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Der Mann mit der Ledertasche.

Der Mann mit der Ledertasche.

Titel: Der Mann mit der Ledertasche. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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Hand aufs Herz gelegt hatte und gesagt hatte: »Chi- naski, eines Tages packt es dich, es packt dich genau hier!«
    »Was, ein Herzinfarkt?«
    »Hingabe an den Dienst. Du wirst schon sehen. Du wirst stolz darauf sein.«
»Einen alten Hut!«
Doch dem Mann war es ernst damit gewesen.
Jetzt mußte ich an ihn denken.
Und dann hatte ich einen Einschreibebrief mit Antwort- karte.
Ich ging zur Haustür und läutete. Ein kleines Fenster in der Tür ging auf. Ich konnte das Gesicht nicht sehen.
»Einschreibebrief!«
»Gehen Sie einen Schritt zurück!« sagte eine Frauen- stimme. »Gehen Sie einen Schritt zurück, damit ich Ihr Ge- sicht sehen kann!«
Na also, da haben wir's ja, dachte ich, wieder mal eine Verrückte.
»Hören Sie mal, es ist doch gar nicht nötig, daß Sie mein Gesicht sehen. Ich lasse einfach diesen Zettel in Ihrem Briefkasten, und Sie können dann morgen Ihren Brief im Postamt abholen. Vergessen Sie nicht, Ihren Ausweis mit- zubringen.«
Ich steckte den Zettel in den Briefkasten und begann die Treppe hinabzusteigen.
Die Tür ging auf, und sie kam herausgerannt. Sie trug eines dieser durchsichtigen Negliges und keinen BH. Nur ein dunkelblaues Höschen. Ihre Haare waren nicht ge- kämmt und zeigten in alle Himmelsrichtungen, als wollten sie ihr entkommen. Sie schien eine Art Creme im Ge- sicht zu haben, vor allem unter den Augen. Die Haut an ihrem ganzen Körper war so weiß, als sei sie nie der Sonne ausgesetzt, doch ihr Gesicht sah gesund aus, und ihr Mund stand offen. Die Spur eines Lippenstifts war zu erkennen, und sie war fantastisch gebaut...
Ich stellte das alles fest, während sie auf mich zustürzte. Ich steckte den Einschreibebrief in die Posttasche zurück...
Sie kreischte: »Geben Sie mir meinen Brief!«
Ich sagte: »Gute Frau, Sie müssen aber...«
Sie schnappte sich den Brief und rannte zur Tür, machte sie auf und lief hinein.
Verdammte Scheiße! Ich brauchte entweder den Ein- schreibebrief oder ihre Unterschrift! Für Einschreibsendun- gen mußten sogar wir Briefträger unterschreiben, bevor wir das Postamt verließen!
»HEH!«
Ich rannte hinter ihr her und brachte gerade noch recht- zeitig meinen Fuß in die Tür.
»HEH, WAS SOLL DENN DAS, HIMMEL ARSCH!«
»Fort mit Ihnen! Fort mit Ihnen! Sie sind ein böser Mann!«
»Hören Sie! Verstehn Sie mich doch! Sie müssen für die- sen Brief unterschreiben! So kann ich ihn nicht hergeben! Sie bestehlen die Post der Vereinigten Staaten von Ame- rika!«
»Fort mit Ihnen, böser Mann!«
Ich stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür und drängte mich in das Zimmer. Es war dunkel da drin. Alle Jalousien waren runtergelassen. Im ganzen Haus.
»SIE HABEN KEIN RECHT HIER EINZUDRINGEN! VERSCHWINDEN SIE!«
»Und Sie haben kein Recht, Briefe zu klauen! Entweder geben Sie den Brief zurück, oder Sie unterschreiben dafür. Dann geh ich.«
»Schon gut! Schon gut! Ich unterschreibe.«
Ich zeigte ihr, wo sie zu unterschreiben hatte, und gab ihr einen Kugelschreiber. Ich betrachtete ihre Brüste und all das andere, und ich dachte, so ein Jammer, daß sie ver- rückt ist, ein Jammer, ein Jammer.
Sie gab mir den Kugelschreiber und die Unterschrift zu- rück — es war nur ein Gekritzel. Sie öffnete den Brief und fing an ihn zu lesen, während ich mich umdrehte, um weg- zugehen.
Dann stand sie vor der Tür und versperrte mit ausgebrei- teten Armen den Weg. Der Brief lag auf dem Boden.
»Böser böser böser Mann! Sie sind nur gekommen, um mich zu vergewaltigen!«
»Lassen Sie mich jetzt endlich vorbei.«
»DIE BOSHEIT STEHT IHNEN DEUTLICH IM GE- SICHT!«
»Glauben Sie vielleicht, das weiß ich nicht? Und jetzt las- sen Sie mich hier endlich raus!«
Mit einer Hand versuchte ich sie wegzuschieben. Sie zer- kratzte mir die eine Gesichtshälfte, und zwar gründlich. Ich ließ meine Posttasche fallen, meine Mütze fiel zu Boden, und während ich mir mit dem Taschentuch das Blut ab- wischte, griff sie mich erneut an und zerkratzte die andere Seite.
»DU BLÖDE VOTZE! DU BIST WOHL ÜBERGE- SCHNAPPT!«
»Aha, aha, da haben wir's! Sie sind böse!«
Sie stand ganz dicht vor mir. Ich packte ihren Arsch und drückte ihr meine Lippen auf den Mund. Diese Brüste be- drängten mich, die ganze Frau bedrängte mich. Sie bog den Kopf zurück und schrie:
»Unhold! Unhold! Böser Unhold!«
Ich ging mit dem Kopf nach unten und erwischte eine ihrer Titten mit dem Mund, und dann die andere.
»Ein Unhold! Hilfe! Ich werde vergewaltigt!«
Sie hatte recht. Ich riß ihr das Höschen

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