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Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung

Titel: Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Boyle
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Doch Gesetz ist Gesetz, und es erlaubt nicht, dass der Mensch nach eigenem Ermessen entscheidet.
    Das dreigängige Menü – das heißt sämtliche Lebensmittel an diesem Tag – würde komplett vegan sein. Doch einige wichtige Zutaten fehlten uns noch: Obst und Gemüse. Ich bekam sie zum Teil von Christina von Somerset Organic Links, einer Kooperative von Biobauern, die deren Ernten und Ressourcen bündelt und die dadurch verhindern kann, dass die großen Supermärkte vollkommen die Kontrolle über die Lebensmittelindustrie übernehmen. Christina steuerte am Ende rund 100 Kilogramm Gemüse bei. Das war großartig, aber es fehlten immer noch ungefähr 150 Kilogramm.
    Abby (eine Amerikanerin, die mit der Idee ins Vereinigte Königreich gezogen war, ohne Geld zu leben) leitete für einige Nächte ein Team von Müllsammlern und kam mit jeder Menge Gemüse zurück. Doch selbst damit hatten wir nicht ansatzweise so viel, wie wir laut Planung brauchten. Wir organisierten ein aus Elly, Fergus und Cai bestehendes Team, das den Obst- und Gemüsemarkt im Ort aufsuchen sollte, von dem aus rund 15 Großhändler operierten. Das war eine riskante Strategie. Sie konnten erst am Morgen des Festivals losgehen. Gingen sie früher, hätten die Großhändler noch nicht ihre endgültigen Bestellungen vorliegen gehabt oder gewusst, was rausging. Doch wir meinten, dies sei unsere beste Chance, und so machte sich das Team auf den Weg. Ich war ziemlich nervös. Tausende von Menschen warteten auf Essen. Und nur wenige Stunden, bevor das 25-köpfige Morgenteam mit den Vorbereitungen beginnen und das Gemüse kochen wollte, hatten wir nur die Hälfte von dem, was wir brauchten.
    Dies war der Morgen meines »offiziell letzten Tages ohne Geld«. Ich blieb vor Ort, um Interviews zu geben, während das letzte Abfallsammelteam sich, fest die Daumen drückend, auf den Weg machte. Ich versuchte, mich darauf zu konzentrieren, in möglichst vielen Interviews Werbung für das Festival und die Website zu machen, doch meine Gedanken wanderten immer wieder zum Großhandelsmarkt, und ich fragte mich, ob das Team mit leeren Händen vom Gelände eskortiert würde. Mitten in einem Interview für BBC Radio Kent, Fergus’ Haussender, erhielt ich eine SMS von Cai: Die Mission war erfüllt, und sie hatten einen Lieferwagen voller Lebensmittel. Die Menschen auf dem Großmarkt freuten sich, helfen zu können: Auch sie hassten es, dass sie jeden Samstagmorgen gutes Gemüse wegwerfen mussten. Das Essen für das Freeconomy-Festival war gesichert!
    Doch Essen war nur ein Teil des Plans. Elsie und Katey, zwei Freiwillige aus Stroud (eine Kleinstadt nördlich von Bristol), verbrachten zwei Wochen damit, Kleidung für einen riesigen Kleidertauschmarkt zu sammeln, zu dem jeder kommen konnte, um dort Sachen abzuliefern, die er nicht mehr mochte, oder Sachen mitzunehmen, die er gut fand. Sie richteten auch eine Kreativecke ein, um anderen zu zeigen, wie man Kleidung flickt und zum Beispiel aus alten Verpackungen nützliche Dinge herstellt. Julia, Elly und Di sammelten Bücher für einen Büchertauschmarkt und hatten, noch bevor der Tag anfing, bereits Hunderte von Büchern beisammen. Ich selbst organisierte ein Tagesprogramm mit acht Vorträgen, gehalten von Leuten wie Claire Milne (eine der Lebensmittelpolitikberaterinnen für Transition Towns), Alf Montagu (macht regelmäßig Fernsehbeiträge zum Freeganismus), Ciaran Mundy (Berater für Alternative Wirtschaft für Transition Towns), Fergus (über die Herstellung aller möglichen unglaublichen Sachen aus wild wachsenden Lebensmitteln), und ich wollte über meine Erfahrungen berichten, wie es ist, ein Jahr ohne Geld zu leben.
    Sarah erklärte sich bereit, an dem Tag für Unterhaltung zu sorgen, und holte einige der beliebtesten Musiker aus der Szene von Bristol. Diese Bands kosteten normalerweise für einen Abend eine ordentliche Summe, wenn man überhaupt so viel Glück hatte, sie am Samstagabend zu bekommen. Sie brauchte keine von ihnen zu fragen. Die Bands kamen auf sie zu und boten an, kostenlos zu spielen. Es schien, als wären sie genauso begeistert wie wir. Damit noch nicht zufrieden, schaffte es Sarah auch noch, eine pedalbetriebene Bühne vom lokalen Projekt Bicyclette zu bekommen, was bedeutete, dass wir den ganzen Abend Musik spielen konnten, ohne am Versorgernetz zu hängen. Die Besucher schoben 15-Minuten-Schichten auf dem Fahrrad, um den Verstärker am Laufen zu halten. Mir gelang es, von Bristol Food Hub ein

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