Der Mann mit den hundert Namen
mit meiner Geschichte zu tun haben?«
»Gar nichts.«
»Was? Warum haben Sie mich dann überhaupt angerufen? Warum haben Sie mir all das zugemutet, die Verfolger, die geheimen Botschaften?«
»Weil mir keine andere Wahl blieb. Ich brauche Ihre Hilfe.«
Holly warf den Kopf zurück. »Sie brauchen meine Hilfe? Was könnte …«
»Drummond und Tomez. Leute, die Bodyguards nötig haben. Was haben Sie ermittelt?«
»Wozu dient die Information?«
»Besser, Sie wissen nichts darüber.«
»Scheiße! Seit wir uns im Zug nach New Orleans getroffen haben, bin ich von Ihnen zum Narren gehalten worden. Alles muß nach Ihrem Kopf gehen, und Sie verstehen es verdammt gut, Leute zu manipulieren. Nun, dieses Mal funktioniert das nicht! Wenn ich Ihnen helfen soll, muß für mich etwas dabei herausspringen. Worum geht es? Vielleicht eignet sich die Sache für eine neue Story? Eine Hand wäscht die andere.«
Er zögerte scheinbar. »Vielleicht haben Sie recht.«
»Herrgott noch mal, was sind Sie bloß für ein Mensch. Nie hören Sie auf, Theater zu spielen. Ich glaube, Sie wollten es mir schon die ganze Zeit erzählen, nur soll es den Anschein haben, als erwiesen Sie mir einen Dienst. Und nicht umgekehrt.«
Buchanan begann zu grinsen. »Sie sind zu clever für mich. Wie wär’s mit Kaffee?«
»Tee. Und wenn Sie mir etwas erzählen, dann kriege ich auch wieder Appetit.«
8
»Es hat etwas mit der Frau zu tun, von der ich in New Orleans sprach«, begann Buchanan, nachdem er telefonisch das Essen bestellt hatte. »Mit der ich mich am Café du Monde treffen sollte.«
Holly nickte. »Mit Ihrer früheren Geliebten.«
»Nein, wie gesagt, wir waren kein Liebespaar.« Er wurde nachdenklich. »Eigentlich haben meine Probleme damit angefangen, daß ich mich ihr nicht anvertraute.«
Holly verzog keine Miene, nur die Augen wurden schmaler und prüften ihn.
»Meine letzten Worte zu ihr waren, sie könne mich nicht lieben, weil sie mich nicht kennt. Denn sie kannte nur den, der ich zu sein vorgab.«
»Ich weiß nicht, ob Sie die Wahrheit sagen oder die Realität schon wieder zurechtbiegen.«
»Nein, es ist wahr, selbst wenn Sie mir nicht glauben. Etwas Ehrlicheres werden Sie von mir nie hören. Ich will ihr helfen, weil ich der Mann sein möchte, der ich damals war. Ich möchte wählen können, wer ich bin, und so bleiben. Ich habe den ständigen Wechsel satt.«
»Sie haben den ständigen Wechsel satt? Warum so kompliziert? Warum jemand anders sein und nicht Sie selber?«
Buchanan schwieg.
»Sie mögen sich nicht?«
Buchanan schaute starr geradeaus.
»Wie hieß diese Frau?«
Er zögerte. Instinkt und Ausbildung warnten ihn, ihr Auskunft zu geben. Er bereitete sich auf eine Lüge vor – und sagte doch die Wahrheit. »Juana Mendez.«
»Und wie ist der aktuelle Stand der Dinge?«
»Nachdem Sie aus New Orleans abgereist waren …« Er berichtete von seinem Aufenthalt in San Antonio, den getöteten Mann erwähnte er jedoch mit keinem Wort. »Drummond und Tomez – ihre Akten waren als einzige nicht zu finden. Juana arbeitete als Spezialistin für Sicherheitsfragen. Ich muß annehmen, daß diese beiden zu ihren Kunden gehörten.«
Nachdenklich holte Holly ihre Aktentasche vom Stuhl und öffnete sie. »Meine Informationen stammen aus dem Archiv der ›Washington Post‹.«
»Deshalb mußte ich mich an Sie wenden. Ich kenne niemanden, der mir das Notwendige so schnell beschaffen kann wie Sie.«
»Wissen Sie, Sie sollten mal versuchen, einen Mann mit Taktgefühl zu imitieren. Mir ist klar, daß Sie aber auch das nur dann täten, wenn dabei etwas für Sie herausspringt. Trotzdem, es hätte Sie nichts gekostet, bei mir den Eindruck zu erwecken, daß Sie mich reizvoll finden.«
»Oh, tut mir leid.«
»Wenn Sie bei Juana Mendez auch so charmant waren, ist es kein Wunder, daß es nicht geklappt hat.«
»Na, ich will ja alles wiedergutmachen.«
Holly überlegte kurz. »Mal sehen, ob uns das weiterhilft. Drummond und Tomez. Trotz meiner Vermutungen habe ich erst gründlich nachgeforscht, bevor ich Schlußfolgerungen zog.«
»Mit Drummond ist sicherlich Alistair Drummond gemeint.
Ein reicher, international bekannter Industrieller. Der würde ins Bild passen, zumal er machtbesessen sein soll.«
Holly zog ein Buch und einen Hefter aus der Aktentasche. »Bettlektüre. Seine Biographie und einige Ausdrucke aktueller Meldungen über ihn.«
»Und was ist mit Tomez?«
»Das war schwieriger. Haben Sie in letzter Zeit Puccini
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