Der Mann mit den zwei Gesichtern
dir, vertrau mir, bitte.“
Mit Mühe wartete er ihr Nicken ab, ehe er sie in einen neuen Kuss zog.
Sich selbst dann aus dem Kuss zu ziehen, war da weit schwieriger. Zuerst bewegten sie sich ein Stück gemeinsam, doch schließlich war nicht länger zu umgehen, dass sie sich voneinander lösten. Sicherheitshalber behielt er ihre Hand in seiner und zog sie zum Tresen, ehe sie es sich doch noch anders überlegte.
„WIR HÄTTEN GERN EIN ZIMMER“, brüllte er.
Das wissende Lächeln der Wirtin war eine Frechheit. „DAS DÜRFTE SCHWIERIG WERDEN, WIR SIND EIGENTLICH AUSGEBUCHT.“
Oh nein, das durfte nicht wahr sein!
„NUR DIE LUXUSSUITE IST NOCH FREI, ABER DIE KOSTET.“
„GANZ EGAL, WAS SIE KOSTET, WIR NEHMEN SIE.“
Luxussuite, hier? Er schnaubte innerlich. Schikane war das, nichts als Schikane. Aber das musste ihm egal sein, er musste Franziska haben, jetzt gleich, ehe der Zauber zwischen ihnen verfliegen könnte.
Die Wirtin schob ihm ein Formular zu, und erst in letzter Sekunde, sein Stift hatte bereits zu schreiben angesetzt, erinnerte er sich, was er schreiben musste.
Franziska hatte nichts mitbekommen. Er schnappte die Schlüssel aus der Hand der Wirtin und fasste Franziska fester, damit sie mitkam.
„Die Treppe hinauf, nach links und dann nach hinten in den Anbau“, wies die Wirtin sie an. Immerhin war sie klug genug, sie gleich miteinander allein zu lassen.
Franziska mit sich ziehend, setzte er sich unverzüglich in Bewegung, und es war herrlich, sie die ganze Zeit so erwartungsfroh an seinem Körper zu spüren.
*
Die Schwingtür zum Treppenhaus fiel hinter ihnen zu – und die von einem Moment auf den anderen gedämpfte Musik fühlte sich in Franziskas Kopf wie Watte an. Sie rieb sich die Ohren – und stolperte im selben Moment über einen Teppichabsatz. Den Gerd offenbar übersehen hatte. Doch er fing sie auf – ganz sanft, aber sicher. Schlag nun seine beiden Arme von hinten um ihre Mitte und schob sie vor sich her.
Zielstrebig, so empfand sie ihn plötzlich. Er wird mich nicht loslassen, ehe wir nicht ... Sie fröstelte, als sie die Kühle hier draußen realisierte. „Gerd ...“
Der antwortete mit einem Kuss auf ihren Hals und sorgte dafür, dass sie die nächste Stufe nahm.
„Gerd, ich ...“
Sein Mund suchte ihren, über ihre Schulter hinweg, erreichte nur ihren Kieferknochen. Auch eine erogene Zone, zweifellos. Aber ... „Ich weiß nicht, ob wir wirklich ...“
„Da entlang, siehst du?“ Seine Stimme rau und heiß an ihrer Schläfe.
Ihre holperigen Schritte im Flur, eine weitere Schwingtür, die nächste Tür auf dem Gang war es. Gerd ließ sie nicht los, fummelte einhändig den Schlüssel ins Schloss, rüttelte, drehte. Und stolperte vorwärts, sodass ihre vier Füße sich verknäuelten und sie beide miteinander ins Zimmer torkelten.
Franziska wollte sich losmachen, allein ihr Gleichgewicht wiederfinden, dann erst einmal tief durchatmen. Und endlich ausrufen: Gerd, warte, das geht mir zu schnell!
Doch da waren seine Lippen schon wieder an ihrem Ohr, zartes Knabbern, der leise Hauch seines Atems. Sein Flüstern. „Franziska.“
Es kribbelte. Nicht nur in ihrem Ohr, es breitete sich aus, über ihren Nacken, den Rücken hinab, war nur noch mit tiefem Seufzen zu ertragen. Ihre Lippen geöffnet, ließ sie sich in das Gefühl fallen, dass er sie auf diese Weise überall zugleich ...
Eigentlich wollte sie aber doch ...
Sie wölbte den Rücken, weil das Kribbeln dort zu groß wurde, fast nicht auszuhalten, Gerds Hände an ihren Schultern, sie fühlte sich herumgezogen, an ihn, heran, Bauch an Bauch. Ganz nah. Sein Mund, endlich wieder voll auf ihrem. So tief und weich, so zart, so … hmmm köstlich! Und nachdrücklich, seine Lippen drückten sie rückwärts, seine Hände, seine Hüften ...
Huch, sie fiel! Er mit. Auf sie, aufs Bett, sie waren miteinander auf einer weichen Matratze gelandet, die herrlich nachfederte.
„Gerd, ich ...“
Sie war völlig verdattert, als er tatsächlich innehielt. Von ihr abrückte. Seine Miene pure Reue. „Verzeih mir, ich wollte dich auf keinen Fall überrumpeln.“ Er rutschte noch weiter von ihr ab.
Mit einem Schlag war Franziska schrecklich kalt. Reflexhaft wollte sie ihre Hände nach ihm ausstrecken. Schlang ersatzweise ihre Arme um sich selbst.
„Oh, du frierst ja.“ Gerd ganz betroffen. „Warte.“ Die Matratze bebte, als er eine der beiden Decken unter sich hervorzerrte. Damit auf den Knien an sie
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