht darauf verließ, daß er Maltin anrufen würde. Sie stand also als Sängerin zur Verfügung. Wie Maltin später vielfach betonte, war Marias damaliges Arbeitspensum unmenschlich, und er hatte ihr versprochen, das zu ändern, wenn sie sich ihm anvertraute. Er wollte sie zu einem Star der Opernwelt machen und dafür sorgen, daß sie Ort und Zeit ihrer Auftritte selbst bestimmen durfte. Zwei Jahre später hatte er sein Versprechen erfüllt, und inzwischen waren sie auch verheiratet.
    »Aber offensichtlich auf die Dauer nicht glücklich.« Buchanan strich sich über den schmerzenden Kopf.
    Holly nickte. »Die Ehe scheiterte schließlich, weil Maltin nicht aufhören konnte, sie zu bevormunden. Er überwachte alles, was sie tat, und war so dominierend, daß sie zu ersticken fürchtete. Sie hielt es so lange wie möglich aus. Nach fünfzehn Jahren verließ sie ihn von einem Tag zum anderen. Es war, als sei in ihrem Inneren etwas zerbrochen. Sie trat nicht mehr auf und war nur noch selten in der Öffentlichkeit zu sehen.«
    Buchanan überflog noch einmal den Zeitungsausschnitt, um sein Gedächtnis aufzufrischen. »Die Scheidung fand vor einem halben Jahr statt, wenige Monate, nachdem das Verhältnis mit Alistair Drummond begonnen hatte. Warum sollte eine

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