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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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rohen Rahmen eingepaßt. Nachdem Drummond sie geschlossen hatte, war sie wieder aufgesprungen. Jenna vernahm gelegentliche heisere Ausbrüche.
    »Machen Sie die Frau ausfindig. Wenn Delgado erfährt, daß sie nicht mehr mitmacht, war alles umsonst. Suchen Sie sie. Jedes Mittel ist recht. Mir egal, was Sie tun … Liquidieren, wenn …«
    Mehr mochte Jenna nicht hören. Sie entfernte sich sofort von der Tür und stellte sich wieder neben McIntyre. Ihr war übel, doch sie mimte die gute, geduldig wartende Mitarbeiterin.
    Drummond riß die Tür auf und kam mit großen Schritten heraus.
    »All das«, sagte er und wiederholte seine Geste von vorhin. »Sie haben das viel zu naturgetreu auf Ihre Karte gebracht, viel zu fleißig. Die mexikanischen Behörden dürfen auf keinen Fall merken, wie groß und bedeutend dieser Fund ist. Ihre Karte muß das alles verharmlosen, es muß aussehen wie ein Grabungsort, der besondere Aufmerksamkeit nicht lohnt.« Drummond zeigte auf die majestätischen Tempel, auf die mit Hieroglyphen verzierten Paläste und die gewaltige terrassenförmige Pyramide, deren breite, hohe Treppen, die an jeder Seite nach oben führten, von riesigen Schlangenköpfen bewacht wurden. »Denn heute in zehn Tagen muß das alles dem Erdboden gleich sein. Hören Sie, McIntyre?« Er funkelte den Projektleiter an. »Sie kennen den Auftrag. Sie kennen den Arbeitsplan. Nehmen Sie Bulldozer. Vorschlaghämmer. Dynamit. Wenn nötig, benutzen Sie die Fingernägel. Heute in zehn Tagen muß die Förderanlage stehen und das andere alles nicht mehr da sein. Machen Sie es dem Erdboden gleich. Verstreuen Sie den Schutt. Transportieren Sie ihn ab. Schütten Sie Löcher damit zu. Lassen Sie ihn von Helikoptern fortschaffen. Mir egal, wie Sie es machen. Das alles will ich nicht mehr sehen!«

Sechstes Kapitel
     
    1
     
    Alexandria, Virginia
     
    Der sichere Ort befand sich im zweiten Stock, abermals in einer Wohnung eines verzweigten Gebäudekomplexes, wo Buchanan unauffällig logieren konnte. Nach der Ankunft in Washington hatte er sich aus einer Telefonzelle bei seinem Leitoffizier gemeldet. Eine schroffe Männerstimme befahl ihm, um drei Uhr nachmittags auf den Stufen vor der Kongreßbibliothek zu sitzen. Genau zur angegebenen Zeit blieb ein Mann mittleren Alters in blauem Blazer und grauer Hose neben ihm stehen, um sich den Schuh zuzubinden. Als er weiterging, verbarg Buchanan den kleinen Briefumschlag, den der andere ihm zugeschoben hatte. Er wartete noch fünf Minuten, bevor er die Bibliothek betrat, wo er eine Herrentoilette aufsuchte und sich in eine Kabine einschloß. Dort öffnete er den Umschlag, nahm seinen Codeschlüssel heraus und las eine Mitteilung, die ihm einen neuen Namen gab, einige biographische Informationen dazu, eine Anschrift in Alexandria und eine Apartmentnummer. Papier und Umschlag waren recht ungewöhnlich, denn als Buchanan sie in das Becken warf, lösten sie sich sofort auf. In der Abteilung »Literatur über Washington« sah er in einem Adressenverzeichnis nach, welche Hauptstraßen sich in der Nähe des Apartments befanden. Gegen sechs Uhr abends stieg er wenige Blocks von seinem Ziel entfernt aus einem Taxi und legte den Rest der Strecke zu Fuß zurück. Aus Gewohnheit benutzte er Umwege, um etwaige Verfolger abzuschütteln.
    Auf dem Zettel hatte sein neuer Name gestanden: Don Colton. Er war angeblich Schriftsteller für ein bestimmtes Reisemagazin, das – so vermutete Buchanan – seiner Behörde angegliedert war. Reiseschriftsteller ist eine hervorragende Tarnung, dachte Buchanan, denn ein solcher Mann ist, wie der Begriff schon sagt, häufig unterwegs, und die Nachbarn halten es deshalb nicht für sonderbar, wenn sie ihn selten oder nie zu Gesicht bekommen. Seinen Leitoffizieren hatte natürlich nicht genügend Zeit zur Verfügung gestanden, diese Tarnung für ihn genau nach Maß zu schneidern, weshalb er automatisch annahm, daß es sich bloß um eine vorläufige Identität handelte, eine Allzweckrolle, die für alle paßte und die für Notfälle diente. Als Don Colton befand er sich vermutlich in der Warteschleife und würde früher oder später unter irgendeinem anderen Namen Gott weiß wohin geschickt werden.
    Er benutzte nicht den Fahrstuhl, sondern die Feuertreppe zum zweiten Stock. Da die meisten Menschen den Lift bevorzugen, war die Möglichkeit geringer, auf der Treppe jemandem zu begegnen. Er gelangte in einen Korridor, der von Neondeckenlampen beleuchtet wurde. Wie erwartet, war niemand

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