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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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genüsslich und unendlich lustvoll – fühlte sie zum ersten Mal, was die Leute meinten, wenn sie davon sprachen, dass die Grenzen verschwammen, dass es an Bedeutung verlor, was sie war und was er, was sie wollte, was er ... Das war alles gleich, alles sie beide, alles einfach nur richtig.

Katerstimmung
     
     
    „Kikeriki.“
    Ein Hahn? Franziska schlug die Augen auf und blickte verwirrt um sich. Wo war sie? Und warum krähte ein Hahn?
    Im noch fahlen Morgenlicht konnte sie vor einem bodentiefen Fenster hübsch gemusterte Vorhänge entdecken, die sich sachte bewegten. Das Fenster war also offen. Eine altmodische Couch mit Blümchenmuster stand direkt daneben. Darüber verstreut sah sie Kleidungsstücke liegen. Ihre Sachen.
    Der Gasthof. Gestern Nacht war sie mit ...
    Gerd! Ihr Kopf schoss hoch. Tatsächlich, da lag er neben ihr, seine blonden Haare ganz verwuschelt. Unwillkürlich musste sie lächeln. Sie hatte wundervolle Erinnerungen daran, wie ihre Hände in diesen Haaren ...
    Um Himmels willen, sie hatte die Nacht mit einem Fremden verbracht! Zugegeben, mit einem Fremden, der ihr sehr gut gefiel. Aber was wusste sie denn schon von ihm? Er hieß Gerd, obwohl sie sich dessen nicht so ganz sicher war, fuhr einen weißen Mercedes, konnte perfekt Reifen wechseln – und war überaus freundlich und zuvorkommend.
    Franziska fasste sich an die Stirn. War sie krank? Das war doch viel zu wenig. Gerd mochte ein begehrenswerter Mann sein, aber was hatte sie nur dazu gebracht, gleich mit ihm ins Bett zu gehen? So etwas hatte sie doch noch nie getan. Noch nie! Wieder warf sie einen Blick auf ihn.
    Er schlief. Sanft wie ein Kind. Leise.
    Franziska betrachtete seine Wimpern, dunkel und dicht, seine kräftige gerade Nase, seinen Mund, der jetzt im Schlaf völlig entspannt war. Heftige Zärtlichkeit für diesen Mann durchflutete sie und auf einmal erinnerte sie sich wieder. Sie hatten getanzt, gelacht und wieder getanzt. Und dann war dieses Gefühl plötzlich da gewesen. Jenes Gefühl, das sie dazu veranlasst hatte, Gerd hierher in dieses Zimmer zu folgen.
    Der Richtige. Genau, das war es gewesen. Auf einmal hatte alles in ihr gewusst, egal ob Gefühl oder Gedanke, dass Gerd der richtige Mann für sie war. Und mit dem richtigen Mann die Nacht zu verbringen, war ihr nur folgerichtig erschienen.
    Doch jetzt waren die Wirbel aus ihrem Kopf verschwunden, die Nacht Vergangenheit. Der anbrechende Morgen brachte ernüchternde Gedanken: Sie war betrunken gewesen und leichtsinnig, hatte sich dadurch in vermeintliche Gefühle verrannt. Nichts, nichts von dem, was sie letzte Nacht empfunden oder gedacht hatte, mochte stimmen. Außer der Tatsache, dass Gerd immer noch neben ihr lag.
    Er war noch immer hier. Bedeutete das etwas?
    Wieder betrachtete sie ihn, seine leicht gebräunte Haut, den dunklen Schimmer der Bartstoppeln. Eine kleine Narbe am Kinn glänzte hell auf, als er seine Lippen bewegte.
    Es wäre zu schön, sich jetzt noch einmal warm an ihn kuscheln zu können, um schließlich gemeinsam mit ihm zu erwachen, sich flüsternd zu unterhalten, sich vielleicht wieder zu ...
    Närrin! , rief sie sich energisch zur Ordnung. Gerd und sie waren kein Liebespaar. Fremde waren sie füreinander, die in der letzten Nacht einen Fehler gemacht hatten. Und sie, Franziska, sollte aufpassen, sich nicht noch mehr zu verrennen. Gerd hatte sie aus einer schwierigen Situation gerettet, ihr geholfen. Mehr nicht. Dafür konnte sie dankbar sein. Aber jetzt auf verliebt zu machen, war absolut fehl am Platz.  
    Leise schlüpfte sie aus dem Bett, eilte zum Sofa, packte ihre Sachen und huschte ins Bad.
    Wie spät, oder eher, wie früh mochte es sein? Ihr Zeitgefühl hatte sie auch verlassen. Wo war eigentlich ihre Armbanduhr?
    Während sie die Zähne putzte, schob sie den Vorhang am Fenster zur Seite. Das Wetter hatte sich verschlechtert. Der Morgen war trüb, dunkle Wolken bewegten sich schnell über den Himmel. Wind. Darum hatte sich der Vorhang im Zimmer bewegt!
    Nun ja, aber das musste sie ja nicht kümmern. Viel wichtiger war doch, was sie nun tun sollte. Hier warten, bis Gerd aufwachen würde? Und dann? Miterleben, dass sich peinliches Schweigen zwischen ihnen ausbreitete? Nein, lieber gleich gehen. Sie konnte ihm ja eine Nachricht mit ihrer Telefonnummer hinterlassen. Dann konnte er entscheiden, ob er sie wiedertreffen wollte. Denn dass sie ihn wiedersehen, am liebsten gar nicht von ihm weggehen wollte, stand völlig außer Frage. Noch nie in

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