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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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und sonst nirgends arbeiten kannst.“ Sie stand auf. „Jetzt muss ich los. Soll ich nicht doch morgen mitkommen und dich unterstützen?“
    „Nein“, sagte Franziska sofort. „Das schaff ich schon.“
    „Da bin ich sicher.“ Andrea war schon bei der Tür, wandte sich noch einmal um. „Ich dachte auch eher wegen der langen Fahrt. Drei Stunden im Auto und danach der Termin, ich könnte fahren, während du ...“
    „Während ich mich aufrege, willst du sagen, oder?“ Franziska war Andrea gefolgt und öffnete die Tür. „Ich fahr rechtzeitig los, damit ich nicht zusätzlich in Druck gerate. Und nun hinaus mit dir.“
    „Du schaffst das, da bin ich sicher.“ Andrea zwinkerte ihr zuversichtlich zu.
    „Danke.“ Franziska verdrehte die Augen. „Was würde ich nur ohne dich tun, Mama!“
    Andreas Lachen war durchs ganze Treppenhaus zu hören. Bis endlich die Eingangstür hinter ihr zuklappte.

Schlüsselspiel
     
     
    Da, das gesuchte Schild. 'Anwaltskanzlei Roger und Partner'. Mit einem unwillkürlichen Griff rückte Gee-Bee seine Krawatte zurecht – zupfte sie sofort wieder schief, weil er sich darüber ärgerte – und drückte die Klingel. Der Summer ging.
    Gleich gegenüber der Tür ein Spiegel, wie passend. Er warf einen prüfenden Blick hinein und schickte seinem Spiegelbild ein wohlwollendes Grinsen. Die längeren Haare mit der Aufhellung standen ihm ausnehmend gut.
    Lässig wandte er sich zum Empfangstresen, wo ein junges Mädchen – ein besonders schnuckeliges junges Mädchen und ebenfalls sichtlich angetan von seiner Erscheinung – ihm emsig entgegenlächelte. „Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“
    Oh, da würde mir schon das eine oder andere einfallen ... Er lächelte verschmitzt zurück und stützte sich mit den Unterarmen auf dem Tresen ab, um Vertraulichkeit zu erzeugen. „Zunächst einmal möchte ich mich herzlich bei Ihnen entschuldigen, dass ich einfach so unangemeldet hier hereinplatze. Ich möchte Ihnen auf keinen Fall Umstände machen.“
    Ihre Miene erstrahlte. „Aber Sie machen doch keine Umstände, dafür bin ich doch da.“
    „Das ist sehr lieb von Ihnen.“ Er intensivierte seinen Blick. „Das erlebt man nicht oft.“
    „Aber das ist doch selbstverständlich.“ Sie hielt nach wie vor Blickkontakt.
    Das gewisse Kribbeln stellte sich ein. Was er vorerst einschränken musste, um sein Anliegen überzeugend rüberbringen zu können. „Ich muss mit einem Ihrer Chefs sprechen“, stieß er in gequältem Ton hervor.
    Erregend widerstrebend zückte sie den mehrspaltigen Terminkalender. „Heute ist es schwierig, weil nur Frau Hoffmann hier ist, die anderen sind allesamt bei Gericht.“
    Jawohl, mein Mädchen, das ist mir bekannt. Und genau aus diesem Grund bin ich jetzt hier. Aber nun weiter mit der Vorstellung: In einnehmender Hilflosigkeit rang er die Hände. „Ich brauche den Termin aber unbedingt heute, am besten sofort. Könnten Sie mich nicht irgendwie dazwischen schieben? Ich bin auch bereit zu warten. Es ist nur ...“ Er ließ seine Stimme ersterben, um in ein Flüstern überzugehen. „Es ist ungemein wichtig.“ Noch ein flehentliches Seufzen hinten dran. „Man könnte sogar sagen: Mein Leben hängt davon ab.“
    „Oh.“ Ihr Mitgefühl schwappte förmlich zu ihm herüber.
    Sich rasch aufrichtend, klopfte er auf ein imaginäres Schriftstück in seiner Brusttasche, um sich anschließend noch weiter in ihre Richtung zu lehnen. „Wissen Sie, ich bin verklagt worden“, vertraute er ihr an, mit gedämpfter Stimme, als wäre es ihm peinlich, das zuzugeben. „Es geht um meine Existenz. Ich habe heute Nacht kein Auge zugetan, weil ich mir solche Sorgen mache. Und da ich jeden Tag an Ihrer Kanzlei hier vorbeikomme ...“ Er zuckte hilflos die Achseln. „Ich brauche einen anwaltlichen Rat, ganz egal von wem.“
    „Im Moment hat Frau Hoffmann gerade einen Klienten, und der nächste kommt um zwölf. Wenn es jetzt nicht allzu lange dauert, könnte ich sie vielleicht fragen ...“
    „Ich wusste, dass Sie mich retten können“, hauchte Gee-Bee ihr zu und richtete sich auf. Nahm befriedigt zur Kenntnis, dass sich ihr Oberkörper automatisch nach vorn beugte, um den sich vergrößernden Abstand zu verringern.
    Er nahm seine vorige Haltung wieder ein – und sie wich nicht zurück. Gut so. „Ich weiß nicht, ob das jetzt passend ist ...“ Ein unschlüssiges Zögern.
    Die Hoffnung sprang ihr aus den Augen. „Ja?“
    Und wie passend! Zeit für die nächste Stufe. Seine

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