Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
weiblichen Wesen in der Nähe fraßen Gras auf einer Wiese. Claire hatte angenommen, dass ich für andere Dinge als Arbeit zu müde sein würde. Doch das Holzhacken bringt eine primitive Saite zum Klingen, tief im Inneren, aber sehr lebendig. Meine weiblichen Freunde erklärten mir, das sei ein Männerding, ein tief verwurzeltes Bedürfnis, für unsere Partnerinnen zu sorgen. Mag sein, aber nach drei Monaten ohne Geld liefen die Dinge für mich an der Partnerfront nicht besonders gut.
Beziehungsprobleme
Wenn ich Leuten erzähle, dass ich ohne Geld lebe, fallen ihnen als Erstes die körperlichen Herausforderungen ein. Doch das ist nur die eine Seite. Ich nahm dieses Jahr nicht nur auf mich, um herauszubekommen, ob ich der Typ war, der im »Busch« überleben konnte, sondern auch, um herauszufinden, was es für ein Gefühl war – persönlich und emotional –, ohne Geld zu leben. Und um ehrlich zu sein, es war eine sehr große Herausforderung, besonders am Anfang.
Kurz bevor mein Jahr ohne Geld startete, hatte ich eine Beziehung mit Claire begonnen. Sie unterstützte mich sehr bei meinem Vorhaben, wollte sich mir aber nicht anschließen, zum Teil, weil sie gerade ein Studium in Umweltgeografie begonnen hatte und arbeiten musste, um es zu finanzieren. Sie wusste, bevor wir ein Paar wurden, dass ich ein sehr arbeitsreiches Jahr vor mir hatte, und ließ sich bereitwillig darauf ein. In der Praxis ist aber alles immer viel schwieriger als in der Theorie. Die Anforderungen eines Lebens ohne Geld, gepaart mit dem Interesse der Medien, bedeuteten, dass ich ständig beschäftigt war. Wenn ich nicht gerade Dinge tat, die ein Leben ohne Geld verlangte, schrieb oder redete ich über sie. Und mein Entschluss, mich für den Rest des Jahres nicht mehr in ein motorisiertes Fahrzeug zu setzen, war da auch nicht hilfreich.
Diese Entscheidung war in verschiedener Hinsicht unsinnig. Claire fuhr mit ihren Hunden oft zum Spazierengehen an die Küste. Die lag etwa 40 Meilen entfernt, viel weiter, als es mit dem Rad machbar war. Aber sie fuhr sowieso dorthin. Es wäre vernünftig gewesen, mit ihr zu fahren und gemeinsam einen schönen Tag zu verbringen. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass ich in puncto Erdöl einen klaren Standpunkt vertreten musste, besonders gegenüber jenen, die mir nahestanden, und es wäre anderen schwergefallen, meine Haltung ernst zu nehmen, wenn ich weiterhin Benzin verbraucht hätte. Verständlicherweise belastete das unsere Beziehung. Claire fand, dass ich es übertrieb, und vielleicht hatte sie Recht. Aber ich glaubte, dass ich meinen Idealen treu bleiben müsse.
Schon bald stritten wir über Belanglosigkeiten, oft ein Indiz für größere Probleme. Wir hatten einander sehr gern, und Claire unterstützte die Lebensweise, für die ich mich einzusetzen versuchte, aber die Realitäten einer Beziehung mit jemandem, der den Großteil seiner materiellen Besitztümer aufgegeben hatte, entsprachen nicht ganz der romantischen Vorstellung, noch dazu für jemanden, der mit einem Fuß auf dem Boden »normaler« monetärer Tatsachen bleiben musste. Im Frühling war ich zeitlich noch mehr unter Druck als zuvor. Das Unkraut spross genau zu dem Zeitpunkt, als ich meine Saat pflanzen wollte. Daher beschlossen Claire und ich Mitte April, uns zu trennen. Das tat eine Zeitlang weh wie jede Trennung. Tage, die ich mit dem Pflanzen der Saat für meine Sommerernte hätte verbringen sollen, verplemperte ich mit Selbstmitleid und der Frage, ob ich einpacken und einige meiner Ideale für lange, faule Wochenenden im Bett mit dem Mädchen, das ich liebte, opfern sollte. Doch ohne Geld zu sein, half mir schneller darüber hinweg als sonst. Ich wusste, dass ich nach Juni nicht mehr viel frisches Obst und Gemüse zum Ernten haben würde, wenn ich nicht bald wieder mit schweißtreibender Arbeit begann.
Das führte mir deutlich eine der Ironien meines Lebens vor Augen: Ich verbringe meine Zeit überwiegend damit, Dinge für Leute zu tun, die ich nie kennenlerne und denen ich auch egal bin. Dafür vernachlässige ich jene, die mir am meisten bedeuten, weil ich zu beschäftigt mit den anderen Dingen bin. Wie findet man ein Gleichgewicht zwischen seiner Verpflichtung gegenüber den Menschen, die einem persönlich sehr viel bedeuten (und die man meist an zwei Händen abzählen kann), während man gleichzeitig versucht, sein Bestes für den Planeten und die Menschen zu tun, die durch unsere Lebensart hier im Westen belastet werden?
Eine
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