Der Mann mit den zwei Gesichtern
wenn es jetzt sanfter weiterging. Keine zu heftigen Drehungen mehr.
Sein Griff auf ihren Rücken verstärkte sich, er zog sie enger an sich und begann, sich sacht mit ihr zu wiegen.
Franziska legte ihren Arm an seine Brust, schmiegte sich an und schloss die Augen. Sein fester Körper direkt an ihrem, die weichen Bewegungen, der warme Duft, der von seiner Haut ausging. Das war gut, das war ganz entschieden sehr gut.
*
Franziska atmete ruhig an seinem Hals, und auch sie schien nicht müde zu werden. Noch einen und noch einen Tanz lang genossen sie einander, und dann wurde die Musik langsam.
Dass er sie noch enger in seine Arme zog, war Reflex – dass sie leise aufseufzte und sich willig an ihn schmiegte, der Beweis, dass er es richtig gemacht hatte.
Er neigte seinen Kopf ein Stück, sodass seine Nase an ihre Schläfe geriet. Ihr Haar duftete wunderbar. Und sie entzog sich ihm nicht. Vielmehr hielt sie ihren Kopf so, dass er dort bleiben konnte, sein Mund in der Nähe der Stelle, wo ihr Hals ins Kinn überging.
Diesen Übergang hatte er bei Frauen schon immer faszinierend gefunden. Und bei Franziska war er besonders schön. Seine Lippen prickelten, weil er sie dort berühren wollte, von dort aus weiter in Richtung Kehle wandern und weiter ...
Oh, er wollte das mit ihr tun. Er wollte alles mit ihr tun.
Er spürte ihre Halsschlagader pulsieren, schnell jetzt. Ihr Herz schlug heftig. Weil er so nah war? Er war nah. Er spürte sie so nah. Und sie ...
Er konnte nicht widerstehen, musste es probieren, musste sie ... Ganz vorsichtig legte er seine Lippen an seine Lieblingsstelle. Würde Franziska zurückzucken?
Die Schrecksekunde war vorüber. Würde sie sich jetzt noch entziehen? Da hörte er sie seufzen. Wohlig. Das war wohlig gewesen. Er stöhnte entzückt auf. Hatte aus Versehen seinen Mund von ihr entfernt. Aber das war nicht schlimm, denn sie hob das Kinn, um ihn einzuladen, dorthin zurückzukehren. Seine Lippen weiterwandern zu lassen, ihren zarten Hals entlang, hinunter ...
„Franziska“, war ganz von selbst aus seinem Mund gekommen.
Ihr Lächeln spürte er an seiner Wange. Das wollte er noch einmal. „Franziska.“
Und sie lächelte.
*
Zarte Lippen, weiche Bewegungen, betörender Duft. Franziska hatte das Ge fühl zu schweben. Du musst es ihm sagen , war da ein eher störender Gedanke und holte sie für einen Moment aus dem Himmel zurück.
Aber es war schon richtig, sie sollte Gerd reinen Wein ein schenken. Damit hatte sie schon viel zu lange gewartet. Aber schließlich hatte sie doch keine Ahnung davon gehabt, dass er und sie ... Tu es jetzt. Sie hob den Kopf.
Die Musik knallte nach wie vor aus den Boxen. Brüllen würde sie müssen, wenn er sie verstehen sollte. Aber das würde doch alles kaputtmachen, die ganze schöne Stimmung zwischen ihnen.
Sie fühlte ohnedies seine Hände bereits wieder fester nach ihr greifen, als wollten sie sagen: Geh nicht weg.
Nein, das wollte sie auch gar nicht.
Alle Bedenken beiseiteschiebend, legte sie ihren Kopf zart an seine Schulter zurück. Die Wahrheit konnte noch ein wenig warten. So wichtig war sie ja auch nicht.
*
Er war am Ziel. Hier, mit dieser schönen und begehrenswerten Frau. Zart küsste er ihre Halsbeuge. Spürte ihren tiefer werdenden Atem an seinem Ohr. Heiß. Er stöhnte. Dies hier war ...
Er musste sie küssen. Ihren Mund, er brauchte ihren Mund. Konnte nicht mehr warten.
Oh ja. Er tat es. Fing ihren Mund mit seinem und küsste sie. Spürte sie weich, so wunderbar weich und tief.
Er brauchte Luft, mochte sich nicht lösen, atmete an ihrem Kuss vorbei, fühlte Franziska dasselbe tun. Sie hörten nicht auf. Küssten sich und küssten und hörten nicht auf.
Das Küssen breitete sich aus. Von ihren Lippen und Zungen zuerst in ihre Hände. Die auf dem Anderen zu wandern begannen, zu drängen, zu suchen. Bis auch das nicht mehr reichte und ihre Körper dazukommen mussten. Sich aneinanderpressen, enger, noch enger ...
„Franziska.“ Atemlos.
„Gerd, ich ... Ich weiß nicht, ich habe noch nie am ersten Abend ...“
„Oh, mein Liebling, das spielt doch keine Rolle, ich ...“
Sie fing seinen Mund wieder ein. Presste sich stärker an ihn.
„Wollen wir ...“, er konnte kaum sprechen, „ein Zimmer nehmen? Hier?“
Sie würde doch jetzt nicht Nein sagen, sich entziehen, alles abbrechen?
„Aber wie wird es morgen ...?“
„Morgen wird alles wunderschön sein, ich verspreche es. Ich verspreche es
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