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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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    Verdientermaßen. Denn diese Arbeit war eine Schande, und wenn sie schon ihre Berufsehre verkaufte, dann auf keinen Fall für einen Apfel und ein Ei.
    Als Jenna und McIntyre auf dem gestampften Fußboden des Büros standen, wurde Jennas Blick sofort von Drummond angezogen, der bereits eine Gruppe von Aufsehern mit Fragen bombardierte und ihnen Befehle an den Kopf warf. Daß er in seinem dunkelblauen Nadelstreifenanzug nicht in diese Umgebung paßte, fiel nur den Männern in ihrer durchgeschwitzten Arbeitskluft auf, nicht ihm. Im Gegensatz zu ihm schien sich der blonde, ebenfalls gutgekleidete Herr neben ihm schon eher deplaziert vorzukommen. Es war Drummonds Sekretär Raymond, und sein eiskalter Blick war für Jenna eine Warnung, die angenehmen Züge seiner attraktiven Erscheinung nicht überzubewerten. Sie hegte sogar den Verdacht, daß dieser Raymond sich nur dann in seinem Element fühlte, wenn er Menschen Schmerz zufügen konnte.
    »Nein«, sagte Drummond mit brüchiger, aber energischer Stimme zu einem Aufseher. »Nein! Sie haben einen Vertrag unterschrieben, der Ihnen bestimmte Beschränkungen auferlegt. Unter keinen Umständen ist es Ihnen oder Ihren Leuten gestattet, das Camp zu verlassen, bevor die Arbeit abgeschlossen ist. Ich zahle anständigen Lohn für eine Siebentagewoche, und ich erwarte für mein Geld eine maximale Gegenleistung. Weiber ins Camp holen? Kommt nicht in Frage. Das Funksprechgerät für private Zwecke nutzen? Auf keinen Fall. Bringen Sie so etwas nie wieder zur Sprache.«
    Drummond wandte sich rüde von den Männern ab und sah Jenna und McIntyre an der Tür stehen. »Gut, mit Ihnen beiden muß ich sprechen.« Er gab Raymond ein Zeichen, die Aufseher nach draußen zu führen, und winkte Jenna und McIntyre mit einer Handbewegung heran. »Haben Sie es gefunden?«
    Die beiden blickten zur Seite.
    »Die Frage sollte ich mir wohl lieber sparen«, sagte Drummond. »Wenn es so wäre, dann hätten sich diese Idioten eben nicht beherrschen können, sondern hätten es hinausposaunt. Das heißt, sie haben noch keine Ahnung. Trifft das zu?«
    McIntyre räusperte sich. »Ja, es trifft zu.«
    »Das gefällt mir nicht, das gefällt mir überhaupt nicht«, sagte Drummond. »Ich habe Ihnen alle notwendigen Informationen gegeben. Praktisch haben Sie eine detaillierte Gebrauchsanweisung. Trotzdem sind Sie noch nicht fündig geworden.«
    McIntyre murmelte etwas vor sich hin.
    »Was?« Drummond war wütend. »Verdammt, Mann, sprechen Sie lauter.«
    »Ich bitte um Verzeihung.«
    »Keine Entschuldigungen. Ich mag Gewinsel nicht. Vielleicht haben Sie deshalb Ihr Ziel nicht erreicht, weil Sie nicht das Zeug dazu haben, die Sache zu leiten.«
    »Die Gebrauchsanweisung war nicht so detailliert, wie Sie behaupten«, unterbrach ihn Jenna.
    »So?« Der Alte wandte sich zu ihr. »Sie sprechen wenigstens deutlich. Aber ich erinnere mich nicht, Sie um Ihre Meinung gebeten zu haben.«
    »Wenn ich erst darum gebeten werden muß, bin ich keine gute Mitarbeiterin, glauben Sie nicht auch?«
    »Eine ausgezeichnete Antwort.« Drummond musterte sie. »Weiter.«
    »Eine verwaschene und wahrscheinlich fehlerhafte Übersetzung – so etwas bezeichne ich nicht als detaillierte Gebrauchsanweisung.«
    Drummond ging hoch. »Die Übersetzung ist fehlerfrei. Mit der Entschlüsselung des Textes wurden Experten von Weltrang beauftragt.«
    »Selbst diese Experten verstehen nicht alle Maya-Schriftzeichen.«
    »Und Sie sind als Landvermesserin oder Kartographin Expertin genug, das zu beurteilen? Arbeiten Sie härter. Suchen Sie nicht nach Entschuldigungen. Die Übersetzung kann nicht besser sein. Und sie ist präzise. Was wir suchen, befindet sich hier. Warum orten Sie es nicht?«
    »Die Topographie in Yucatán ist ziemlich einheitlich, die im Text beschriebene Stelle kann überall sein. Dazu kommt, daß dieses Gebiet geologisch labil ist. In den tausend Jahren seit der Niederschrift können einige der Merkmale, nach denen wir suchen, durch Erdbeben verschwunden sein.«
    Mürrisch wandte sich Drummond wieder McIntyre zu. »Verzögerungen kann ich mir nicht leisten. Der Dschungel ringsherum muß weg. Ihre Männer haben bei weitem nicht das geschafft, was sie schaffen sollten. Sie haben Ihren Arbeitsplan nicht eingehalten.«
    »Der Plan hat Sabotageakte nicht berücksichtigt«, antwortete McIntyre.
    »Sabotageakte?«
    »Jemand hat sich an den Bulldozern und den Lkws zu schaffen gemacht: Dreck in den Benzintanks, Kühlwasserschläuche

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