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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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warf ihm seine Reisetasche entgegen und zwang ihn damit, auszuweichen und abwehrend die Hand zu heben. Bevor er die Waffe ziehen konnte, stieß Buchanan ihm die Handkante hart gegen das Nasenbein. Knirschend gab der Knochen nach. Buchanan nutzte die momentane Betäubung des Mannes, ihm den Ellbogen in das Zwerchfell zu rammen und ihm, als er sich vor Schmerzen krümmte, die Pistole wegzunehmen.
    Dann macht er kehrt, packte den ersten Mann, der gerade mühsam wieder hochzukommen versuchte, und schlug ihm den Kopf mit aller Kraft gegen einen Laternenpfahl. Der zweite Mann hatte alle viere von sich gestreckt und holte blutrotzend und röchelnd durch die zugeschnürte Kehle Luft.
    An der Front hätte Buchanan die beiden getötet, unter den gegebenen Umständen wollte er die Sache nicht schlimmer machen, als sie ohnehin schon war. Wenn er die Leute des Colonels ins Jenseits beförderte, bekämen sie beim nächsten Mal den Befehl, ihn nicht bloß gefangenzunehmen, sondern ebenfalls zu exekutieren. Oder gab es diesen Befehl bereits? Schließlich hatte der eine die Waffe ziehen wollen.
    An der Ecke Massachusetts Avenue und Twenty-first Street standen ein gutgekleideter älterer Mann und seine Frau und starrten entsetzt in Buchanans Richtung. Sie schrie laut, er nahm sie in die Arme.
    Buchanan schnappte sich seine Reisetasche und rannte los, weil jeden Augenblick ein Streifenwagen eintreffen konnte.
    Der Schrei hatte ohnehin zwei Männer alarmiert, die um die Ecke geflitzt kamen. Buchanan steigerte sein Tempo, denn kaum hatten die beiden ihn gesehen, gingen sie zum Angriff über und zogen die Waffen. Nun bestand kein Zweifel mehr. Das war kein Überwachungsteam, sondern ein weiteres Killerkommando des Colonels.
    Was hatten sie Holly angetan? Daran durfte er jetzt nicht denken, zunächst mußte er sein Leben retten und diese verdammte Einbahnstraße verlassen. Er näherte sich der P-Street, entdeckte eine Lücke zwischen zwei herannahenden Wagen und schlüpfte in der Hoffnung hindurch, daß sie ihm Schutz gewähren würden. Denn die Männer hatten ihn bereits im Visier. Ein Auto hupte, Bremsen quietschten. Er rettete sich auf den Bürgersteig und rutschte in einer Pfütze aus, ohne das Gleichgewicht zu verlieren. Er bog um die Ecke, da krachten zwei Schüsse, und ein Fenster in seiner Nähe zersplitterte.
    Buchanan rannte wie ein Wahnsinniger und packte die Pistole fester, die er dem Mann mit dem zertrümmerten Nasenbein entrissen hatte. Die Regenschleier schienen dichter zu werden, die Nacht dunkler. Die Straße war still, kein Wetter für Fußgänger. Eine trübe Laterne ließ das Schild einer nach Süden führenden Straße erkennen. Hopkins Street stand darauf. Er hastete weiter, die Reisetasche behinderte ihn, aber er durfte sie nicht zurücklassen, denn er brauchte die Bücher und die Unterlagen.
    Hinter ihm Flüche, Keuchen, schnelle Schritte. Er zuckte zusammen, als Kugeln neben ihm einschlugen. An der nächsten Ecke drehte er sich um und kniete nieder, den Ellbogen aufs Bein gestützt. Der Arm zitterte, Schweiß, mit Regentropfen vermischt, rann ihm über die Stirn.
    Buchanan zielte nach Gefühl, drückte dreimal rasch hintereinander ab. Die Schüsse hallten in der engen Straße wider, er hörte die ausgeworfenen Hülsen auf das Pflaster fallen und gleichzeitig Gefluche, doch war nicht festzustellen, ob eine seiner Kugeln getroffen hatte. Denn beide Verfolger lagen flach auf dem Boden und ballerten. Ihr Mündungsfeuer blitzte, ein Geschoß schlug in das Eckhaus ein, ein Steinsplitter traf Buchanan dicht am rechten Auge. Noch dreimal drückte er ab, die Männer rollten nach links, um hinter geparkten Wagen Deckung zu suchen.
    Sobald er die Männer nicht mehr sah, duckte er sich und spurtete zum Ende der Straße. Eine Sirene heulte und kam immer näher. Ein Fenster wurde geöffnet, jemand schrie etwas hinunter. Aber er achtete nur auf die schnellen, schallenden Schritte, die ihm folgten.
    Zwei Männer tauchten vor ihm auf. Buchanan gab zwei Schüsse ab, so daß sie auseinanderstoben und in Hauseingängen verschwanden.
    Er lief im Zickzack, um kein Ziel zu bieten. Eine Kugel zupfte ihn am linken Ärmel, eine zweite pfiff am rechten Ohr vorbei. Diesmal hörte er keine Schüsse, sondern ihm wohlbekannte gedämpfte Laute, als würden Kopfkissen ausgeklopft. Die Männer hatten Schalldämpfer auf ihre Waffen gesteckt, weshalb das Krachen seiner eigenen Pistole nur noch lauter wirkte. Die Sirene kam näher und näher, eine

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