Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
ein?«
    »Ja. Die Kontaktleute, die Sie dort angeworben haben. Sie werden wissen wollen, was aus Ihnen geworden ist, also Fragen stellen …«
    Natürlich, dachte Buchanan. Warum ist mir das nicht eingefallen? Die Benommenheit ist schlimmer, als ich dachte. Ich muß mich mehr konzentrieren. »Kennen Sie alle toten Briefkästen, die ich benutzt habe?«
    »Selbstverständlich. Schlage vor, ich hinterlasse für jeden Kontaktmann eine Nachricht mit einer Entschuldigung in Ihrem Namen – Ärger mit der Polizei und so. Dazu noch einmal Schmiergeld, großzügig, damit sie das Maul halten.«
    Buchanan grübelte. »Ist das wirklich alles? Irgendwas fehlt noch …«
    »Wenn ja, dann weiß ich nicht, was.«
    »Gepäck! Wenn ich das Ticket kaufe, habe ich keinen Koffer, und das fällt auf.«
    Wade verließ den Paseo de Mayo und hielt in einer Nebenstraße. Die Geschäfte waren inzwischen geöffnet.
    »Ich bin nicht kräftig genug, um etwas Schweres zu tragen. Achten Sie darauf, daß es ein Rollenkoffer ist.« Buchanan nannte Wade seine Größen. »Ich brauche Unterwäsche, Strümpfe, T-Shirts …«
    »Ja, das Übliche.« Wade stieg aus. »Kein Problem. Ich habe so was schon mal gemacht.«
    Buchanan sah dem leicht übergewichtigen Mann im zitronengelben Poloshirt nach, der in der Menge verschwand. Dann verriegelte er die Tür und legte den Kopf zurück. Seine rechte Hand zitterte, sein ganzer Körper erschauerte. Das Fieber hat mich voll im Griff. Ich verliere die Kontrolle. Wade ist für dich lebenswichtig. Verärgere ihn nicht.
    Mit den Füßen stieß Buchanan an die Tüte mit Pfannkuchen. Der Gedanke an Essen ließ Übelkeit in ihm aufsteigen. Nur noch ein paar Stunden, beruhigte er sich. Gib nicht auf. Du brauchst nur durch die Flughafenkontrolle zu kommen. Er zwang sich, noch etwas Orangensaft zu trinken. Die Säure drehte ihm den Magen um. Victor Grant, dachte er und begann, an einem Pfannkuchen zu knabbern. Victor Grant. Fort Lauderdale. Bootsbauer. Installiert Elektronik. Victor …
    Er fuhr zusammen, als Wade die Fahrertür aufschloß und einen Koffer auf den Rücksitz legte.
    »Sie sehen furchtbar aus«, sagte er. »Ich habe Ihnen auch Toilettenartikel mitgebracht – Seife, Zahnpasta, kleinen Rasierapparat mit Batterie …«

2
     
    Sie fuhren zu einem Park, wo es einen öffentlichen Waschraum gab. Wade riegelte die Tür zu und stützte Buchanan, der zitternd über dem Waschbecken hing und sich rasierte, so gut er konnte. Er versuchte, sich das blutverkrustete Haar zu kämmen, aber viel Erfolg hatte er dabei nicht. Deshalb entschloß er sich, den blöden Strohhut aufzusetzen. Mit dem Wasser aus der Flasche putzte er sich die Zähne und fühlte sich danach etwas wohler. Er zog ein frisches Hemd und eine neue Hose an, und als sie wieder draußen standen, stopfte Buchanan die blutverschmierten und schmutzigen Sachen in den Müllcontainer. Da die Seiko-Uhr in seiner Vorstellung eng mit dem vergessenen Ed Potter verbunden war, tauschte er sie gegen Wades Timex. Alles half, ein Gefühl für die neue Identität zu entwickeln.
    Es war elf Uhr.
    »Wir müssen los«, sagte Wade.
    Der kleine, trostlose Flughafen wollte nicht recht zu der großen und malerischen Stadt passen. Wade fand einen Parkplatz direkt vor dem flachen Terminal. »Ich trage Ihren Koffer nur bis zum Eingang …«
    »Verstehe.«
    Buchanan sah sich unauffällig um. Keiner schien auf sie zu achten. Er gab sich Mühe, ganz normal zu gehen und keinerlei Schwäche zu verraten. Vor der Pendeltür schüttelte er Wade die Hand. »Vielen Dank. Ich weiß, ich war ein paarmal eklig. Tut mir leid.«
    »Schon gut. Das war ja kein Beliebtheitswettbewerb.« Wade ließ Buchanans Hand nicht los. »Ihre Finger zucken noch ziemlich stark.«
    »Nicht so schlimm.«
    »Okay. Bis bald, Victor.« Er betonte den neuen Vornamen. »Guten Flug.«
    »Das hoffe ich.«
    Buchanan vergewisserte sich, ob der Umhang fest auf seiner rechten Schulter saß und den Verband verdeckte. Er packte die Zugschlaufe des Koffers und betrat das Flughafengebäude.

3
 
    Einige Dinge mißfielen ihm sofort. Der Terminal war heiß, winzig und überfüllt. Jedermann, ein paar weiße Amerikaner ausgenommen, schien sich im Zeitlupentempo zu bewegen. Als einer der immer seltener werdenden schlanken Gringos fiel Buchanan auf; die Mexikaner musterten ihn, als er sich durch die beklemmende Menge langsam vorwärtsarbeitete. Das Anstehen in der Schlange am Ticketschalter der Aeromexico nervte ihn. Es dauerte eine halbe

Weitere Kostenlose Bücher