Der Mann ohne Geld - Meine Erfahrungen aus einem Jahr Konsumverweigerung
hoffte, etwas Größeres nach sich ziehen würde als nur einen einzelnen Mann, der ohne Geld lebt. Ich hatte das Gefühl, dass es im Leben anderes gibt, als mich nur innerhalb meiner Komfortzone zu bewegen.
Das Freeconomy-Festival
Einige Tage, bevor die Guardian-online -Blogs veröffentlicht wurden, hatten mich meine Freunde Francene und Andy daran erinnert, dass ich versprochen hatte, das Ende meines Jahres ohne Geld mit einem noch größeren Fest zu feiern als den Anfang. Ich sagte Nein. Ich hatte ja keine Ahnung, dass die Geschichte auf der Website und in den übrigen Medien für so viel Aufregung sorgen würde, aber ich sagte trotzdem Nein. Ich kam so schon kaum von der Stelle, und ich wusste, dass die Verantwortung dafür unweigerlich auf mir lasten würde.
Doch nachdem ich einige Tage darüber nachgedacht hatte, ließ ich mich schließlich überreden und sagte zu. Das letztjährige Fest war einer der erhebendsten Tage gewesen, an die ich mich erinnern konnte. Ich sagte mir, dass ich noch genug Zeit zum Schlafen haben würde, wenn ich tot wäre. Mit großer Sorge und einem Gefühl der Beklommenheit sagte ich nicht nur zu, ein kostenloses Drei-Gänge-Menü für Hunderte von Menschen zu organisieren, sondern auch ein eintägiges Festival, bei dem es alles umsonst geben würde. Dies war eine tolle Gelegenheit zu zeigen, wie Freeconomy funktionieren könnte, selbst in einer Stadt und wenn auch nur einen Tag lang, und eine großartige Art, das Ende meines Jahres ohne Geld zu feiern. Das Festival stellte eine große Herausforderung dar: Dass alle alles kostenlos bekommen konnten, hing davon ab, dass jeder an diesem Tag alles Mögliche kostenlos bereitstellte. »Das ziehen wir im ganz großen Stil auf«, dachte ich. Die Veranstaltung vom letzten Jahr war ein Drei-Gänge-Menü für 150 Leute gewesen. Da die Freeconomy Community über das Jahr gewachsen und das Interesse an ihr noch größer geworden war, fand ich, dass die Veranstaltung es verdiente, diesmal noch viel größer auszufallen.
Ich musste mich entscheiden, was an diesem Tag passieren sollte, und eine Liste mit allem aufstellen, was wir dafür brauchten, um es in die Tat umzusetzen. Das Gefühl war das gleiche wie bei der Liste, die ich am Anfang für mich gemacht hatte, doch diesmal war es eine Liste für nur einen Tag. Allerdings für Tausende von Menschen. Ich gab allen Mitgliedern der Freeconomy Communitys aus Bristol und Bath, die in einem 40-Kilometer-Radius um meinen Wohnwagen leben, Bescheid, dass ich in vier Wochen das größte geldfreie Festival veranstalten wollte, das die Stadt je gesehen habe, ohne Bargeld, ohne Finanzierung und ohne Geldspenden. Ich hoffte, dass sich wenigstens zehn engagierte Freiwillige melden würden. Mit weniger Helfern wäre es wirklich schwierig geworden. Allzu zuversichtlich war ich nicht, denn der Termin sollte schon wenige Wochen später sein. Doch die Resonanz war immens, ein Beleg dafür, wie weit die Freeconomy-Bewegung in zwölf Monaten fortgeschritten war. Sogar Brigit Strawbridge, Star der erfolgreichen BBC -Serie It’s Not Easy Being Green, meldete sich und fragte, ob sie am Tag selbst mithelfen könne. Innerhalb einer Woche hatte ich ein Team von fast 60 Freiwilligen beisammen, von denen ich die meisten nie zuvor gesehen hatte. Am Ende aber waren viele der Helfer zu Freunden geworden.
Ich berief an einem Abend ein Freiwilligen-Meeting ein, nur drei Wochen vor dem internationalen Kauf-nix-Tag 2009. Als Erstes mussten wir entscheiden, ob es möglich war, eine solche Veranstaltung in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. Als Zweites mussten wir überlegen, was wir machen würden, wie wir es machen würden und wer was machte. Nach einem außerordentlich effizienten, vierstündigen Meeting waren sich alle einig, dass die Veranstaltung stattfinden sollte, dass sie groß sein sollte und dass jeder dafür verantwortlich sein müsse, dass eine einzelne Komponente klappte. Das war Freeconomy in Aktion.
Windelfreie Babys!
Eltern, die sich für innovative Wege interessieren, wie man gleichzeitig Geld sparen und die Ressourcen der Erde schonen kann, befragen mich oft zum Thema Windeln. Wegwerfwindeln sind in der westlichen Gesellschaft die Norm. Verständlicherweise könnten sich wenige Mütter eine Alternative vorstellen. Andererseits sind Einwegwindeln ein ökologischer Albtraum. Laut Women’s Environmental Network werden jeden Tag allein im Vereinigten Königreich rund acht Millionen davon weggeworfen.
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