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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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Alex.
    Malise stieß ein wütendes Knurren aus und stieß Rita von sich weg. Die torkelte gegen die Brüstung und wäre um ein Haar abgestürzt. Erschrocken kauerte sie sich neben Inge, die ihr tröstend über den Kopf strich.
    »Dem hat es auch nicht geschadet«, sagte sie leise.
    Von unten meldete sich einer der Männer.
    »Was soll das jetzt heißen – hammer den Falschen erwischt oder was?«
    »Ihr könnt nichts dafür. Schleichts euch!« befahl Malise.
    Murrend trollten sich die Männer und verschwanden einer nach dem anderen in der Dunkelheit.
    Die Frauen stiegen vom Hochsitz. Niemand sagte ein Wort. Unten warf Malise einen verächtlichen Blick auf Alex.
    Im Auto brach Kate schließlich das Schweigen.
    »Was ist eigentlich passiert, Malise?«
    »Das kann ich dir sagen«, schnaubte Malise. »Heute abend war Handballtraining. Danach sollte Rita den Haberern zeigen, wen sie sich schnappen sollen. Und die blöde Kuh hat ihnen nicht Mattuschek gezeigt, sondern Alex!«
    Gegen ihren Willen mußte Kate grinsen. Rita war doch gerissener, als sie gedacht hatte. Trotzdem ärgerte sie sich, daß Mattuschek auf diese Weise verschont geblieben war.
     
    Wenige Tage nach dem mißglückten Haberfeldtreiben tauchte Mattuschek mit einem Gipsarm auf und schritt mit der Miene eines verletzten Kriegshelden den Gartenweg auf und ab, bis er Kate entdeckte.
    »Das wird ein Nachspiel haben!« brüllte er und hob anklagend seinen bandagierten Arm.
    Kate begriff nicht, was er meinte.
    Malise erzählte ihr schließlich, wie sie Mattuschek auf einem einsamen Waldweg begegnet war; er auf dem Fahrrad, sie im Auto.
    »Ganz allein, keine Zeugen, verstehst du? Ein kleiner Ruck am Lenkrad, und zack, schon lag er im Graben!«
    Kate lachte.
    »Aber warum beschuldigt er mich?« wollte sie wissen.
    »Na, ich hatte doch dein Auto!«
    Endlich begriff Kate.
    »O Mann, mußte das wirklich sein?« sagte sie ärgerlich. »Als hätte ich nicht schon genug Ärger mit dem Kerl!«
    Ihre Nachbarin musterte sie unbeeindruckt. »Stell dich nicht an. Er hat keinerlei Beweise. Wenn er dich anzeigt, steht Aussage gegen Aussage. Jeder Richter nimmt dir ab, daß es wieder eine seiner Schikanen ist.«
    Kate fragte sich, was sie von Malise halten sollte. Sie war so unberechenbar. Im einen Moment liebevoll und zugänglich, im nächsten kalt und abweisend. Man wußte nie, was sie als nächstes tun würde. So faszinierend sie war, man konnte ihr nicht trauen.
    Als spürte Malise, was in Kate vorging, legte sie den Arm um sie.
    »Du Dumme«, flüsterte sie mit beschwörender Stimme, »ich hab’ das doch für dich getan!«
    Plötzlich küßte sie Kate auf den Hals. Es verursachte ein angenehmes Prickeln, wie Kate überrascht feststellte.
     
    Nach ihrer Scheidung fand sich Kate also erneut in einem Gerichtssaal wieder. Diesmal im Amtsgericht, und die Angelegenheit, die verhandelt wurde, hieß nicht »Allgöwer gegen Allgöwer«, sondern »Mattuschek gegen Moor«.
    Kate saß blaß und angespannt auf ihrem Platz, neben ihr Olga, die gelegentlich beruhigend das Bein gegen ihres preßte.
    Gegenüber, nur wenige Meter entfernt, hockte Mattuschek, ebenfalls in Begleitung seines Anwaltes, eines dicklichen, schwitzenden Glatzkopfes, der geschäftig in seinen Papieren kramte.
    Mattuschek, der seinen Arm immer noch bandagiert hatte, wich ihrem Blick aus. So konnte Kate in aller Ruhe sein Gesicht studieren und sich fragen, wie es passieren konnte, daß dieser Mann sich von ihrem glühenden Verehrer zu ihrem schlimmsten Feind gewandelt hatte.
    Es erschien ihr so sinnlos. Eine Sekunde überlegte sie, ob sie zu ihm gehen, ihm die Hand reichen und sagen sollte: »Kommen Sie, Willi, vertragen wir uns. Ist es nicht eine Schande, unsere wertvolle Lebenszeit mit diesen kleinlichen Streitereien zu vergeuden?«
    Aber sie brachte es nicht fertig. Sie hatte Angst, zurückgewiesen zu werden. Angst, sich vor allen hier im Gerichtssaal lächerlich zu machen. Und in Wahrheit wollte sie sich auch nicht versöhnen. Sie wollte siegen.
    Vor ein paar Tagen erst hatte sie gespürt, wie der Haß, den er in sich trug, auf sie übergegriffen hatte.
     
    Samuel fliegt ihr an den Hals, seine Stimme ist flehend, die Augen voll tiefblauer Tränen.
    »Bitte, Mam, du mußt dich wieder mit Willi vertragen, sonst läßt er mich nicht im Festkomitee mitmachen!«
    Kate erstarrt. Jetzt benutzt er also Samuel, um Druck auszuüben. Sie fühlt sich hilflos, wütend.
    »Weißt du überhaupt, warum er und ich

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