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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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vor Angst. In den Tagen nach dem Gewitter hatte sie vermieden, ihn zu treffen.
    »Hoffentlich läßt er dich zufrieden«, fuhr Olga fort.
    »Es gibt nichts Lästigeres als aufdringliche Nachbarn.«
    »Na ja, ein bißchen zutraulich ist er schon. Pflanzt mir Blumen, schneidet die Bäume, rettet mich aus Unwettern. Ehrlich gesagt, ich glaube, er ist in mich verschossen.«
    »Na, herzlichen Glückwunsch!« Olga lächelte spöttisch.
    Wie aufs Stichwort winkte Mattuschek rüber und rief: »Wie geht’s Ihnen? Alles gut überstanden? Sie werden staunen, wen wir zu Besuch kriegen! Wenn Sie nicht auch bald mal kommen, sind wir wirklich beleidigt!«
    Er hob einen Fotoapparat ans Auge und schoß schnell einige Bilder.
    »Sie bieten einen bezaubernden Anblick!« sagte er entschuldigend.
    Mit Blick auf Olga fügte er schnell an: »Ihre Freundin dürfen Sie natürlich mitbringen!«
    Olga rief: »Danke für die Einladung!« und schnitt, unsichtbar für Mattuschek, eine Grimasse.
    Sie stand auf. »Laß uns schwimmen gehen, Kate! Ich löse mich allmählich in meine Bestandteile auf.«
     
    Der Waldweiher hatte nichts von der beschaulichen Ruhe, die frühmorgens dort herrschte. Die Liegewiese war überfüllt, kreischende Kinder sprangen von einem Steg ins Wasser, junge Väter schwenkten ihre Babys durch die Fluten.
    »Idyllisch!« bemerkte Olga und zog eine Augenbraue hoch.
    »Ich war noch nie am Sonntag hier«, entschuldigte sich Kate, selbst erschrocken über den Rummel.
    »Egal«, beschloß Olga und zog mit einer energischen Bewegung das Kleid über den Kopf. Ein schwarzer Badeanzug kam zum Vorschein, ebenso schlicht wie teuer, vermutete Kate.
    Sie folgte ihrer Freundin ins dunkle Wasser des Moorsees, das schwer, fast ölig wirkte und angeblich unheimlich gesund war für die Haut.
    »Herrlich!« prustete Olga, auf dem Rücken liegend.
    Sie paddelte mit den Beinen und spritzte dabei wie ein übermütiger Teenager. Dann drehte sie sich auf den Bauch und schwamm mit langen Zügen neben Kate her.
    »Was tut sich an der Geschlechterfront?« erkundigte sie sich.
    »Wovon sprichst du bitte?« gab Kate zurück. »Ich habe Männer aus meinem Leben gestrichen. Vielleicht nicht für immer, aber sicher für die nächsten hundert Jahre.«
    »Das glaubst du doch selbst nicht«, entgegnete Olga trocken. »Du mußt dich nur von der Vorstellung verabschieden, daß irgendwo Mr. Right auf dich wartet. Dann kannst du jede Menge Spaß haben.«
    »Und, hast du Spaß?«
    »Mehr als genug. Die ersten Scheidungsopfer kommen jetzt auf den Markt, da ist immer was dabei. Nicht fürs Leben, davon sind die geheilt. Aber für ’ne kleine Affäre langt’s.«
    Kate blinzelte zwischen zwei Zügen zu Olga hinüber.
    »Danke, Scheidungsopfer bin ich selbst.«
    »Ach, richtig«, Olga lachte, »habe ich ja ganz vergessen.«
    Sie holte Luft, tauchte in die Tiefe des Sees und blieb so lange verschwunden, daß Kate unruhig wurde. Endlich kam sie, einige Meter entfernt, wieder an die Oberfläche.
    »Wenigstens hast du’s mal ausprobiert. Das Heiraten, meine ich.«
     
    Im Nachbargarten waren die Gäste eingetroffen.
    Ein dicker, ungepflegt wirkender Typ in einem Hawaii-Hemd fläzte sich in Gesellschaft eines vollbusigen Pamela-Andersen-Verschnitts am Kaffeetisch, der unter der Last von unzähligen Kuchenplatten fast zusammenbrach.
    Mattuschek dienerte in einem viel zu warmen Anzug um den Tisch herum und machte pausenlos Fotos, Gudrun servierte ihren Gästen gerade ein Bier.
    »Sag mal, ist das nicht …« Olga kniff die Augen ein bißchen zusammen; sie war kurzsichtig, trug aber aus Eitelkeit keine Brille. »Das ist doch dieser abgewrackte Schlagerheini, wie heißt er noch …«
    Kate sah ebenfalls angestrengt rüber. »Du meinst Sky König?«
    »Genau! Ist er doch, oder?«
    Kate nickte. Ja, der Typ sah wirklich so aus, nur noch fetter und unsympathischer als im Fernsehen.
    »Komm heut nacht zu mir …«, trällerte Olga die erste Zeile des berühmtesten Sky-König-Hits.
    »Daß dein Nachbar solche Leute kennt!« Sie kicherte. »Schau dir bloß mal die Blonde an, echt der Hammer!«
    Kate kochte Kaffee und servierte Eis und Obstsalat.
    Olgas Anwesenheit entspannte sie. Man konnte mit ihr so schön über die Schwächen anderer lästern und dabei vergessen, daß man selbst nicht perfekt war.
    Die Party nebenan begann, aus dem Ruder zu laufen. König hatte wohl zuviel Bier gekippt und schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Kuchenplatten tanzten.
    »Die ham doch alle

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