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Der Mann mit den zwei Gesichtern

Der Mann mit den zwei Gesichtern

Titel: Der Mann mit den zwei Gesichtern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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heranruckelte und Franziska behutsam zudeckte. „Nimm es mir nicht übel.“
    „Nein, nein, es ist meine Schuld, es tut mir leid“, murmelte sie. Und konnte nichts anderes meinen, als dass seine Küsse aufgehört hatten und das Kribbeln, das er in ihr entfachte, und die Wärme, die sein Körper ausgestrahlt hatte. Sie wickelte sich fester in die Decke und suchte seine Augen.
    „Wir tun nichts, das du nicht willst, verzeih mir, Franziska, normalerweise ist es wirklich nicht meine Art, so ... mit der Tür ins Haus zu fallen.“
    „Mit der Tür ins Haus fallen?“ Das Kichern, das jäh in ihr aufstieg, war völlig übertrieben, das wusste sie selbst. Und doch gluckerte es unter ihrem Zwerchfell und brachte es zum Hüpfen, so sehr sie auch versuchte, dagegen anzukämpfen. Schließlich verlor sie gänzlich die Kontrolle darüber, und es barst als riesengroßes Lachen aus ihrem Mund.
    Gerd hatte ihr anfangs etwas verwundert zugesehen – doch je länger ihr Lachkampf angedauert hatte, desto tiefer waren die Grübchen in seinen Wangen geworden und die Lachfältchen in seinen Augenwinkeln. Bis auch er laut herausplatzte.
    „Ich weiß, dass das in Wirklichkeit gar nicht so witzig ist“, japste Franziska.
    „Nein, überhaupt nicht.“ Auch Gerd hatte Mühe, verständliche Worte zuwege zu bringen. „Ich habe noch nie etwas weniger Komisches gehört.“
    „Ich lache auch gar nicht, weil es komisch ist.“ Franziska wischte sich die Tränen aus den Augen.
    „Du weinst, weil es komisch ist?“, überwältigte Gerd sie von Neuem.
    „Aber nein, ich weine doch nicht!“
    „Du lachst nicht, und du weinst nicht?“
    „Ich lache nicht, ich weine nicht, ich ...“ Nun konnte sie endgültig nicht mehr. Wälzte sich völlig hilflos vor Lachen auf dem Bett und brachte nicht ein weiteres Wort heraus.
    „Weil du Schuhe putzt, oder?“, stieß Gerds Stimme sie noch tiefer in diesen gemeinsamen Lachanfall.
    Dass er dieses dämliche Kinderlied, das ihr so plötzlich in den benebelten Sinn gekommen war, auch kannte, dass er sie nicht auslachte, sondern genauso übermannt war vor Albernheit wie sie, dass sie hier miteinander auf der nunmehr wild auf- und niederhüpfenden Matratze lachten und lachten – all das erfüllte sie nun mit einem ganz und gar grenzenlosen Gefühl ... richtig zu sein. Ja, das war es. Sie war nicht mehr zu schüchtern oder zu langweilig oder zu feige oder zu schwach, sie war nicht mehr zu ehrgeizig oder pflichtbewusst oder vernünftig – sie war schlicht und ergreifend richtig. Und dass gerade dieser Mann bei ihr war, gerade Gerd, gerade heute – das war auch richtig. Noch nie hatte sich in ihrem Leben etwas richtiger angefühlt.
    Ihr war nicht mehr die Spur kalt. Ihr Zwerchfell dermaßen schlapp, dass die Lacher nur noch nach innen sprangen .  
    Gerd war ihr so nah. Gluckste auch nur noch ganz leise, auf der Seite liegend, ihr zugewandt. Da lag er und sah sie an. Und sie ihn. Ganz ruhig waren seine Augen, ganz sicher und vertraut und voller Geborgenheit. Und schön! Nie hatte sie schönere Augen gesehen. Überhaupt sein Gesicht ... die Wangenknochen, die Linie seines Kinns, die Nase. Die Stirn. Hoch und klug und so zierlich für einen Mann.
    Wie sein Mund sich verzog, lenkte ihren Blick darauf. Der war ja sowieso das Allerschönste an ihm. Sie wollte ihn wieder. An ihren Lippen. Und auch sonst überall an ihr. Ihn will ich.  
    Sie rang nach Luft, weil diese Erkenntnis so übermächtig war. Aber so war es, oh ja, sie wollte ihn. Nicht später, nicht morgen, nicht nach einer Weile, in der sie sich allmählich kennengelernt hatten. Sie wollte ihn jetzt.
    Musste die Augen schließen, schlucken. Sich auf die Unterlippe beißen. Merkte er es denn nicht? Dass er sie jetzt wieder küssen sollte?
    „Geht es dir gut?“, kam seine leise Stimme zu ihr.
    Sie nickte heftig. Schluckte erneut, um zu antworten. Ihm zu sagen, dass ...
    Als in eben diesem Moment sein Gesicht tatsächlich näher kam, dass sie auf diese Weise ihre Hände an seine Wangen legen konnte und seine Lippen an ihre ziehen und einfach so losküssen, ohne irgendwelche schwierigen Worte finden zu müssen – schubste sie erneut mitten hinein in das Gefühl des Richtigseins.
    Ja, es war richtig, das Küssen und Liebkosen und Ausziehen, das Aneinanderpressen und Überallberühren und auch, dass es immer weiterging und enger und näher und noch näher ...
    Und als er irgendwann in sie eindrang – ganz zart und bedächtig und langsam und

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