Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
Stunde, bevor er vor der attraktiven Dame am Schalter stand. Schreck durchfuhr ihn, als sie keine Reservierung für Victor Grant fand, aber schließlich erschien sein Name doch noch auf dem Bildschirm. Mit äußerster Sorgfalt fotokopierte sie seine Kreditkarte, bat ihn um eine Unterschrift und zog die Quittung ab.
    »Gracias.« Beeil dich, dachte Buchanan. Seine Beine wurden immer wackliger.
    Noch sorgfältiger betätigte sie die Computertasten und wartete, bis der Drucker, der ebenfalls im Zeitlupentempo arbeitete, das Ticket ausspuckte.
    Endlich hielt Buchanan es in der Hand, bedankte sich noch einmal und ging. Mit dem Koffer im Schlepp wühlte er sich durch die Menge und steuerte auf den Scanner der Sicherheitskontrolle zu. Mit aller Kraft hob er den Koffer auf das Fließband. Als er den Grenzpolizisten mit der Sonde passierte, geriet er aus dem Gleichgewicht, so daß er beinahe gegen einen Pfosten gestoßen wäre. Das Gerät reagierte nicht. Erleichtert, daß die Sicherheitsbeamten sich nicht für ihn interessierten, wuchtete er den Koffer am anderen Ende vom Band und schleppte sich wieder geduldig durch die Menge.
    Bald geschafft, dachte er. Noch zwei Checks, und ich bin durch. Er stellte sich bei der Zollkontrolle an. In Mexiko war man in vielen Dingen lax, aber nicht, wenn es darum ging, die illegale Ausfuhr antiker Kunstgegenstände zu unterbinden. Der hagere Zollbeamte zeigte auf Buchanans Koffer. » Abralo – öffnen.« Er wirkte bekümmert. Buchanan kam der Aufforderung mit schmerzenden Muskeln nach.
    Der Beamte wühlte in Buchanans Sachen, runzelte die Stirn, als er nichts Verdächtiges entdeckte, und entließ ihn mit einer Handbewegung.
    Buchanan ging weiter. Nur noch ein Check, dachte er. Ausreisebehörde. Ich brauche nichts weiter zu tun, als meine Touristenkarte abzugeben und die Ausreisegebühr von fünfzehn Dollar zu entrichten – vorausgesetzt, daß dem Beamten mein Phantombild nicht vorliegt.
    Hastig schob sich Buchanan durch das Gedränge und merkte plötzlich, daß die Konturen der Menschen um ihn herum zu verschwimmen begannen und seine Knie weich wurden. Er griff nach vorn, um sich irgendwo festzuhalten, doch da war kein Halt, und er fiel hin. Mit der rechten Schulter schlug er schwer auf den harten Boden auf. Durch den Schmerz bekam alles Verschwommene wieder scharfe Umrisse. Ein paar Leute blieben stehen, wollten ihm helfen, aber er kam von allein wieder auf die Beine. Während er seinen Umhang zurechtrückte, stellte er zu seiner Beruhigung fest, daß die Polizeibeamten, ganz damit beschäftigt, Touristenkarten einzusammeln und Ausreisegebühren zu kassieren, den Sturz offenbar nicht bemerkt hatten.
    Buchanan näherte sich der Kontrolle und atmete erleichtert auf, als er am Schalter kein Phantombild aushängen sah. Er rieb die schweißnasse linke Hand an der Hose trocken, griff in die Hemdtasche und überreichte dem Beamten die gelbe Touristenkarte und die Ausreisegebühr. Der Mann nahm beides und würdigte ihn kaum eines Blickes. Auf einmal wurde er aufmerksam und hob stirnrunzelnd die Hand. » Pasaporte, por favor – den Paß bitte.«
    Warum? dachte Buchanan erschrocken. Er hat mein Gesicht doch wohl nicht mit einem Phantombild verglichen? Aber wieso hält er mich sonst auf?
    Buchanan reichte ihm mit der Linken den Reisepaß. Der Beamte schlug ihn auf, verglich die Fotografie mit Buchanans Gesicht, las das Signalement und sah ihn mißbilligend an.
    » Señor Grant, venga conmigo – begleiten Sie mich.«
    Buchanan setzte eine respektvoll-fragende Miene auf. » Porque? Stimmt etwas nicht?«
    Der andere deutete auf Buchanans rechte Schulter. Buchanan blickte hin und ließ sich trotz seiner Überraschung nichts anmerken.
    Der Umhang war blutbefleckt. Was er als Schweiß empfunden hatte, war Blut, das ihm sogar aus dem Ärmel tropfte. Mein Gott, dachte er, als ich vorhin gestürzt bin, ist die Naht gerissen.
    Der Beamte deutete auf eine Tür. » Venga conmigo. Usted necesita un medico – Sie brauchen einen Arzt.«
    » Es nada. No es importante – nichts Ernstes«, sagte Buchanan. »Ich bin eben gestürzt. Eine kleine Verletzung. Das bringe ich in der Toilette in Ordnung und erreiche dann noch mein Flugzeug.«
    Der Beamte griff mit der rechten Hand zum Pistolenhalfter und wiederholte in strengem Ton: »Kommen Sie mit.«
    Buchanan folgte ihm zu einer Tür und tat, als sei es völlig normal, wenn einem das Blut von der Schulter lief. An Flucht war nicht zu denken, denn er war sicher,

Weitere Kostenlose Bücher