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Der Mann mit der Ledertasche.

Der Mann mit der Ledertasche.

Titel: Der Mann mit der Ledertasche. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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hatte und damit, bei- nahe, ungestraft davonkam.
    Eines Tages war ich wieder unterwegs, und es ging zügig voran, obwohl ich eine neue Route hatte, und ich dachte, bei Gott, vielleicht werde ich zum ersten Mal seit zwei Jah- ren zu einem Mittagessen kommen.
    Ich hatte einen fürchterlichen Kater, doch es ging trotz- dem alles glatt, bis ich eine Handvoll Briefe hatte, die an eine Kirche adressiert waren. Eine Hausnummer war nicht angegeben, nur der Name der Kirche und die Straße, an der der Eingang lag. Ich ging, verkatert wie ich war, die Stufen hinauf. Ich konnte keinen Briefkasten finden. Ich machte die Tür auf und ging hinein. Auch drinnen kein Briefkasten und kein Mensch. Ein paar brennende Kerzen. Kleine Wasserschälchen für die Finger. Und die leere Kan- zel, die mich anstarrte, und all die Statuen, blaßrot und
-blau und -gelb, die Oberlichter verschlossen, ein stinken- der, heißer Vormittag.
    Ach du großer Gott, dachte ich.
Und ging hinaus.
Ich ging um die Kirche herum und fand an der Längs- seite Stufen, die nach unten führten. Durch eine offene Tür trat ich ein. Was meinen Sie, was ich sah? Eine Reihe Toi- letten. Und Duschen. Es war aber dunkel. Die Lichter wa- ren alle aus. Wie soll denn einer in der Dunkelheit einen Briefkasten finden, verdammt noch mal. Dann sah ich den Lichtschalter. Ich drehte an dem Ding, und die Lichter in der Kirche gingen an, innen und außen. Ich ging in den anschließenden Raum, und da lagen, auf einem Tisch aus- gebreitet, verschiedene Priestergewänder. Außerdem eine Flasche Wein.
    Himmel Arsch, dachte ich, warum muß immer ausgerech- net ich in eine solch beschissene Lage geraten?
Ich griff nach der Weinflasche, nahm einen kräftigen Schluck, ließ die Briefe bei den Priestergewändern und ging zurück zu den Duschen und Toiletten. Ich machte die Lichter aus und ließ mich in der Dunkelheit zum Schei- ßen nieder und rauchte eine Zigarette. Ich dachte auch ans Duschen, aber ich sah bereits die Schlagzeilen vor mir: BRIEFTRÄGER VERGRIFF SICH AM BLUT GOTTES UND DUSCHTE NACKT IN RÖMISCH-KATHOLISCHER KIRCHE.
So blieb mir also schließlich doch keine Zeit fürs Mittag- essen, und als ich zum Postamt zurückkam, schrieb Jon- stone eine Verwarnung, weil ich dreiundzwanzig Minuten zu spät dran war.
Später fand ich heraus, daß Post für die Kirche im Pfarr- haus um die Ecke abzugeben war. Aber jetzt weiß ich na- türlich, wo ich scheißen und duschen kann, wenn es mir mal ganz mies geht.
    10
    Die Regenzeit begann. Das Geld versoffen wir zum größ- ten Teil, so daß ich Löcher in den Schuhsohlen hatte und immer noch meinen zerrissenen alten Regenmantel tragen mußte. Bei jedem Dauerregen wurde ich gründlich naß, so naß, daß ich hinterher Unterhosen und Socken auswinden konnte. Die Regulären meldeten sich krank, sie meldeten sich in der ganzen Stadt krank, und so gab es jeden Tag Arbeit im Oakford-Postamt und in allen Postämtern der Stadt. Sogar die Aushilfen riefen an und meldeten sich krank. Ich meldete mich nicht krank, weil ich zu müde war, als daß ich vernünftig hätte denken können. Eines Mor- gens wurde ich zum Wently-Postamt geschickt. Es war einer dieser fünftägigen Regenstürme, bei denen es ununter- brochen gießt, so daß die ganze Stadt aufsteckt, einfach alles aufsteckt. Die Kanalisation kann das Wasser nicht schnell genug schlucken, das Wasser steigt über die Bord- steine und in manchen Stadtteilen über die Rasenflächen vor den Häusern und in die Häuser.
    Ich wurde zum Wently-Postamt geschickt.
»Sie verlangten dort einen guten Manu«, rief Stone noch hinter mir her, während ich in den strömenden Regen hin- austrat.
Die Tür ging hinter mir zu. Wenn das alte Auto anlief, und es lief an, war ich unterwegs nach Wently. Aber es spielte ohnehin keine Rolle, denn wenn das Auto nicht wollte, stecken sie einen in einen Bus. Meine Füße waren jetzt schon naß.
Der Wently-Kapo stellte mich vor einen Verteilerkasten. Er war bereits vollgestopft, und ich fing an, zusammen mit einer anderen Aushilfe weitere Post 'reinzustopfen. Einen solchen Kasten hatte ich noch nie gesehen! Irgend- wie war es ein schlechter Witz. Ich zählte zwölf große Bün- del auf dem Kasten. Das mußte die Post für die halbe Stadt sein. Und noch wußte ich nicht, daß die Route aus lauter steilen Straßen bestand. Wer immer sie zusammengestellt hatte, war total verrückt.
Wir hatten alles in die Ledertaschen gepackt, und eben als ich mich auf den Weg machen wollte, kam

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