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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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Gefahren bewusst: Heutzutage kann ja schon jeder gewöhnliche Tourist den Nil hinunterfahren.“
    Sie lächelte und versagte sich die Bemerkung, dass jeder das Recht hatte zu reisen, zu forschen und sich an den Wundern einer uralten Welt zu erfreuen. Sogar Bürgerliche.
    „Aber“, bemerkte Camille, „wenn jemand dafür gesorgt hat, dass sich die Nattern in der Wohnung von Lord and Lady Stirling befanden – wie ich hörte –, würde das nicht auf Mord hindeuten?“
    Sir John schien alarmiert. Er zog die Stirn noch mehr in Falten und sah sich schnell um, als fürchtete er, dass ihnen jemand gefolgt war. Dann schüttelte er den Kopf. „So etwas dürfen Sie nicht einmal denken“, warnte er.
    „Genau das ist es aber, was der derzeitige Earl denken wird.“
    Vehement schüttelte Sir John den Kopf. „Nein! Und so ein Gerücht dürfen Sie auch nicht weiter verbreiten. Sie dürfen so einen furchtbaren Gedanken nie wieder laut aussprechen, Camille. Niemals.“ Sir John wirkte geradezu genervt. Er drehte sich um und ging hinaus. Als sie ihm nicht schnell genug folgte, wandte er sich wieder zu ihr um. „Kommen Sie, kommen Sie. Wir haben genug Zeit vertan.“
    Sie folgte ihm und ärgerte sich, dass sie ihre Meinung laut gesagt hatte. Aber eins war sicher. Sie würde ihre Arbeit in Zukunft mit noch größerer Sorgfalt leisten als bisher. Jetzt, da sie mehr über den Mann, den Fluch und den Fund wusste.
    „Beeilen Sie sich!“ rief Sir John und warf einen ungeduldigen Blick über die Schulter, um sicherzugehen, dass sie dicht hinter ihm war.
    „Ja, natürlich, Sir John“, erwiderte sie und beschleunigte ihre Schritte.
    Das Museum war schon voller Besucher. Sie hörte verschiedene Akzente – britische, irische und weniger bekannte. Und es freute sie immer wieder zu sehen, wie gut besucht das Museum war.
    Sie liebte diesen Ort. Sie fand, es war ein Juwel Englands. Die Eröffnung hatte am 15. Januar 1859 stattgefunden. Zu dieser Zeit war es eine völlig neuartige Einrichtung gewesen, geführt von einer Gruppe Kuratoren, die dem Parlament verantwortlich war. Die riesigen Sammlungen gehörten dem Volk. Der Eintritt war frei, und daher war es ein Ort gewesen, zu dem sie als kleines Kind gekommen war, die Hand umschlossen von den zarten Fingern ihrer Mutter. Ihre eigene Abteilung war bekannt als die Abteilung für ägyptische und assyrische Altertümer. Für einige ihrer edelsten Stücke waren sie eigentlich Napoleon Bonaparte zu Dank verpflichtet, denn bei seinem Versuch, die Welt zu erobern, war er als Erster mit Gelehrten und Historikern nach Ägypten gegangen. Der britische Sieg über Napoleon hatte einen Großteil seiner Sammlung ins britische Museum gebracht.
    Camille und Sir John kamen am Stein von Rosette vorbei, diesem unglaublichen Fund, der erst die Entzifferung der altägyptischen Hieroglyphen ermöglicht hatte.
    Während sie einen der ägyptischen Säle durchquerten, hörte Camille, wie ein Junge seinen Vater fragte: „Papa, warum tun sie das? Ich verstehe nicht, warum es richtig ist, die Toten auszugraben, nur weil sie so lange tot sind. Haben die Leute keine Angst, wenn sie Mumien ausgraben?“
    „Ja, mein Lieber, warum ist es in Ordnung, die Toten auszugraben?“ fragte jetzt auch die Mutter des Jungen. Sie war hübsch, trug ein schickes Tageskleid aus Musselin und eine kesse, modische Haube.
    „Liebling, wir haben in England auch schon viele Tote umgebettet, die bei weitem nicht so lange tot sind“, erwiderte ihr Mann. Auch er sah sehr elegant aus mit seinem grauen Hut und dem passenden Mantel. „Ernsthaft! Die Friedhöfe in unserem Land sind meiner Meinung nach alle entweiht. Instandsetzung nennt man diese Projekte. Bei der Restaurierung der Salisbury Cathedral wurden alle Grabsteine abgeräumt. Ich finde, das gehört sich einfach nicht. Instandsetzung! Pah! Aber diese Jungs hier, die Mumien … also, die waren nicht in der Kirche, mein Sohn“, erklärte der Vater.
    Obwohl Camille auch der Meinung war, dass viele Restaurierungen historischer Anlagen mit wenig Feingefühl für frühere Generationen ausgeführt wurden, war sie doch versucht, dem Jungen eine andere Antwort zu geben. Nämlich dass man alle Länder und Glaubensrichtungen respektieren sollte. Vielleicht hätte sie dem Jungen von den brillanten Ingenieurleistungen der alten Ägypter erzählt. Aber es gehörte nicht zu ihren Pflichten, sich als Museumsführerin aufzuspielen. Eigentlich schade. Sie liebte ihr Thema so sehr und hätte liebend

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