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Der Mann von Nebenan

Der Mann von Nebenan

Titel: Der Mann von Nebenan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amelie Fried
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wieder ihre Grenzen zeigen«, stellte Inge fest.
    »Woher weißt du das, du hattest doch nie Kinder«, wunderte sich Kate.
    Inge grinste. »Aber Männer.«
    Auf jeden Fall hatte diese Strafaktion mehr Wirkung bei Alex gezeigt als das ewige Gejammer und Genörgel seiner Frau. Plötzlich schien er wieder Respekt vor ihr bekommen zu haben.
    Malise dagegen blieb unversöhnlich.
    »Du bist und bleibst eine Schlampe«, hatte sie gefaucht, als Rita einen Versöhnungsversuch unternommen hatte.
    »Und du hältst dich für den Mittelpunkt der Welt!« hatte Rita zurückgegiftet. »Wenn nicht alles nach deiner Pfeife tanzt, flippst du aus.«
    Seither hatten die beiden nicht mehr miteinander gesprochen.
    Auch mit Fabian, ihrem Schreiner fürs Bett, lag Malise im Clinch. Kate wurde Zeugin eines erbitterten Streits, in dessen Verlauf Malise ihn vor die Tür setzte. Irgendeine »blonde Wumme« hatte sich zwischen die beiden gedrängt.
    Kate beobachtete staunend, wie Malise sich heulend aufs Sofa warf: eine ziemlich untypische Reaktion für sie, die normalerweise nicht mehr Energie in eine Beziehung investierte, als nötig war, um einen Kasten Bier aus dem Keller zu holen.
    Wer in den nächsten Tagen leichtsinnig genug war, sie anzusprechen, kassierte eine wütende Abfuhr. Malise war außerstande, ihre Gefühle für sich zu behalten. Kate beneidete sie um ihr ungezügeltes Temperament. Wie befreiend mußte es sein, wenn man ohne Rücksicht auf Verluste seine Emotionen ausleben konnte!
     
    Wiiiiuwiiiiuwiiiiu! Die Sirene riß Kate einige Nächte später aus dem Tiefschlaf. Sie sprang mit beiden Beinen gleichzeitig aus dem Bett und raste in Samuels Zimmer.
    »Sammy, Schätzchen, bist du okay?«
    Sie schaltete die Deckenlampe ein, die den Raum schlagartig in helles Licht tauchte.
    Samuel hob den Kopf und blinzelte sie schlaftrunken an.
    »Was’n los, Mam, warum weckst du mich?«
    Die Sirene erklang erneut.
    »Brennt es?« Samuel rieb sich die Augen und gähnte.
    »Ja, das muß Feueralarm sein. Riechst du was?« Kate schnupperte ängstlich.
    »Nee, überhaupt nichts.«
    Kate öffnete das Fenster und schlug die Läden zurück, aber sie konnte nichts entdecken.
    Da und dort gingen ebenfalls Lichter an und Fenster auf; besorgte Gesichter erschienen und verschwanden wieder.
    »Vielleicht auf der anderen Seite?«
    Samuel, jetzt endgültig wach, verließ sein Bett und lief ins Badezimmer. Kate folgte ihm.
    Auch auf dieser Seite konnte man nicht die geringste Spur eines Feuers sehen. Statt dessen entdeckten Kate und Samuel zu ihrer Verblüffung Malise, die in einem Liegestuhl lag, eine Flasche in der Hand und einen Zigarillo im Mund. Sie schleuderte Dartpfeile auf ihren Geräteschuppen und grölte: »Übermorgen koch ich, morgen back ich, heute nacht hau ich die Sau aus dem Bett!«
    Kate und Samuel sahen sich an.
    »Geh wieder schlafen«, befahl Kate ungewöhnlich streng.
    Samuel, der das merkwürdige Schauspiel gerne noch länger beobachtet hätte, folgte widerwillig.
    Als er in seinem Zimmer war, beugte sich Kate aus dem Fenster.
    »Sssst«, machte sie.
    Malise reagierte nicht. Erst als Kate mehrmals ihren Namen rief, hörte sie auf zu singen und hob den Kopf.
    »Hier bin ich!« rief Kate und winkte.
    »Komm runter, trink einen Schluck mit mir«, rief Malise in einer Lautstärke, die Tote zum Leben erweckt hätte.
    Kate hatte das Gefühl, Malise könnte Hilfe gebrauchen. Schnell lief sie runter in den Garten. Dort nahm sie die Abkürzung durch das Loch in der Hecke, wo Simon und Samuel immer durchkletterten.
    Als sie am Geräteschuppen vorbeikam, bemerkte sie erschrocken, daß dort ein T-Shirt hing, in dem sie Fabian kürzlich gesehen hatte. Es war von Pfeilen durchbohrt.
    »Du bist ja völlig betrunken«, stellte Kate fest, als sie ihre Nachbarin aus der Nähe sah.
    »Na, und? Was geht dich das an?« gab Malise zurück, und es klang nur deshalb nicht so unfreundlich, wie es gemeint war, weil ihre Sprechweise durch den fortgeschrittenen Grad ihrer Alkoholisierung ziemlich verwaschen war.
    Kate nahm keine Notiz davon.
    »Also, welche Sau willst du aus dem Bett hauen?« fragte sie. Bestimmt hatte Malise irgendeine Dummheit vor, die sie vielleicht noch verhindern könnte.
    Die Sirene hatte endlich aufgehört.
    »Wiiiuuuwiiiuuwiiiuuu!« imitierte Malise den Klang und lachte ein heiseres, kehliges Lachen.
    Kate schüttelte den Kopf.
    »Willst du wissen, was das für ein Alarm war?« fragte Malise mit blitzenden Augen.
    Plötzlich wirkte sie ganz

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