Der Mann mit der Ledertasche.
herunter, öffnete den Reißverschluß an meiner Hose, drang in sie ein und schob sie dann vor mir her auf die Couch zu. Dort ließen wir uns der Länge nach hinfallen.
Sie streckte die Beine hoch in die Luft.
»VERGEWALTIGUNG!« kreischte sie.
Ich gab ihr den Rest, machte meinen Hosenlatz zu, nahm meine Posttasche und Mütze und machte mich auf den Weg, während sie stumm zur Decke starrend zurückblieb...
Ich verzichtete auf das Mittagessen, kam aber trotzdem nicht mehr rechtzeitig zurück.
»Sie haben sich um fünfzehn Minuten verspätet«, sagte Stone.
Ich sagte nichts.
Er schaute mich au. »Gott im Himmel, was ist mit Ihrem Gesicht passiert?« fragte er.
»Das wollte ich Sie auch schon immer fragen«, sagte ich.
»Was soll das heißen?«
»Ach, lassen wir das.«
15
Ich war wieder verkatert, und eine neue Hitzewelle sorgte jeden Tag für vierzig Grad, eine Woche lang. Jeden Abend ließ ich mich vollaufen, und am frühen Morgen und im Laufe des Tages mußte ich mich immer mit Stone und der Unmöglichkeit meiner ganzen Lage auseinandersetzen.
Die anderen trugen zum Teil Tropenhelme und Sonnen- brillen, doch bei mir änderte sich da kaum etwas, ob Regen oder Sonnenschein — zerrissene Kleider, und die Schuhe so alt, daß die Nägel durchkamen und sich in meine Fußsohlen bohrten. Ich legte kleine Stücke Pappdeckel in die Schuhe. Doch das half nur vorübergehend — und bald arbeiteten sich die Nägel wieder in meine Fersen.
Whisky und Bier kamen aus allen Poren, flössen aus den Achselhöhlen, und ich quälte mich schwerbeladen dahin, als habe ich ein Kreuz auf dem Rücken, zog Zeitschriften aus der Posttasche, stellte Tausende von Briefen zu, taumelte, direkt an die Sonne geschweißt.
Irgendeine Frau schrie mir nach:
»BRIEFTRÄGER! BRIEFTRÄGER! DAS GEHÖRT
NICHT HIERHER!«
Ich drehte mich um. Sie stand einen halben Häuserblock von mir entfernt, bergab, und ich war ohnehin schon zu spät dran.
»Hören Sie, stecken Sie den Brief außen an Ihren Brief- kasten! Wir nehmen ihn morgen mit.«
»NEIN! NEIN! ICH MÖCHTE, DASS SIE IHN SOFORT MITNEHMEN!«
Sie fuchtelte mit dem Ding in der Luft herum.
»HÖREN Sie nicht!«
»LOS HOLEN SIE'S! ES GEHÖRT NICHT HIERHER!«
Ach du großer Gott.
Ich ließ die Tasche zu Boden sinken. Dann nahm ich meine Mütze und warf sie ins Gras. Sie rollte auf die Straße. Ich ließ sie liegen und ging zu der Frau hinunter. Einen halben Häuserblock weit.
Ich ging zu ihr hin und riß ihr das Ding aus der Hand, drehte mich um, ging zurück.
Es war eine Reklamesendung! Massendrucksache. Irgend- was von einem Ausverkauf in einem Textilgeschäft.
Ich las meine Mütze von der Straße auf, setzte sie wieder auf. Hängte mir wieder die Posttasche auf den Rücken, links vom Rückgrat, machte mich auf den Weg. 40 Grad im Schatten.
Ich ging an einem Haus vorbei, und eine Frau kam 'raus und lief hinter mir her.
»Briefträger! Briefträger! Haben Sie keinen Brief für mich?«
»Gnädigste, wenn ich an Ihrem Briefkasten vorbeigehe, heißt das, daß Sie keine Post haben.«
»Ich weiß aber, daß Sie einen Brief für mich haben!«
»Wie kommen Sie denn darauf?«
»Weil mich meine Schwester angerufen hat und gesagt hat, sie würde mir schreiben.«
»Wie gesagt, ich habe keinen Brief für Sie.«
»Ich weiß aber, daß Sie einen haben! Ich weiß, daß Sie einen haben! Ich weiß, daß er da drin ist!« Sie streckte die Hand aus, um sich eine Handvoll Briefe zu holen.
»RÜHREN SIE DIE POST DER VEREINIGTEN STAA- TEN NICHT AN! FÜR SIE IST HEUTE NICHTS DABEI!«
Ich wandte mich ab und ließ sie stehen.
»ICH WEISS, DASS SIE MEINEN BRIEF HABEN!« Eine andere Frau stand vor ihrer Haustür.
»Sie sind spät dran heute.«
»Ja, ich weiß.«
»Wo ist denn heute der Mann, der sonst immer kommt?« »Er stirbt an Krebs.«
»Stirbt an Krebs? Harold stirbt an Krebs?«
»So ist es«, sagte ich.
Ich händigte ihr ihre Post aus.
»Rechnungen! NICHTS ALS RECHNUNGEN!« schrie sie.
»IST DAS ALLES, WAS SIE MIR BRINGEN KÖNNEN? DIESE RECHNUNGEN?«
»Allerdings, Gnädigste, das ist alles, was ich Ihnen brin- gen kann.«
Ich machte kehrt und ging weiter.
Ich konnte nichts dafür, daß sie Telefone und Gas und Strom benutzten und alles auf Kredit kauften. Doch wenn ich ihnen ihre Rechnungen brachte, schrien sie mich an - als hätte ich sie aufgefordert, ein Telefon installieren zu lassen oder einen Fernseher zu kaufen, zu $350, ohne An- zahlung.
Als nächstes kam ein kleines zweistöckiges Gebäude, ziem- lich neu,
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