Der Mann mit der Ledertasche.
vor ihm, naß wie ein Schwamm, und er sah mich an.
Ich warf ihm die Autoschlüssel und die Zündschlüssel hin.
Dann schrieb ich auf ein Stück Papier: Mountview Place 3435.
»Bei dieser Adresse können Sie Ihren Lieferwagen ab- holen.«
»Wollen Sie damit sagen, Sie haben ihn dort stehen- lassen?«
»Ich will damit sagen, ich habe ihn dort stehenlassen.«
Ich ging zum Eingang, stempelte, zog mich dann bis auf die Unterhosen aus und stellte mich vor einen Heizkörper. Meine Kleider hängte ich über den Heizkörper. Dann blickte ich mich um, und nicht weit weg, vor einem ande- ren Heizkörper, stand Tom Moto in seinen Unterhosen.
Wir mußten beide lachen.
»Schöne Scheiße, was?« fragte er.
»Nicht zu glauben.«
»Glaubst du, Stone hat das so geplant?«
»Aber sicher hat er das! Er hat sogar dafür gesorgt, daß es regnet!«
»Bist du da draußen stecken geblieben?«
»Klar«, sagte ich.
»Ich auch.«
»Hör mal«, sagte ich, »mein Auto ist zwölf Jahre alt. Du hast ein ganz neues. Meins läuft bestimmt nicht an. Wie war's, wenn du mich anschieben würdest?«
»Okay.«
Wir zogen uns an und gingen hinaus. Moto hatte drei Wo- chen vorher einen nagelneuen Wagen gekauft. Ich wartete darauf, daß sein Motor ansprang. Kein Ton. Ach du großer Gott, dachte ich.
Das Regenwasser lief bereits unter der Tür 'rein.
Moto stieg aus.
»Nichts zu machen. Mausetot.«
Ich versuchte es an meinem, ohne Hoffnung. In der Bat- terie regte sich was, ein Funke, wenn auch schwach. Ich drückte ein paarmal aufs Gas, versuchte es wieder. Er sprang an. Ich ließ ihn mächtig aufheulen. SIEG! Ich ließ ihn gut warmlaufen. Dann stieß ich zurück und begann Motos neuen Wagen zu schieben. Ich schob ihn eine ganze Meile weit. Das Ding furzte nicht mal. Ich schob ihn in eine Tankstelle, ließ ihn dort, erreichte bald höher gelegene, trockenere Straßen und schaffte es nach Hause zu Bettys Arsch.
12
Stones Lieblingsbriefträger war Mathew Battles. Battles' Hemden waren niemals zerknittert. Ja, alles, was er trug, sah neu aus. Die Schuhe, die Hemden, die Hosen, die Mütze. Seine Schuhe waren immer auf Hochglanz poliert, und nichts an ihm sah so aus, als sei es auch nur einmal gebügelt worden. Wenn er auch nur den kleinsten Schmutz- fleck auf dem Hemd oder auf der Hose hatte, warf er sie weg.
Wenn Mathew vorüberging, sagte Stone oft zu uns: »Schaut ihn euch an, das ist ein Briefträger!«
Und das war voller Ernst. Er bekam fast feuchte Augen
vor Liebe.
Und Mathew stand tagaus, tagein an seinem Verteiler- kasten, aufrecht und sauber, frisch gewaschen und ausge- schlafen, mit siegreich glänzenden Schuhen, und voll Freude steckte er die Briefe in ihre Fächer.
»Sie sind ein Vorbild für alle Briefträger, Mathew!« »Vielen Dank, Mr. Jonstone!«
Eines Morgens kam ich um fünf Uhr herein und setzte mich und wartete hinter Jonstone. Er saß ziemlich zusammengesunken da in seinem roten Hemd.
Moto saß neben mir. Er erzählte es mir: »Sie haben Ma- thew gestern verhaftet.«
»Verhaftet?«
»Mhm, weil er von der Post gestohlen hat. Er hat Briefe für den Nekalayla-Tempel aufgemacht und Geld heraus- genommen. Und das nach fünfzehn Jahren als Briefträ- ger.«
»Wie haben sie ihn erwischt, wie sind sie draufgekom»Die alten Omas. Die alten Omas schickten immer Briefe mit Geldscheinen an den Tempel, und sie bekamen keine Dankbriefe, überhaupt keine Reaktion. Nekalayla meldete das bei der Post, und die Post überwachte Mathew. Sie er- tappten ihn unten im Dampfkasten, wie er Briefe aufmachte und Geld rausnahm.«
»Ist das wirklich wahr?«
»Wirklich wahr. Am hellichten Tag haben sie ihn er- wischt.«
Ich lehnte mich zurück.
Nekalayla hatte diesen riesigen Tempel gebaut und ihn mit einer widerlichen grünen Farbe angestrichen, wahr- scheinlich dachte er dabei an Geld, und er hatte einen Mit- arbeiterstab von dreißig oder vierzig Leuten, die nichts anderes taten, als Briefumschläge zu öffnen, Schecks und Bargeld herauszunehmen, die Summe, den Absender, das Eingangsdatum und so fort aufzuschreiben. Andere wa- ren damit beschäftigt, Bücher und Heftchen von Nekalayla wegzuschicken, und seine Fotografie hing an der Wand, eine große von N. in priesterlichen Gewändern und mit Bart, und ein Gemälde von N., auch sehr groß, blickte auf das Büro herunter, kontrollierte alles.
Nekalayla behauptete, er sei einmal durch die Wüste ge- gangen, und da sei ihm Jesus Christus begegnet, und Jesus Christus habe ihm alles erzählt. Sie saßen zusammen auf
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