Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
Britische Babys verbrauchen pro Jahr drei Milliarden solcher Windeln. Das kostet die Eltern im Durchschnitt 500 Pfund pro Jahr, zwei Arbeitswochen für jemanden, der für einen Mindestlohn arbeitet.
Durch die Verwendung waschbarer Windeln könnte man diese Verschwendung vermeiden und Geld sparen. Frotteewindeln sind zwar eine ausgezeichnete Alternative, doch es gibt noch andere Optionen. Beim »Windelfreien Baby«, www.nappyfreebaby.co.uk (für den deutschsprachigen Raum: www.topffit.de/was-ist-topffit/ammenmaerchen-uebertopffit.htm oder www.stillkinder.de/juliana_windelfrei. html oder www.windelfrei.at ) oder bei der auch als »Ausschei dungskommunikation« bekannten Methode erkennen die Eltern oder andere Bezugspersonen anhand von Signalen, Hinweisen oder intuitiv, wann das Baby ein Ausscheidungsbedürfnis hat. Im Idealfall braucht man gar keine Windeln, doch in manchen Situationen können sie notwendig sein. Die Ausscheidungskommunikation sorgt nicht nur für einen dramatischen Abbau der weltweiten Windelberge, sie befähigt Eltern auch, sich mehr auf ihre Babys einzustellen.
Die Idee der Windelfreiheit entstammt den traditionellen Methoden weniger industrialisierter Kulturen, weshalb sie den meisten von uns zwar neu scheinen mag, tatsächlich aber lediglich eine »Neuentdeckung« alten Wissens ist. Ich habe gesehen, dass es funktioniert, und war absolut schockiert. Ich hatte keine Ahnung, dass ein Baby keine Windel braucht, und war noch schockierter, dass mir das nicht schon viel früher klar geworden war!
Es gab nur zwei winzige Hürden. Das eine war die Werbung. Die brauchten wir sofort, konnten damit aber nicht anfangen, bis wir die zweite Hürde genommen hatten: einen Veranstaltungsort zu finden. Es würde ein großer Event werden. Wir mussten eine geräumige Location in zentraler Lage finden, die uns kostenlos zur Verfügung gestellt würde. Keine leichte Aufgabe.
Francene, die verantwortlich dafür war, dass ich zu etwas überredet worden war, das sich als 180 intensive Arbeitsstunden unter Hochdruck entpuppte (und das zu derselben Zeit, als sich Medien auf der ganzen Welt wieder mit meiner Story beschäftigten), trat spät in Aktion, aber in der für sie typischen erfolgreichen Art. Sie nahm Kontakt auf mit Oli Wells, Geschäftsführer einer aufstrebenden Location in Stokes Croft, einem Gebiet in Bristol, das während der letzten vier Jahre von einem von Obdachlosen und Drogenabhängigen bevölkerten Ort in ein künstlerisches Stadtviertel verwandelt worden war. Francene erklärte ihm, was wir vorhatten und warum. Oli war unglaublich begeistert und stellte uns das gesamte zweite Stockwerk dieser gefragten Location kostenlos zur Verfügung. Er sagte, er würde es begrüßen, wenn wir von der kompletten Veranstaltung und der Vorbereitung eine DVD machen würden, aber er machte dies, in typischer Freeconomy-Manier, nicht zur Bedingung.
Mit dem Veranstaltungsort gab es ein kleines Problem: Er hatte keine Küche. Genau genommen gab es dort noch nicht einmal fließendes Wasser. Wir hatten den idealen Ort gefunden, aber wir mussten uns noch Herde, Gas, Besteck, Tische, Stühle, Warmwasserbereiter, Küchengeräte, Teller, Gläser und alles andere besorgen, was ein Restaurant braucht. Wir hätten alles leihen, es für einen Tag zum Veranstaltungsort transportieren und dann den richtigen Leuten – heil – am nächsten Tag wieder zurückbringen müssen. Ich versuchte, mich von dem Ganzen nicht überwältigen zu lassen, aber dies war wirklich eine geldfreie Aufgabe monumentalen Ausmaßes.
Gemeinsam mit unserem Küchenchef, Andy Drummond, erstellte ich eine Liste. Ich verschickte einige E-Mails und sprach mit ein paar Leuten. Innerhalb einer Woche hatten uns sieben Organisationen ausreichend Küchenutensilien zugesagt, so dass wir Platz für 1000 Leute hatten und an einem Abend alle verköstigen konnten. (Eine der Organisationen war die Wohlfahrtsorganisation, für die ich in demselben Jahr eine Cashflow-Prognose erstellt hatte.) Freiwillige, die mit der Aufgabe betraut worden waren, Gas für die Kochherde zu organisieren, kamen mit mehr als 35 Kilogramm Butan, das ansonsten in Lagern verblieben und niemals genutzt worden wäre.
Alle Sachen mussten rechtzeitig da sein. Ein Team von Fahrern und Radfahrern kam zusammen, um das möglich zu machen. Als Nächstes auf der Liste stand das Essen, allerdings erst an zweiter Stelle, denn wenn wir weder einen Veranstaltungsort noch eine Küche gehabt hätten, hätte es
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