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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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eine eigene Persönlichkeit gegeben.«
    »Korrekt. Nur auf diese Weise kann ich überleben.«
    »Klar. Und man hat mir erzählt, daß Sie jedem Einsatzleiter fast an die Gurgel springen, der Sie mit Ihrem eigentlichen Namen anredet. Das habe ich eben getan – und nicht nur einmal. Sie hätten mich auffordern müssen, Sie Don Colton zu nennen.«
    »Das ist doch ganz normal. Solange ich Don Coltons Dokumente und Background nicht habe, kann ich mich nicht in ihn verwandeln.«
    »Na, dann hätten Sie darauf bestehen sollen, als Victor Grant angeredet zu werden.«
    »Wie konnte ich das?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Victor Grant ist tot.«
    »Für Sie – aber nicht für die Polizei. Das ist ein wesentlicher Unterschied.« Alan öffnete die Tür. »Bleiben Sie brav zu Hause. Machen Sie es sich gemütlich. Ich melde mich wieder.«

5
 
    Buchanan lehnte sich mit dem Rücken an die geschlossene Tür. So viel war fehlgeschlagen, daß er nicht wußte, wo er beginnen sollte.
    Versuche es mal damit: Du hast ihn wegen des Passes belogen und ihm die Pistole verschwiegen. Ich wollte sie behalten. Ich traue ihm nicht.
    Na, in dem Punkt hattest du vermutlich recht. Egal, wie man das Gespräch bezeichnen will: Ein neuer Auftrag war das nicht. Und er hat dir neue Dokumente verweigert. Es war eher ein Verhör …
    Die Postkarte!
    In der Küche mixte sich Buchanan noch einen Bourbon mit Wasser und nahm einen großen Schluck.
    Die Postkarte.
    Warum hast du ihm auch in diesem Punkt nicht die Wahrheit gesagt?
    Weil er zu neugierig war.
    Andererseits: Da kommt eine Postkarte an. Sie ist für einen Mann bestimmt, der nicht mehr existiert, das heißt, den du seit sechs Jahren nicht mehr darstellst. Darüber muß man doch stolpern. Verständlicherweise wollen sie wissen, was da vorgeht. Warum hast du ihm nicht gesagt, wer diese Frau ist?
    Weil ich nicht sicher bin. Scheiße. Die Wahrheit ist, daß du Angst hast. Du bist verwirrt und hast Angst. Die ganze Zeit hast du nicht an sie gedacht. Hast dich gezwungen, nicht an sie zu denken. Und nun auf einmal spukt sie dir wieder durch den Kopf, und du weißt nicht, wie du damit umgehen sollst. Eines ist ganz sicher – du hast etwas dagegen, daß sie sich mit ihr beschäftigen.

6
 
    Hier die verdammte Postkarte. Hätte nie gedacht, daß ich sie mal schreibe.
    Als sie ihm an jenem Abend sagte, sie wolle ihn nie wieder sehen, war sie wütend. Er solle sich keine Mühe geben, mit ihr in Verbindung zu treten. Und wenn sie je etwas von ihm wolle, dann würde sie ihm halt eine verdammte Karte schicken.
    Ich hoffe, Dein Versprechen war ernst gemeint.
    Er hatte darauf geantwortet: Egal, wie weit in Zeit und Raum sie voneinander getrennt wären, sie brauchte ihn bloß zu bitten, und er wäre zur Stelle.
    Am selben Ort zur selben Zeit wie letztes Mal.
    31. Oktober, Halloween-Tag. Daran erinnerte er sich genau, weil soviel Trubel war, Kostüme, Musik. Es war kurz vor Mitternacht gewesen, im Café du Monde in New Orleans.
    Verlasse mich auf Dich. BITTE.
    Großbuchstaben! Das sah fast aus wie ein Hilfeschrei. Das paßte nicht zu ihr und konnte nur bedeuten: Sie schwebte in Gefahr.
    Er starrte auf seinen Drink und stellte sich vor, in welcher Aufregung sie die Karte geschrieben haben mußte. Vielleicht hatte sie nur wenige Augenblicke Zeit gehabt, mußte ihre Nachricht auf das Wesentliche reduzieren und hoffen, daß er sie verstand.
    Sie will nicht, daß jemand außer mir weiß, wo und wann sie mich trifft. Sie hat unheimliche Angst.

7
 
    Der Mann, der sich Alan nannte, hatte Buchanans Wohnung verlassen und entfernte sich durch den grellerleuchteten Korridor. Er war erleichtert, daß niemand zufällig aus einer anderen Tür trat und ihm begegnete. Wie Buchanan benutzte er die Feuertreppe, stieg aber nach oben in den nächsten Stock. Als er Stimmen hörte, wartete er, bis das Geräusch des Lifts sie unterbrach, und eilte dann durch den Korridor bis vor die Tür eines Apartments, das unmittelbar über dem von Buchanan lag. Er klopfte zweimal, wartete und wiederholte das Zeichen. Das Schloß schnappte, er wurde rasch eingelassen.
    Die Wohnung war nur schwach erleuchtet. Er konnte nicht erkennen, wer anwesend oder wie sie eingerichtet war. Kaum fiel die Tür hinter ihm wieder zu, klickte ein Schalter, und im Wohnzimmer wurde es hell. Schwere Vorhänge verhinderten, daß das Licht von draußen zu sehen war.
    Fünf Leute waren im Raum: der Colonel in blauem Straßenanzug, Major Putnam in gelbbrauner Hose und

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