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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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braunem Blazer, Captain Weller und zwei Posten in Zivil, von denen einer ihn eingelassen und hinter ihm wieder abgeschlossen hatte.
    Die drei Offiziere beachteten Alan kaum. Nach einem kurzen Blick hingen sie wieder wie gebannt an einer Reihe von Überwachungsmonitoren, auf denen Buchanans Wohnung zu sehen war. Auf einem langen Tisch standen mehrere Videorecorder, die alles aufnahmen, was eine Etage tiefer geschah. Auf einem anderen Tisch arbeiteten einige Tonbandgeräte. Von einem Sofa und zwei an der Wand stehenden Stühlen abgesehen, bestand die Einrichtung nur aus elektronischen Geräten. Kein Wunder, daß auf Befehl des Colonels beim Öffnen der Korridortür das Licht gedimmt wurde – niemand durfte sehen, was sich in diesem Apartment befand.
    Alan stellte den Aktenkoffer auf den Arbeitstisch zwischen Küche und Wohnzimmer, neben eine Schachtel mit Pfannkuchen und eine dampfende Kaffeemaschine.
    »Was hat er getan, seit ich gegangen bin?« fragte er. Die Frage galt jedem, der sich die Mühe machen wollte zu antworten. Als Zivilist fühlte er sich nicht verpflichtet, militärische Rangbezeichnungen zu benutzen. Ja, ihm stank es, daß die Herren der Special Operations Division sich für etwas Besseres hielten als die Agency.
    Nach einer Pause antwortete Captain Weller, ohne Alan dabei anzusehen oder sich von den Bildschirmen loszureißen. »Lehnte sich an die Tür. Rieb sich den Kopf. Scheint Kopfschmerzen zu haben. Ist in die Küche gegangen. Hat sich noch einen Drink eingegossen.«
    »Noch einen?« fragte Alan mißbilligend.
    Der tadelnde Tonfall zwang Major Putnam, den stellvertretenden Kommandeur, sich an ihn zu wenden. »Das ist nichts Ungewöhnliches. Alkohol ist eine seiner Waffen. Er benutzt ihn, um seine Gegenspieler in Sicherheit zu wiegen. Wenn er seine Alkoholtoleranz nicht aufrechterhält, ist er ebenso leicht verwundbar wie ohne Schußwaffe.«
    »Das habe ich noch nie gehört«, sagte Alan skeptisch. »Wenn er ganz mir unterstünde, wäre ich beunruhigt. Aber bei dieser Aktion lief ja von Anfang an nichts im üblichen Rahmen, stimmt’s?«
    Der Colonel drehte sich um. »Seien Sie nicht so herablassend.«
    »Ich bin nicht herablassend. Ich habe nur auf die Notwendigkeit der Selbstbeherrschung hingewiesen.«
    »Hinweis verstanden«, antwortete der Colonel. »Wenn er sich nach diesem Drink noch einen mixt, dann mache ich mir Sorgen.«
    »Okay. Aber wir haben noch mehr, worüber wir uns Sorgen machen müssen. Was halten Sie von meinem Gespräch mit ihm?«
    Eine Bewegung auf einem der Monitore ließ alle aufmerksam werden.
    Buchanan kam mit seinem Drink aus der Küche.
    Auf einem anderen Monitor erschien er im Wohnzimmer und ließ sich auf das Sofa fallen. Er legte die Füße auf den Couchtisch, lehnte sich zurück und strich sich mit dem vom Eis beschlagenen Glas über die Schläfen.
    »Ja, das sieht man – Kopfschmerzen«, sagte Alan.
    »Oder vielleicht nur müde vom Streß und von der Reise«, sagte die Frau, Captain Weller.
    »Eine neue Computertomographie wird zeigen, was sich in seinem Kopf abspielt«, stichelte Alan.
    Die Frau wandte sich um. »In seinem Gehirn, aber nicht in seinen Gedanken.«
    »Das meinte ich. Ich habe Sie gefragt, was Sie von meinem Gespräch mit ihm halten.«
    »Seine Erklärung zum Paß machte Sinn«, sagte der Major. »Ich an seiner Stelle hätte ihn wahrscheinlich mitgenommen, aber ich bin eben nicht an seiner Stelle. Ich besitze nicht sein Talent, Rollen zu spielen. Ein durchgeweichter Paß, der Victor Grants Identität bestätigt, ohne die Herkunft des Passes preiszugeben, hätte seinen Tod glaubhafter gemacht.«
    »Zugegeben. Das Dumme ist nur, daß der Paß nicht gefunden worden ist«, stellte Alan klar.
    »Unglücklicher Zufall.«
    »Unsere Meinungen gehen in diesem Punkt auseinander. Darüber sprechen wir später noch mal«, sagte Alan. »Was ist mit der Postkarte?«
    »Auch diese Erklärung machte Sinn«, antwortete der Major.
    »Unser Gespräch bewegt sich im Kreis«, sagte Alan. »Mir reißt bald die Geduld. Wenn Sie ihn reinwaschen wollen, warum haben Sie mich dann herbestellt? Ich habe Frau und Kinder, die nicht mehr wissen, wie ich eigentlich aussehe.«
    »Reinwaschen?« mischte sich der Colonel ein. Seine Stimme klang wie Stahl auf Stein. »Mir reißt bald die Geduld mit Ihnen! Der Mann, den Sie die Ehre hatten zu befragen, ist mit Sicherheit der beste Undercoveragent, der mir je unterstellt war. Er hat länger überlebt und mehr gefährliche Einsätze

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