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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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streiten?«
    Samuel verneint. Kate schildert ihm Mattuscheks Versuche, ihr die Existenzgrundlage zu entziehen.
    »Wovon sollen wir leben, wenn ich meinen Beruf nicht mehr ausüben kann?« fragt sie.
    Samuel sieht sie nur finster an. »Dann geh halt richtig arbeiten, wie andere Leute auch«, gibt er ungerührt zurück.
    Die Empörung schnürt ihr den Hals zu. »Richtig arbeiten? Was meinst du mit ›richtig‹ arbeiten?«
    »Na, in einem Büro oder einer Firma. Deine doofen Flöten sind doch überhaupt kein richtiger Beruf!«
    Er rennt aus dem Zimmer, knallt die Tür hinter sich zu.
     
    Die Erinnerung an diese Szene ließ Kates Blutdruck in die Höhe schnellen. Tak-tarak, tak-tarak, klopfte ihr Herz, und sie fühlte, wie leichter Schwindel sie ergriff. Nein, sie würde diesem Dreckskerl nicht die Hand reichen. Sie würde um ihr Recht kämpfen. Zum Glück hatte sie Olga.
    Der Richter verlas allerhand Belehrungen, die von juristischen Fachausdrücken strotzten. Wie immer, wenn sie etwas nicht verstand, schaltete Kate ab. Sie hatte einen fast unüberwindlichen Widerwillen dagegen, sich mit solchen Dingen zu befassen. Verträge, Gebrauchsanweisungen, amtliche Formulare, Steuererklärungen – all das löste eine lähmende Langeweile in ihr aus. Mit aller Kraft mußte sie sich zwingen, dem Fortgang der Verhandlung zu folgen.
    Mattuschek war wutentbrannt aufgesprungen und redete auf den Richter ein. Er behauptete, Kate habe ihn böswillig getäuscht, weil sie sich mit »Allgöwer« vorgestellt habe, dabei heiße sie »Moor«, das wisse doch jedes Kind, schließlich sei sie eine prominente Sportlerin, aber das gebe ihr noch lange nicht das Recht, ihn zu schikanieren, er sei nur ein ganz normaler Bürger, der um sein Recht kämpfe, sie bilde sich wohl ein, einen Promi-Bonus zu haben, vermutlich stecke sie sowieso mit den Behörden unter einer Decke, das sei doch typisch, daß solche Leute bevorzugt würden, und überhaupt könne er gar nicht verstehen, warum man sich die Mühe eines Gerichtsverfahrens mache, der Schuppen gehöre abgerissen, aus, fertig, und der unerträgliche Lärm müsse sofort aufhören, sonst …
    Der Richter hörte belustigt eine Weile zu, dann hieb er mit der Faust auf den Tisch.
    »Ruhe jetzt! Noch ein Wort, und ich belange Sie wegen Mißachtung des Gerichts!«
    Mattuschek hörte so plötzlich auf zu reden, als hätte man ein Radio abgestellt. Fast hätte Kate eine bissige Bemerkung gemacht, aber dann fiel ihr ein, was Olga ihr vor der Verhandlung eingeschärft hatte: »Du hältst die Klappe, verstanden? Du redest nur und ausschließlich, wenn der Richter dich fragt.«
    Und das tat der Richter nun. Er erkundigte sich nach Kates Namen und Adresse, nach ihrem Beruf und ihren Einkommensquellen, und obwohl ihr das ziemlich unsinnig erschien, weil ihm alle diese Angaben sicher vorlagen, beantwortete sie folgsam seine Fragen.
    »Sie geben also Flötenunterricht?« fragte er.
    Kate nickte.
    »Sind Sie denn ausgebildete Flötenlehrerin?«
    Sie verneinte.
    »Haben Sie ein Gewerbe angemeldet?«
    Kate sah hilfesuchend zu Olga. Was wollte der Richter hören? Sie überlegte kurz, dann sagte sie wahrheitsgemäß: »Nein, habe ich nicht.«
    Der Kopf des Richters schoß nach vorne, und er sagte schnell: »Wir können also davon ausgehen, daß Sie Ihre Einkünfte aus diesem sogenannten Flötenunterricht nicht versteuern, stimmt’s, oder habe ich recht?«
    »Einspruch!« ertönte Olgas Stimme. »Hier geht es nicht um Fragen der Steuermoral, sondern um eine Anzeige wegen Lärmbelästigung. Ob und wie meine Mandantin ihre Einkünfte versteuert, ist nicht Gegenstand dieses Verfahrens!«
    »Sehr richtig, meine Liebe«, sagte der Richter und lächelte maliziös. »Aber es geht doch darum, herauszufinden, ob Ihre Mandantin den beanstandeten Lärm rechtmäßig vollführt und wie lange sie dazu noch Gelegenheit haben wird. Sie können es sich aussuchen. Entweder, ich untersage Ihrer Mandantin den Flötenunterricht hier und jetzt, oder der Antragsteller wird die Gelegenheit nutzen, die Dame wegen unerlaubter Ausübung eines Gewerbes und Steuerhinterziehung ein weiteres Mal vor Gericht zu bringen.«
    Olga sprang wutentbrannt auf.
    »Ich bitte um eine kurze Unterbrechung für eine Beratung mit meiner Mandantin!«
    »Stattgegeben«, sagte der Richter und lächelte.
    Olga zog Kate, die nur halb verstanden hatte, was gerade vor sich gegangen war, hinaus auf den Flur. Kate begegnete dem triumphierenden Blick von Mattuschek und

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