Der Mann von Anti
das Reich des Todes gewöhnen wollte, mußte er kapitulieren. Alles andere wurde unwichtig. »Johanna«, flüsterte er, »Johanna, hilf…« Bestimmt würde der stark genug sein, ihm zu helfen. Vielleicht würde er ihn verhöhnen, würde seinen Spott durch den Türspalt schreien, auf jeden Fall aber würde er ihn herausholen, der Teufelskater.
Jason schloß die Augen. Seine Frau lächelte trotz der Kälte. Dabei fror sie immer so leicht. Du hättest dir etwas Wärmeres anziehen sollen, wollte er zu ihr sagen, es ist kalt hier. Doch seine Lippen formten nur noch den Namen Johannas.
Ehe er bewußtlos wurde, dachte er daran, daß die Venusstation es zu spät bemerken würde.
Langsam kehrte sein Bewußtsein zurück. Da es von jenseits der großen Grenze kam, dauerte es lange, bis es wieder vollständig von seinem Körper Besitz ergriffen hatte.
Vor seinen Augen schwammen einige Gesichter in einer zähen, weißen Flüssigkeit. Sie stiegen, Luftblasen gleich, aus der Tiefe auf und schwammen leicht schaukelnd an der Oberfläche.
Er hörte eine Stimme fragen: »Wie geht’s, Eiszapfen?«
Jemand sagte: »Alles klar, Söhnchen?«
Er erkannte sie wieder, diese Stimmen, er hatte sie schon einmal gehört; da fiel ihm sein voriges Leben ein. Ein bißchen wunderte er sich, weil er das neue Leben nicht erwartet hatte. Wie kam er hierher?
Johannas melodiöses Schnurren schläferte ihn ein. Dafür war er ihm dankbar. Mochte den Besuch der Teufel holen. Als er das zweite Mal zu sich kam, flüsterte Raquil: »Ich muß es dir aber einmal sagen. Du hast voreilig gehandelt. Johanna hat noch nie selbständig entscheiden müssen. Es hätte schiefgehen können.«
»Umgekehrt«, flüsterte Jipsy gereizt zurück. »Ohne Johanna wäre es schiefgegangen. Ich wußte genug über ihn, um seine Fähigkeiten einschätzen zu können.«
»Aber du hast auch Johanna gefährdet. Er ist das einzige Exemplar seiner Art.«
»Costa hat ihn mir geschenkt, bevor er starb.«
»Er ist Costas Experiment. Du hättest ihn den zuständigen Stellen übergeben müssen.«
»Ich wollte erst genau wissen, was es mit ihm auf sich hat«, verteidigte sich Jipsy eigensinnig.
»Nun weißt du es«, sagte Johanna spöttisch. »Was wirst du jetzt tun?«
»Ich weiß es noch nicht, ich fürchte mich…«
»Wovor?« fragte Jasons Frau.
»Vor der Konsequenz. Johanna ist kein Tier mehr.«
»Du hättest eben auf mich hören sollen«, sagte Raquil vorwurfsvoll. »Johanna gehört in die Hände von Fachleuten.«
»Ihr streitet euch um des Kaisers Bart«, sagte Johanna. »Ich entscheide selbst, was mit mir geschieht.«
Eine Pause trat ein. Jason wagte nicht, die Augen völlig zu öffnen. Dann sagte Raquil leise: »Vielleicht habt ihr recht; ich kann nicht für ihn entscheiden. Es ist anmaßend von mir. Johanna hat augenscheinlich eine eigene Vernunft.«
»Auch das wollte ich beweisen. Johanna kann kein Objekt menschlicher Willkür mehr sein. Indem er den Havariepiloten einschaltete, hat er vernünftig gehandelt.«
»Ich habe mir nichts vorzuwerfen«, sagte Raquil. »Das Schiff hat sogar die etwas harte Landung gut überstanden.«
»Du hast korrekt gehandelt«, sagte Jasons Frau. »Wenn es nicht so ernst wäre, müßte man über all die sonderbaren Umstände, die zu Jasons Unfall geführt haben, lachen.«
Raquils Stimme klang erleichtert. »Ich hatte es Jipsy nicht direkt verboten, Johanna mitzuschicken; ich hatte nur Bedenken. Die Situation mit Jason war ohnehin gespannt. Er ist ein Dickschädel.«
»Hört auf, euch zu streiten«, mauzte Johanna und rollte sich auf Jipsys Schoß zusammen. Offensichtlich war das Thema für ihn beendet.
Jason, der bisher durch die Lidspalte blinzelnd die Gesellschaft beobachtet hatte, lachte nun prustend, daß die Anwesenden bis auf Johanna zusammenfuhren.
Raquil und Jipsy fielen einander in die Arme. Sie überboten sich mit Beglückwünschungen, als wäre Jasons Wiederkehr ins Leben ihr persönlicher Erfolg. Sie packten sich bei den Schultern, als wollten sie sich gegenseitig zerreißen.
»Siehst du«, schrie Jipsy, »der Erfolg gibt dem Sieger recht!«
»Eigentlich hatte ich nie etwas dagegen.«
»Aber eigentlich war es dir zu riskant!«
Sie lachten, bis Raquil schnaufend nach Luft rang.
»Macht endlich, daß ihr rauskommt«, rief Jason, »ihr stört!«
Jipsy steckte noch einmal den Kopf durch die Tür, zwinkerte, sah Jasons Frau an und sagte: »Wir warten unten auf euch, der Arzt hat’s erlaubt, Töchterchen.«
Es war still im Zimmer. Nur die Atemzüge
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