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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Ganz zu schweigen von den x anderen Namen … Wie zum Teufel finden Sie sich da selbst noch zurecht?«
    »Das frage ich mich manchmal auch.« Um dem Thema auszuweichen, begann er zu essen und merkte nach dem ersten Bissen, wie hungrig er war.
    Holly legte die Gabel hin. »Seit der Entlassung aus dem Krankenhaus hatten Sie keine Minute Ruhe. Finden Sie nicht, Sie sollten mal ein bißchen langsamer treten?«
    »Geht nicht. Sobald wir gegessen haben, muß ich wegfahren.«
    »Wohin?«
    »Besser, Sie wissen es nicht.«
    »Richtig, Sie trauen ja niemandem. Beinahe hätte ich das vergessen.«
    »Nicht deswegen, sondern weil Sie schon gefährdet genug sind.«
    »Sie haben es wieder mal geschafft.«
    »Was?«
    »Sie haben mir wieder einen Schrecken eingejagt. Gerade fühlte ich mich halbwegs wie ein normaler Mensch, da erinnern Sie mich …«
    »Es gibt nichts Normales.«
    »Stimmt! Daß ich daran nie denke.«

10
 
    Buchanan begleitete sie die Feuertreppe hinunter bis zum zweiten Stock. »Wenn Sie angehalten werden, drohen Sie mit der Polizei. Sollte es ernst werden, erzählen Sie, daß Sie für einen Artikel über das Verschwinden von Maria Tomez und ihre Beziehung zu Drummond recherchieren. Was Mike Hamilton betrifft, bezeichnen Sie ihn als vertrauliche Quelle, als unzufriedenen Mitarbeiter von Drummond.« Bevor sie Zimmer vier zwölf verließen, hatte Buchanan Bücher und Artikel in seiner Reisetasche verstaut und ein Checkout-Formular ausgefüllt, das er aufs Bett flattern ließ. In einer kurzen Notiz teilte er mit, daß Mike Hamilton auch abreise und daß alle Kosten – wie vereinbart – über Charles Duffys Kreditkarte abzurechnen seien. Im zweiten Stock schob er Holly in den Aufzug: »Wo wohnen Sie?«
    Sie nannte ihm die Adresse.
    »Ich verlasse das Hotel kurz nach Ihnen, folge Ihnen in einem Taxi – vorausgesetzt, ich werde nicht verfolgt. Inzwischen hat Ihr Taxi Sie nach Hause gebracht. Lassen Sie an einem offenen Fenster das Licht an, damit ich weiß, daß alles okay ist.«
    »Warum ein Taxi? Ich bin mit meinem Wagen hier.«
    »Auch gut. Achtung, gleich öffnet sich die Fahrstuhltür. Jetzt los!«
    Sie strich ihm über die Wange. »Seien Sie vorsichtig.«
    Noch als sie längst gegangen war, spürte er die Berührung ihrer Hand.

11
 
    »Buchanan!«
    Als er sich durch den Nieselregen vom Hotel entfernte und seinen Namen hörte, hatte er sich beinahe automatisch umgedreht. Das war falsch, wie er sofort merkte, und er hielt in der Bewegung inne. Doch das genügte dem Verfolger bereits.
    »Ja, Sie! Buchanan!«
    Buchanan ging weiter, ohne die Gangart zu wechseln, ohne ein Anzeichen von Hast, obwohl er sich gehetzt fühlte. Hinter ihm auf dem nassen Bürgersteig näherten sich schnelle Schritte, seine Erregung stieg. Es war wohl nur eine Person, aber er wagte nicht, sich umzusehen. Es war halb elf Uhr nachts, es herrschte nur schwacher Verkehr, nur vereinzelt blitzten Autoscheinwerfer durch die feuchte Dunkelheit. Er hatte die Massachusetts Avenue verlassen und war in die Twenty-first Street in Richtung Süden eingebogen.
    Er befand sich, wie er mit laut klopfendem Herzen feststellte, in einer Einbahnstraße, was bedeutete, daß alle Autos von hinten kamen und nach Süden fuhren. Wollte er wissen, ob ein Wagen auf ihn zuhielt, mußte er den Kopf wenden, was das Mißtrauen des Verfolgers nur noch steigern würde – nein, der Verfolger, denn der erste hatte Verstärkung bekommen.
    »Verdammt, Buchanan!« ertönte eine andere Stimme in gefährlicher Nähe hinter ihm.
    Es blieb nichts anderes übrig – Buchanan wirbelte herum und stand einem gutaussehenden Mann Mitte Zwanzig gegenüber, der ruckartig eine defensive Haltung einnahm. Aber nicht schnell genug. Buchanan schlug ihm gegen die Brust, nicht hart, sondern so kalkuliert, um ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, ohne ihm die Rippen zu brechen.
    Der andere strauchelte, atmete kräftig ein und fing damit den Stoß teilweise ab. Diese geübte Reaktion und die kompakte Brust verrieten ihm, daß er es nicht mit einem Zivilisten, sondern mit einem Soldaten zu tun hatte. Gleichzeitig holte Buchanan mit dem rechten Bein aus und drehte es so, daß sein Fuß den Mann an der Außenseite des linken Oberschenkels erwischte. Dort liegt der Hauptnerv, der bei einer Verletzung unerträgliche Schmerzen und eine zeitweilige Lähmung zur Folge hat.
    Wie erwartet, faßte sich der Mann stöhnend ans Bein und fiel lang hin. Ein zweiter Verfolger rannte fluchend auf Buchanan zu. Der

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