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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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ihrem Blick gefolgt war, sah sie überrascht an.
    »Du glaubst …«
    Kate nickte. »Ich bin mir sogar sicher.«
    Jetzt rief Samuel: »Nein, das ist nicht wahr, so was würde Willi nie tun! Stimmt’s, Willi?«
    Er lief zur Hecke und warf hilfesuchende Blicke hinüber.
    Die beiden Nachbarn, denen die Situation offensichtlich unangenehm wurde, erhoben sich gleichzeitig. Im Weggehen sagte Mattuschek kalt: »Deine Mutter sollte aufpassen mit solchen Verdächtigungen, sonst kriegt sie noch eine Anzeige.«
    Er verschwand im Haus, dicht gefolgt von Gudrun, die die Terrassentür gar nicht schnell genug zuschlagen konnte.
    Samuel lief weg. Kate rief ihm nach, bekam aber keine Antwort.
    »Sympathischer Zeitgenosse«, meinte Franz kopfschüttelnd und legte den Arm um Kate.
    Im Gras sitzend, an ihn geschmiegt, erzählte Kate von all den Schikanen, mit denen der Nachbar ihr das Leben schwermachte.
     
    Sie hat eine neue Flötenschülerin. Eva ist ein schüchternes Ding, das seit Beginn der Stunde noch keine drei Worte gesagt hat. Obwohl sie zum ersten Mal in ihrem Leben eine Flöte in der Hand hält, schafft sie es sofort, fehlerlos eine Tonleiter zu spielen. Kate lobt sie und freut sich über das musikalische Mädchen.
    Plötzlich fliegt die Tür auf, und Mattuschek steht schnaubend im Raum. »Aufhören«, brüllt er, »sonst rufe ich die Polizei!«
    »Damit können Sie mich nicht einschüchtern!« brüllt Kate zurück. »Raus hier, sonst rufe ich die Polizei!«
    Evas Augen weiten sich, ihre Mundwinkel fangen an zu zittern. Kate nimmt sich ihr zuliebe zusammen.
    »Wie Sie wissen, Herr Mattuschek«, sagt sie mit beherrschter Stimme, »ist das hier mein Beruf. Noch haben Sie es nicht geschafft, mir die Ausübung verbieten zu lassen!«
    »Das interessiert mich nicht! Dieser gräßliche Lärm hört sofort auf, sonst …«
    Die Augen treten ihm aus dem Kopf vor Wut, und Kate bekommt plötzlich Angst, er könnte zuschlagen.
    Eva laufen die Tränen übers Gesicht.
    Beruhigend streicht Kate ihr übers Haar und flüstert:
    »Hör nicht hin, der spinnt!«
    »Ich werde Sie schon kleinkriegen, Sie Hochstaplerin, darauf können Sie sich verlassen!« brüllt Mattuschek und läßt die Tür krachend hinter sich ins Schloß fallen.
    Eva schluchzt jetzt haltlos und sagt mit vibrierender Stimme ihren ersten vollständigen Satz: »Ii … ich will na … aach Hause.«
    Kurz darauf erhält Kate einen Anruf von Evas erboster Mutter, die ihr mitteilt, daß ihre Tochter an diesem Tag zum ersten und letzten Mal beim Flötenunterricht gewesen sei.
     
    »Verstehst du jetzt, warum ich mich aufrege?« fragte Kate.
    Franz, der halb empört, halb belustigt ihrer Erzählung gelauscht hatte, sagte: »Ach, komm, so einen darf man doch nicht ernst nehmen.«
    »Du hast Nerven! Der versucht, meine Existenz zu ruinieren!«
    Empört rückte Kate ein Stück von ihm ab. Franz rückte nach.
    »Glaub mir, das beste ist, du läßt einen Anwalt den juristischen Teil regeln, und ansonsten ignorierst du den Kerl.«
    »Aber er hat den Baum kaputtgemacht! Wie soll ich das ignorieren?« fragte Kate verzweifelt.
    Sie ließ ihre Blicke durch den Garten schweifen. Mit Bedauern betrachtete sie die vielen unreifen Äpfel, die an den Zweigen des getöteten Baumes hingen. Sie hatten das Wachstum irgendwann eingestellt, waren verkümmert, bevor sie ganz entwickelt gewesen waren. Dabei wäre es eine phantastische Ernte geworden, mindestens zweihundert Kilo, schätzte Kate.
    Samuel fiel ihr ein. Wo er wohl hingelaufen war? Wahrscheinlich hatte er sich wieder in seiner Höhle unterm Schuppendach verkrochen.
    Noch nie hatte zwischen ihnen eine so feindselige Stimmung geherrscht, und Kate ertrug diesen Zustand kaum. Wie schön wäre es, jemanden zu haben, der die Verantwortung für den Jungen mit ihr teilen würde. Nachdenklich betrachtete sie Franz, der mit einem Stöckchen den Kater foppte.
     
    Ritas Vergeltungsschlag gegen ihren untreuen Mann zeigte eine erstaunliche Wirkung: Alex war wie ausgewechselt. Er machte keine Überstunden mehr, brachte seiner Frau fast täglich Blumen oder Geschenke – kurz, er verhielt sich wie der perfekte Ehemann. Rita, die nach der denkwürdigen Nacht überzeugt gewesen war, er würde sie nun verlassen, blühte auf.
    »Es war genau das, was er gebraucht hat«, stellte sie immer wieder verblüfft fest. »Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich ihm schon früher einen Schlägertrupp auf den Hals gehetzt.«
    »Männer sind wie Kinder, man muß ihnen hin und

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